Ende 2009 war Ex-Profi Christoph Budde, damals „Macher“ der Weisweiler Elf, völlig unerwartet gestorben. „Ohne ihn stand erst einmal alles auf Kippe“, sagt Jörg Jung. Aber es fand sich eine Lösung: Am 1. Januar 2010 trat, unterstützt von dem früheren Masseur Charly Stock, ein neues Trio an: die ehemaligen Borussen-Profis Karlheinz Pflipsen, Peter Wynhoff und Jörg Jung teilen sich die Geschäftsführung.
Eine ihrer ersten Aktionen: Sie ließen den Namen Weisweiler Elf beim Patentamt schützen. Jung: „Sonst hätte ja auch noch der 1. FC Köln diesen Namen wählen können.“
Das neue Führungstrio beschloss, die Weisweiler Elf professioneller zu führen, sie als Firma unter dem Namen „Traditionsfußball Weisweiler Elf UG (haftungsbeschränkt)“ eintragen zu lassen. „Es war eine gute Entscheidung“, sagt Jörg Jung. „Für uns ist es sozusagen ein Vollzeit-Hobby geworden. Aber es macht viel Spaß zu sehen, wie jeder Spieler auf seine Weise die Weisweiler Elf mit Leben erfüllt.“ Die drei Geschäftsführer teilen sich die Aufgaben: Kalle Pflipsen macht die Buchhaltung, Peter Wynhoff kümmert sich um den Kader und die Zusammensetzung der Mannschaft für die Spiele. Und in Jörg Jungs Ergo-Agentur auf der Dohler Straße in Rheydt laufen die Fäden zusammen.
Aus der Ära Weisweiler (1964 bis 1975) sind natürlich keine Spieler mehr aktiv. Aber vor allem Männer mit Borussia-Vergangenheit wie die drei Geschäftsführer, oder Ewald Lienen, Hans-Jörg Criens, Bernd Krauss, Arie van Lent und Oliver Neuville. Zum fünfköpfigen Trainer- und Betreuer-Stab gehört auch Herbert Laumen, hinter Jupp Heynckes Borussias immer noch erfolgreichster Torschütze mit 97 Bundesliga-Treffern.
41 Spieler sind derzeit auf der Homepage www.weisweiler-elf.de aufgeführt, zwei Dutzend Spiele pro Jahr werden absolviert. „Wir stehen heute für die Geschichte Borussias, mit Spielern aus verschiedenen Generationen, darunter etliche aus der Mannschaft, die 1995 als DFB-Pokalsieger den letzten Titel nach Gladbach holte. Wir machen so auch ein Stück Fanarbeit, sind gewissermaßen die Fohlen zum Anfassen. Der Verein sieht das und unterstützt uns entsprechend“, sagt Jung.
Die Weisweiler Elf soll bei aller „Professionalisierung“ kein gewinnorientiertes Unternehmen werden, auch wenn sie in der Regel für ihren Auftritt eine Gage kassiert, an der die Spieler als Gegenleistung für ihren Einsatz beteiligt sind. Jung: „Doch die Kosten für die Vereine, die uns buchen, sind überschaubar und orientieren sich auch an ihren Möglichkeiten. Bisher hat jeder Verein, der uns haben wollte, uns auch bekommen.“ Und zwei- oder dreimal im Jahr tritt die Weisweiler Elf nur für den guten Zweck an, um in Not geratenen Menschen in Mönchengladbach und Umgebung zu helfen. Zuletzt war das zum Beispiel ein an Leukämie erkranktes Kind aus Nettetal.
Für die in die Jahre gekommenen „Fohlen“ steht der Spaß im Vordergrund: der am noch aktiven Fußball und die Erinnerungen, die in der „dritten Halbzeit“ gepflegt werden. Jörg Jung: „Da hat jeder aus seiner Zeit etwas Interessantes zu erzählen.“ Er selbst zum Beispiel, wie er mit dem Rheydter Spielverein 1990 deutscher Vizemeister der Amateure wurde und mit dem Rheydter SV drei bis vier Spielzeiten lang an die Tür zur Zweiten Bundesliga klopfte . Und die wiederholten Spiele der Weisweiler Elf gegen die Auswahl des Vatikan mit einer Audienz 2015 bei Papst Franziskus („er war richtig sympathisch, eine tolle Begegnung“) gehören auch dazu.