2024-05-15T11:26:56.817Z

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Alexander Kork.
Alexander Kork. – Foto: Bernd Seyme

„Die Voraussetzungen in den Vereinen sind komplett anders“

TSG Koordinator Alexander Kork freut sich auf Planungssicherheit durch neuen Kunstrasenplatz

Der Sportpark Gretesch wurde um eine Attraktivität reicher. Anstelle des alten Tennenplatzes wurde ein moderner Kunstrasenplatz installiert. Wir haben Alexander Kork, Koordinator Sport bei der TSG, befragt, welchen Nutzen das neue Spielfeld für die Entwicklung des Herrenfußballs in seinem Verein bringen kann. Der Club besitzt aktuell lediglich eine Herrenmannschaft im Spielbetrieb. Die erste Mannschaft ist vor Kurzem in die Kreisliga aufgestiegen ist. Der Osnabrücker Traditionsverein hat im Herrenfußball sportlich schon deutlich bessere Zeiten erlebt. In den 70er Jahren spielte eine Mannschaft um die aktuellen Vorstandsmitglieder Jürgen Bußmann und Philip König noch in der damals über der Bezirksklasse angesiedelten Bezirksliga. Mit den Trainern Karl Heinz (Zorro) Wöbker, Heinz Koch und „Mecki“ Wittfoth drücken ehemalige VFL-Profis dem Team ihren Stempel auf. Heute spielt bei der TSG im Herrenfußball der Leistungssport keine Rolle. Breitensport und Förderung des Jugendfußballs sind eher angesagt. Alex Kork stellt im nachfolgenden Interview klar, dass die Fokus des Vereins anders als bei anderen Vereinen nicht allein auf Fußball liege. Er freut sich über Planungssicherheiten im Trainingsbetrieb des Großvereins. Kork verweist auch auf die Schwierigkeiten eines Großvereins in Corona-Zeiten und zeigt uns auf, wo es bei der Verteilung der Trainingszeiten noch zwickt. Das umfassende und interessante Interview im Wortlaut:
Auf der Sportanlage in Gretesch ist der neue Kunstrasenplatz freigegeben worden. Nachdem die äußeren Voraussetzungen optimiert worden sind, welchen positiven Schub erwartest Du für die Fußballabteilung der TSG und insbesondere für euer Kreisliga-Team?
Für unsere Kreisligatruppe sind optimale Trainingsbedingungen natürlich sehr gut. Sie garantieren einen regelmäßigen Trainingsbetrieb über das gesamte Jahr. Außerdem sind diese ein gutes Argument, um gute Kicker ins Boot zu holen bzw. die vorhandenen zu halten. Alle Trainer der Erwachsenen- und Kindermannschaften können jetzt verlässlich planen. Wegen des Fehlens der Turnhalle Waldschule - die inzwischen abgerissen und neugebaut wurde - hatten wir im Winter im Bereich Kindertraining heftige Probleme. Das ist Gott Dank jetzt auch behoben.

Im Gretescher Umfeld befinden sich mit dem VFR Voxtrup, SC Lüstringen und BW Schinkel etablierte Konkurrenten. Was muss passieren, damit die TSG mit ihren Voraussetzungen langfristig zu den Clubs in der Nachbarschaft sportlich aufschließen kann?
Die Voraussetzungen in den anderen Vereinen sind komplett anders. Dort liegt der komplette Fokus auf dem Fußball, bei uns verteilt sich dieser auf viele ambitionierte Abteilungen. Dazu kommt die 1. Frauenmannschaft, die in der Regionalliga spielt mit hohen Reisekosten - da ist innerhalb des Vereins die Konkurrenz um die Mittel groß. Insgesamt muss sich die Abteilung aber breiter aufstellen. Die Aufgaben müssen auf mehrere Schultern verteilt werden. Konzeptionell können wir mit jedem locker mithalten, an der Manpower fehlt es, um die Talente dann auch zu halten. Seit dem Beginn der JSG mit dem VfR Voxtrup sind wir aber auf dem richtigen Weg.

Die TSG besitzt lediglich eine Herrenmannschaft trotz optimaler Sportanlage und guter Jugendarbeit. Was muss sich in Gretesch ändern, damit sich der Herrenfußball schnell an Quantität und Qualität zulegen?
Wir haben nicht eine, sondern drei Herrenmannschaften, wenn man die Alte Herren und den Väterkick mitzählt. Spielbetriebsmannschaften auszubauen, ist nicht unsere einzige Ambition, vor allem, weil diese nicht mehr den Nerv aller Kicker treffen. Viele Vereine haben 40 Mann-Kader, von den aber gerade einmal elf am Sonntag vor Ort sind. Das gab es vor zehn Jahren auch noch nicht. Fußball ändert sich mit der Gesellschaft und wir müssen Wege finden, möglichst viele Menschen mit dem Fußball im Breitensport zu begeistern.

Dazu zählen Wettkampf, Hobby und Reha-/Behindertensport. Ändern muss sich auf jeden Fall, dass der TSG-Fußball auf so wenige Schultern verteilt ist. Trainingszeiten wären möglich, der Verein hat gute Möglichkeiten im Winter, mit Kunstrasen und Fitnessstudio, aber die Ehrenamtler fehlen, die Bock auf TSG-Fußball haben. Den vorhandenen Trainern wollen wir auch keine weiteren Aufgaben zumuten, weil sie genug mit den Truppen zu tun haben und man froh sein muss, dass heutzutage überhaupt noch jemand Trainer sein möchte.

Mehrere Vereine im Gretescher Umfeld nutzten die neue Kunstrasenfläche. Wie problematisch ist es, die verschiedenen Interessen und Wünsche aller Clubs unter einen Hut zu bringen und habt ihr eine für alle zufrieden stellende Lösung finden können? Eigentlich stand ein Plan bereits zu 95%, abgestimmt mit Voxtrup und Lüstringen, bevor die Stadt Osnabrück die endgültige Planung inklusive einer Zeit für BW Schinkel bestimmt hat. Zur Zeit ergibt sich bei der Verteilung nur ein Sommer-/Winterproblem, da wir gerne ganzjährig den Platz nutzen werden – die externen Vereine sicher nur vornehmlich im Winter. Ansonsten stehe ich mit den Vereinen im Austausch und wir werden Kommunikationswege aufbauen, um die Anlage möglichst optimal ausnutzen zu können, auch am Wochenende, wenn wir coronabedingt irgendwann mal wieder dürfen.

Wo zwickt es noch?
In der Corona-Zeit zwickt die Ungewissheit. Für den Verein ist es wichtig, dass eine gewisse Planungssicherheit herrscht, damit die Mitglieder nicht abspringen. Das bessert sich jetzt sicher durch den neuen Kunstrasenplatz. Und flexibler muss das Konstrukt Spielbetrieb auch werden. Die Verbände haben zumindest zeitweise versuchen müssen flexibler zu werden. Dies wird in Zukunft immer wichtiger, da sich der Fußball ändert, Mannschaftszahlen sinken usw. Wir haben vor ein paar Jahren innerhalb von drei Monaten eine A- und B-Jugend verloren, weil die Verbände keine Regelungen ermöglicht haben extrem leistungsschwachen Teams, auch jahrgangsübergreifend, Spielmöglichkeiten zu bieten. 4 Jahrgänge auf einmal weg.

Seitdem wird viel geredet, aber nichts umgesetzt. Für uns ist der Breitensport das entscheidende Kriterium, nicht der Leistungssport. Ich habe ein wenig die Befürchtung, dass das Aussieben von Talenten nun noch weiter verschärft wird, da der DFB merkt, dass die Nachwuchsqualität nicht mehr stimmt bzw. nicht mehr konkurrenzfähig ist. Das Abwerben von jungen Kickern war vor der Corona-Zeit und auch in der diesjährigen Wechselperiode ein sowas von nerviges Thema, was sicher noch einmal auf die Tagesordnung, auch bei den Fusionsgesprächen, kommen sollte. Das ist mit Sicherheit wichtiger als die Einteilung, wer in der Nord- oder Südstaffel spielt.
Aufrufe: 02.12.2020, 13:00 Uhr
Michael EggertAutor