2024-05-24T11:28:31.627Z

Ligabericht
Spannende Matches gab es in der Bananenflanken-Liga.
Spannende Matches gab es in der Bananenflanken-Liga.

Die Bananenflankenliga wird wachsen

"Runde Tische" sind der nächste Schritt zu einer Ausbreitung der Idee +++ Im Regensburger DEZ war Begeisterung wieder Trumpf

Das Tor des Tages fiel in der Nachspielzeit: Bislang war die Bananenflankenliga (BFL) eine rein Regensburger Angelegenheit. Die von Ben Rückerl und Stefan Plötz ins Leben gerufene Fußball-Spielklasse, die am Samstag im Donau-Einkaufszentrum in ihre zweite Saison startete, ermöglicht geistig behinderten Jugendlichen den sportlichen Wettstreit - und bringt vor großem Publikum auf öffentlichen Plätzen viel Anerkennung.

Nach einer Entscheidung in Villingen-Schwenningen ist die Grundlage für eine bundesweite Ausbreitung der inzwischen vielfach prämierten Idee geschaffen. Die Bundesversammlung des Round Table, eines Klubs für Männer zwischen 18 und 40 Jahren, wählte das Vereins-Projekt des Teams Bananenflanke als Nationales Service-Projekt (NSP) aus. ,,Wir haben mit deutlicher Mehrheit den Zuschlag bekommen", berichtete Philipp Seifert, der Präsident des ,,runden Tisches" in Regensburg. Das bedeutet: ,,Wir können eine flächendeckende Liga über alle unsere 16 Distrikte organisieren. Die große Vision ist ein Bundesfinale zum Beispiel im Berliner Olympiastadion."

Bis dahin ist freilich noch ein weiter Weg. ,,Aber wir haben überwältigende Resonanz bekommen und schon sehr viel erreicht", sagt Seifert und berichtet von Interesse aus Dortmund, Bielefeld oder Köln. ,,Die Entscheidung war ein Anfang, die Details werden jetzt Schritt für Schritt geklärt", sagt Seifert. ,,So ein NSP läuft ein Jahr. Im Sinne der Nachhaltigkeit aber ist die Finanzierung auf zwei Jahre gesichert. Ziel ist es, dass Stefan und Ben das Ganze in Vollzeit auch danach noch organisieren können."

Auch für den Round Table Regensburg, der das Team Bananenflanke schon länger in vielfältiger Art und Weise unterstützt, ist das etwas ganz Besonderes: ,,In 50 Jahren Klub-Geschichte in Regensburg gab es das noch nie." Erst einmal aber läuft die Bananenflankenliga, die vom Kooperationspartner SSV Jahn mit Trainer, Paten und Trainingsort am Kaulbachweg weiter unterstützt wird, in bewährter Form in Regensburg weiter.

,,Es gibt nur noch Fußball"

Schon der Auftakt-Spieltag zeigte ein weiteres Mal die beeindruckende Begeisterung, mit der die Jugendlichen kicken. Die Mannschaften jubelten über insgesamt 118 Treffer in den zehn Spielen. Das Farbenspiel der Team-Trikotfarben wurde in der zweiten Spielzeit um Gelb und Marine-Blau erweitert und ergänzt damit das bisherige Angebot von Schwarz, Weiß, Rot und dem Premieren-Meister in Blau. Mit den Whites kristallisierte sich ein Favorit heraus: Vier Spiele, vier Siege, 37 erzielte Treffer lautete die stolze Bilanz.

Stefan Plötz und Ben Rückerl, die als Heilerzieher den nötigen fachlichen Hintergrund mitbringen, hatten zwei Tage über der Zusammenstellung der Mannschaften gebrütet und waren zufrieden mit dem Saisonauftakt.,,Im Fußball ist alles möglich", grinste Plötz und machte damit auch den diesmal weniger erfolgreichen Teams in Schwarz und Marine-Blau für die anstehenden Spieltage am 18. Juli in der neuen Conti-Arena und am 8. August auf dem Neupfarrplatz Mut.

Mut sammeln die Spieler mit jedem dieser Auftritte. ,,Bei uns zuhause gibt es nur noch Fußball, Fußball und Fußball", sagt Silvia Eisenblätter, einer der Spielermütter. ,,Auch auf dem Wunschzettel von Michael stehen fast nur noch Dinge, die mit Fußball zu tun haben."

Die Steigerung des Selbstwertgefühls ist das Hauptziel der ,,Liga der wahren Helden", wie es auf einem BFL-Flyer heißt. Moritz Bauer unterstützt das Team Bananenflanke neuerdings. Der Pädagogik-Student, der im Zivildienst erste Erfahrungen mit behinderten Kindern sammelte, ist begeistert: ,,Hier beruht alles auf dem Spaß", sagt Bauer und ist berührt von der besonderen Sensibilität der Kinder. ,,Als ein Torwart gesehen hat, dass ein anderer in einem anderen Team ohne Handschuhe spielte, hat er sie mir hingestreckt, um sie ihm zu geben", sagt der Student und schlussfolgert: ,,In Sachen Gefühl sind wir Nicht-Behinderten manchmal behinderter."

Aufrufe: 015.6.2015, 07:00 Uhr
Claus-Dieter WotrubaAutor