2024-05-10T08:19:16.237Z

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Pokalflair auf der Ponderosa: Der Bahlinger Marco Waldraff (hinten) erwartet wie  2013 gegen den VfL Bochum wieder einen Zweitligisten. | Foto: Achim Keller
Pokalflair auf der Ponderosa: Der Bahlinger Marco Waldraff (hinten) erwartet wie 2013 gegen den VfL Bochum wieder einen Zweitligisten. | Foto: Achim Keller

DFB-Pokal bringt Altbekanntes für Freiburg und Bahlingen

Mal wieder in Hamburg, mal wieder ein Zweitligist

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Die Lose sind gezogen, die Partien in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals stehen seit der Nacht zum Donnerstag fest: Der Zweitligist SC Freiburg wird beim Oberligisten Barmbek-Uhlenhorst in Hamburg antreten müssen, der Regionalliga-Aufsteiger Bahlinger SC erwartet den Zweitlisten SV Sandhausen. Gespielt wird die erste Runde vom 7. bis 10. August.
Ob rings ums Schwarzwaldstadion in Freiburg laute Jubelschreie ausbrachen, als am Mittwoch kurz vor Mitternacht Andrea Petkovic in Reutlingen mit den Händen in der Lostrommel rührte, eine Kugel zog und dem SC Freiburg für die erste Pokal-Hauptrunde den Hamburger Oberligisten HSV Barmbek-Uhlenhorst als Gegner zuwies, ist nicht überliefert. Man hätte sich an der Dreisam auch einen attraktiveren Gegner vorstellen können. Und einen geografisch näher gelegenen dazu. Salomonisch reagierte SC-Sportvorstand Jochen Saier auf die Übung der tennisspielenden Glücksfee: "Man kann es sich das nicht aussuchen. Aber wir waren schon öfter in Runde eins in Hamburg und freuen uns wieder darauf." Im Sommer 2012 gastierte der SC ebenfalls an der Alster, damals gelang in der ersten Pokalrunde ein 2:1-Sieg gegen Regionalligist Victoria Hamburg. Groß in Erinnerung ist das Kräftemessen nicht geblieben, bei dem Sebastian Freis und Max Kruse die SC-Treffer erzielten. Auffällig war indes das schlechte Benehmen einiger Fans der Freiburger, die sich im Stadion Hoheluft im Einsatz von Pyrotechnik übten.

An diesem Ort im Stadtteil Eppendorf wird der SC-Bus wohl wieder parken müssen, da die Spielstätte von Barmbek-Uhlenhorst, Wilhelm-Rupprecht-Platz genannt, für die Pokalpartie etwas zu klein geraten ist. Zuschauer finden dort nicht sonderlich viel Platz, der Komfort ist beschränkt. Das Stadion Hoheluft dagegen ist für etwa 8000 Besucher zugelassen.

Dienstreisen in den hohen Norden haben für den SC fast schon Tradition in der ersten Hauptrunde des Pokals. 2013 waren die Südbadener in Neustrelitz inmitten der Mecklenburgischen Seenplatte zu Gast, wo erst ein Doppelpack von Hendrik Zuck in der Verlängerung den Einzug in die zweite Runde garantierte.

Auch im August 2010 tat sich der SC in der ersten Runde schwer. Damals hieß der Gegner FC Oberneuland, wo der Brasilianer Ailton seine Karriere ausklingen ließ. Ein Tor von Papiss Cissé bei den Bremer Vorstädtern musste reichen. Immerhin gewannen die Freiburger diese Partie. Ein Jahr später, bei der SpVgg. Unterhaching sah's gänzlich anders aus. 2:3 ging das Kräftemessen im Münchner Süden aus - der SC hatte ganz früh das Feld zu räumen. Jetzt in Hamburg, bei Barmbek-Uhlenhorst, will man so etwas nicht noch einmal erleben. Weiterkommen ist für den Breisgauer Zweitligisten Pflicht, auch nach einer personellen Runderneuerung und der immer wieder gerne zitierten These, wonach der Pokal angeblich die tollsten Geschichten schreibt.

Sandhausen - das quietscht wie Schulkreide auf der Tafel

In Bahlingen fieberten Spieler, Verantwortliche, Fans und Gönner in den Räumen der Winzergenossenschaft vor einer TV-Leinwand dem großen Pokallos entgegen. Als ihnen das Wappen des SV Sandhausen entgegen flimmerte, feierte niemand ausgelassen auf den Tischen. Stattdessen setzte ein Moment der Stille ein. Jene Bahlinger, die mit südbadischem Pokalsieg, Vizemeisterschaft in der Oberliga und Aufstieg in die Regionalliga wie selbstverständlich einen Höhepunkt an den nächsten gereiht hatten, schienen mit einem Mal etwas unsanft aus Wolke sieben gefallen. Wie ein wild tanzender Partylöwe, dem jemand einen Eimer Wasser über den Schädel kippt. "Die Jungs hatten vorher noch gesagt, alles, bloß nicht Sandhausen", verriet Abwehrkraft Manuel Gleichauf. Sandhausen. Das quietscht in den Ohren von Fußballfans, die einen Champions-League-Teilnehmer erhoffen, wie Schulkreide auf der Tafel. Auch Vereinschef Dieter Bühler, der bei der Ziehung in Reutlingen vor Ort war und zuvor im Interview Schlagfertigkeit bewiesen hatte ("die Großen nehmen wir in der zweiten Runde") war die Enttäuschung anzusehen: "Eine Auslosung ist kein Wunschkonzert."

Ähnlich wie 2013, als der VfL Bochum bei den Bahlingern im Kaiserstuhlstadion aufkreuzte (1:3), ähnlich wie im vergangenen Jahr, als an gleicher Stelle der Verbandsligist SV Waldkirch gegen Greuther Fürth ausschied (0:3), soll es also wieder ein Zweitligist sein. Dazu "ein Verein, gegen den man lange um Punkte gespielt hat", erinnerte der sportliche Leiter August Zügel. Ehe Sandhausen 2007 zu seiner Kletterpartie bis in die zweite Liga ansetzte, gehörte er jahrelang zu den Bahlinger Konkurrenten in der Oberliga.

In den Fanforen ersetzten viele BSC-Anhänger ihren Frust großspurig durch Trotz: "Machbar" lautete der häufigste Kommentar. Machbar? So weit will Co-Trainer Bernd Lupfer vielleicht nicht gehen gegen eine Mannschaft, die ihr viertes Jahr hintereinander in der zweiten Liga angeht. Doch das Leistungsgefälle sollte nicht so groß sein wie gegen Bayern, Wolfsburg oder Gladbach. "Aus sportlicher Sicht ist es sicher das beste Los", sagte Lupfer. Geht doch. Auch ein Pokalduell mit Sandhausen birgt etwas Positives.
Aufrufe: 011.6.2015, 22:00 Uhr
Michael Dörfler und Matthias Kaufhold (BZ)Autor