2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Wiedersehen mit alten Weggefährten anlässlich des DFB-Pokalspiels beim VfL Sindelfingen (von links): Stefanie Grimm, Tamar Dongus, Fabienne Dongus und Nadine Rolser Foto: Zvizdic
Wiedersehen mit alten Weggefährten anlässlich des DFB-Pokalspiels beim VfL Sindelfingen (von links): Stefanie Grimm, Tamar Dongus, Fabienne Dongus und Nadine Rolser Foto: Zvizdic

Die "Kämpferinnen": Tamar und Fabienne Dongus

Die Zwillingsschwestern aus Deckenpfronn sind längst im Bundesligateam der TSG Hoffenheim etabliert

Als Tamar Dongus und ihre um zwei Minuten jüngere Schwester Fabienne noch für den VfL Sindelfingen ihre Kickschuhe schnürten, kam es schon mal vor, dass bei winterlichem Wetter und dadurch gesperrten Plätzen auf dem Parkplatzasphalt vor dem Floschenstadion trainiert wurde. „Das waren noch Zeiten“, kann Fabienne Dongus heute darüber nur noch schmunzeln. Mittlerweile im vierten Jahr bei der TSG 1899 Hoffenheim in der Ersten Bundesliga am Ball, hat sich für die Zwillingsschwestern aber viel verändert. „Zum Guten hin“, wie Tamar Dongus bestätigt. „In Hoffenheim finden wir allerbeste Voraussetzungen vor. Das ist im Vergleich zu Sindelfingen ein Unterschied wie Tag und Nacht.“ Am vergangenen Sonntag weilten die Dongus-Zwillinge anlässlich des DFB-Pokalspiels der TSG in ihrer alten fußballerischen Heimat.

Alleine für die Frauenteams stehen in Hoffenheim zwei Rasenplätze und ein Kunstrasenplatz zur Verfügung. Dazu ein hochmodernes Trainingszentrum mit Fitnessstudio und allen möglichen Physio-Geräten. Darüber hinaus gibt es drei Physiotherapeuten, die die Frauenmannschaften von den B-Mädchen bis zur Bundesliga-Elf praktisch rund um die Uhr betreuen. „In Sindelfingen hatten wir nur einen Physio, der in der Vorbereitung einmal pro Woche vorbeigeschaut hat“, so Fabienne Dongus. Hinzu kommt in Hoffenheim ein Mannschaftsarzt von der Heidelberger Klinik, der das Team bei den Spielen begleitet.

Vom "Footbonaut" restlos begeistert

Der Höhepunkt für die beiden Schwestern auf dem TSG-Gelände ist aber der „Footbonaut“. Ein besonderes Trainingsgerät für Fußballer, das aus einem 14 mal 14 Meter großen Feld aus Kunstrasen besteht, mit darum herum angeordneten Einheiten zur Hereingabe des Balls und Einheiten, in die der Ball zurückgespielt werden soll. Vergleichbar ist der „Footbonaut“ mit einer Tennisball-Wurfmaschine. Der trainierende Spieler steht in der Mitte des quadratischen Feldes und erhält ein Licht- und Tonsignal, gefolgt von einem Fußball mit wechselnder Geschwindigkeit, Anflughöhe und Effet. Die Aufgabe des Spielers ist es, den Ball anzunehmen und in ein erleuchtetes Zielfeld zu spielen. „Das ist der absolute Hammer“, sind die Dongus-Zwillinge restlos begeistert. Umso mehr, da sie als einziges Frauenteam der Welt dieses Gerät nutzen können. „Das gibt es sonst nur bei Borussia Dortmund – und die haben bekanntlich keine Frauenmannschaft“, erklärt Fabienne Dongus.

"Zeit war reif, den nächsten Schritt zu tun"

Ihren damaligen Entschluss, ins Kraichgau zu wechseln, haben die beiden deshalb verständlicherweise keine Sekunde bereut: „Die Zeit war reif, den nächsten Schritt zu tun“, erinnerte sich Tamar Dongus nun anlässlich ihrer Pflichtspielrückkehr. Am vergangenen Sonntag siegte die TSG 1899 Hoffenheim in der zweiten Runde des DFB-Pokals beim VfL Sindelfingen standesgemäß mit 4:0. Sowohl Tamar als auch Fabienne Dongus spielten die kompletten 90 Minuten durch. Fabienne Dongus gelang dabei sogar der Treffer zum zwischenzeitlichen 3:0, den sie aber aus Respekt gegenüber ihrem Ausbildungsverein lediglich mit einem verschmitzten Lächeln feierte. „Wir beide haben dem VfL und unserem ehemaligen Trainer Niko Koutroubis so viel zu verdanken. Deswegen wollte ich auch nicht ausgiebig jubeln – auch wenn ich unbedingt ein Tor erzielen wollte“, erklärte die Offensivspielerin. „Hier in Sindelfingen haben wir unser Rüstzeug mitbekommen. Und das werden wir nie vergessen.“

Im athletischen Bereich noch zulegen

Mit nun 22 Jahren haben Tamar und Fabienne Dongus in Hoffenheim längst Fuß gefasst. TSG-Trainer Jürgen Ehrmann setzt dabei nicht nur auf die sportlichen Qualitäten seiner beiden Spielerinnen, die bis zur D-Jugend bei den Jungs des SV Deckenpfronn ihre ersten Fußballschritte unternahmen. „Tamar und Fabienne sind voll integriert und sehr beliebt im Team, weil sie Kämpferinnen sind und sich auf und abseits des Platzes stets für ihre Teamkameradinnen einsetzen.“ Verbesserungsbedarf sieht der Hoffenheimer Coach indes im athletischen Bereich: „Da ist die Grenze noch lange nicht erreicht. Dort werden wir bei den beiden den Hebel ansetzen.“

Job mit Training gut vereinbar

Volle Zustimmung erntet Jürgen Ehrmann diesbezüglich von den Zwillingsschwestern. „Da gibt es noch viel Verbesserungsbedarf“, zeigt sich Abwehrspielerin Tamar Dongus einsichtig. „Vor allem was das Tempo anbetrifft, können Fabienne und ich noch deutlich zulegen.“ Und das wollen die beiden auch, da es ihre Zeit nun zulässt. Das duale Studium im Messe-, Kongress- und Event-Management haben die Dongus-Zwillinge nach drei Jahren erfolgreich beendet. Mit ihrem 40-Prozent-Job bei der Volksbank Kraichgau können die sportlichen Ziele nun besser angegangen werden. „Wir arbeiten vier Mal vier Stunden die Woche, was sich mit unserem Training nun deutlich besser vereinbaren lässt“, sagt Fabienne Dongus.

Keine Sorge wegen den Klassenerhalts

Gemeinsam will man nun mit dazu beitragen, den Klassenerhalt in der Bundesliga unter Dach und Fach zu bringen. Der Saisonstart misslang mit drei Niederlagen. Der jüngste 1:0-Sieg beim FF USV Jena hat die Lage aber wieder etwas entspannt. „Der Saisonstart war in der Mannschaft nie ein Problem, denn die Teammoral könnte besser kaum sein. Sorgen um den Klassenerhalt machen wir uns – ehrlich gesagt – keine“, sind sich die Dongus-Schwestern – wie so oft in ihrem 22-jährigen Leben – einig.

Bildergalerie zum Spiel in Sindelfingen

Zum DFB-Pokalspiel der Hoffenheimer Bundesliga-Mannschaft in Sindelfingen gibt es eine Fotogalerie von der Agentur Eibner. Hier geht's zu den Bildern:

Aufrufe: 013.10.2016, 08:13 Uhr
Edip Zvizdic, GäuboteAutor