2024-05-24T11:28:31.627Z

Allgemeines

Derby in Wehr: 25 Jahre Warten hat ein Ende

FC Wehr erwartet die Spvgg Brennet-Öflingen +++ Anspannung im Wehratal steigt

Eine Ewigkeit von 25 Jahre ist vergangen, nun endlich aber stehen sich der FC Wehr und die Spvgg Brennet-Öflingen zur Neuauflage des Derbys wieder gegenüber. Auf dem Papier sind die Rollen klar verteilt. Die Anspannung im Wehratal steigt aber trotzdem.
Lang, lang ist es her, dass sich der FC Wehr und die Spvgg Brennet-Öflingen das letzte Mal zu einem Liga-Derby getroffen haben. Genauer gesagt über 25 Jahre. Damals, 1987/88, spielten die Wehratäler gemeinsam in der Bezirksliga, ehe sich die Wege trennten. Nicht wenige der Akteure, die nun die lang ersehnte Neuauflage bestreiten werden, waren seinerzeit noch gar nicht geboren.

Frank Kratzer hingegen stand bei jenem Derby selbst auf dem Platz. "Das war unter Lothar Silfang", erinnert sich der heutige zweite Vorstand des FC Wehr, "er hat immer sehr früh die jungen Leute eingebaut." Als A-Jugendlicher schon bei den Aktiven mitzukicken, für Kratzer war das "ganz, ganz großes Kino." Auf der anderen Seite wird vielleicht der ein oder andere Brenneter Fan noch miterlebt haben, dass der letzte Vergleich 2:1 für Wehr ausging. Sammy Lemke-Maier, Vorstand in Brennet-Öflingen, erzählt, dass "gerade die älteren Fans dem Derby entgegenfiebern." In den letzten 25 Jahren standen sich die Stadtrivalen nur noch in Freundschaftsspielen oder bei Hallenturnieren gegenüber. Oder wenn, wie letzte Saison, die FC-Reserve die Sportvereinigung herausgefordert hat.

Kontrahenten respektieren sich

Nun aber neigt sich die Hinrunde der Kreisliga ihrem Ende zu und hat dabei für das Wehratal noch diesen Leckerbissen aufbewahrt. Bei Lemke-Maier baut sich vor den Spielen ohnehin immer eine gewisse Anspannung auf. "Ab Donnerstag geht\'s bergab mit mir", scherzt er. "Das Derby, das ist aber schon eine Stufe härter." Allerdings wird auf beiden Seiten deutlich, dass es zwar ein Derby ist, von einer erbitterten Abneigung aber nichts zu spüren ist. "Es herrscht keine giftige Atmosphäre", sagt Frank Kratzer. "Man kennt, schätzt und respektiert sich untereinander." Auch die Vorberichte der beiden Vereine sprechen eine faire Sprache der gegenseitigen Anerkennung.

Auf dem Papier sind die Rollen derweil klar verteilt. Der FC Wehr ist bisher das Maß aller Dinge: Elf Spiele, elf Siege, 43:1 Tore. Der Aufsteiger aus Brennet-Öflingen rangiert auf dem vierten Platz, weist 19 Punkte auf. Doch hat die Konstellation, dass der Favorit vom Außenseiter herausgefordert wird, bekanntlich seinen ganz eigenen Reiz. Die beiden Trainer stellen ohnehin den sportlichen Aspekt in den Vordergrund.

Oertel will klares Signal - Schenker warnt vor zu viel Emotion

Sven Oertel steht bei Brennet-Öflingen an der Seitenlinie und will ein "klares Signal" seiner Mannschaft sehen. Dabei geht es dem Trainer des Aufsteigers um die letzten Auftritte. Drei Spiele in Folge hat die Sportvereinigung verloren. Nicht die Niederlagen waren für Oertel unnötig, sondern die Art und Weise, wie sie zustande gekommen sind. "Vor allem gegen Dachsberg, wo wir spielerisch überlegen waren, hat die letzte Konsequenz gefehlt. Gegen den SV Eichsel haben wir nach der Führung nicht mehr gekämpft, doch so haben wir keine Chance." 100 Prozent Einsatz und Kampf fordert er daher von seiner Mannschaft im Derby. "Sonst gehen wir unter." Auch Vorstand Lemke-Maier schlägt in die gleiche Kerbe: "Wenn wir alles geben und trotzdem verlieren sollten, dann wäre das auch ok." Punkten würde man natürlich schon irgendwie gerne, "aber da muss wirklich alles perfekt laufen."

Für FC-Coach Michael Schenker geht es um weitere drei Punkte in Richtung Aufstieg. "Natürlich ist ein Derby immer etwas Besonderes", sagt er. Aber er warnt auch: "Man darf nicht mit zu viel Emotion in das Spiel und übermotiviert zu Werke gehen. Ein gewisser Ehrgeiz ist natürlich gefragt, aber wir brauchen auch Ruhe und Cleverness." Am vergangenen Wochenende musste Wehr pausieren, das Gipfeltreffen in Dachsberg fiel dem Wetter zum Opfer. Den Rhythmus sieht Schenker nicht in Gefahr. "Wir hatten durch die Aufstiegsspiele kaum eine Pause gehabt, da schadet ein freier Spieltag nicht." "Irgendwann erwischt es einen sowieso", sagt der Wehrer Trainer und fügt mit einem Schmunzeln hinzu: "Eine Ausrede findet sich dann immer."

Keine Geschenke im Derby

Schenker fordert von seiner Mannschaft, dass sie wie in jedem Spiel hochkonzentriert ist. Und er erwartet einen kampfstarken Gegner, "der hochmotiviert ist und versuchen wird, alles rauszuholen und bis an die Leistungsgrenze zu gehen." Aber das müsse sein Team auch in jedem Spiel. Während der FC Wehr den Spitzenplatz fest in der Hand hat, hat die Spvgg Brennet-Öflingen weiter nur den Klassenerhalt im Blick. Zumal die Konkurrenz nun auch näher herangerückt ist. Nach dem Wochenende muss die Elf von Sven Oertel daheim gegen Nollingen und Degerfelden ran. "Das sind beides Sechs-Punkte-Spiele." Und keine einfachen Partien, so der Trainer weiter.

Doch bevor er den Blick so weit voraus wagt, will er sich voll auf das Derby in Wehr konzentrieren. "Wenn der FC ehrlich ist: Wir brauchen die Punkte doch viel mehr", sagt Oertel mit einem Lächeln. Da zeigt sich Michael Schenker allerdings nicht kompromissbereit: "Wir brauchen die Zähler durchaus dringend", denkt er an ein Punktepolster für schlechtere Zeiten. Zumal man die eigene Serie aufrechterhalten will und kurz vor der Winterpause nicht unbedingt eine Derbyniederlage einstecken möchte. Und dann gibt es sie wieder, die warmen Worte zwischen den Parteien: "Ich gönne Brennet eine erfolgreiche Saison und ich bin mir sicher, dass sie in der Liga bleiben werden." Mit oder ohne Derbypunkte.

"Wir haben nicht die Hosen voll"

Wo das Duell genau stattfindet, entscheidet sich wohl erst im Laufe des Freitags. Eigentlich will der FC im Frankenmatt-Stadion antreten, doch könnten die Platzverhältnisse dagegen sprechen. Eventuell muss man auf den Uwe-Wassmer-Kunstrasenplatz ausweichen. Wehr will die Platzfrage auf jeden Fall allen Seiten rechtzeitig bekannt geben. "Das Vereinsheim wird mit ausreichend Würstchen und Glühwein ausgestattet sein", verspricht Kratzer. Ein "etwas besser besuchtes Spiel" werde es schon werden, so der Wehrer Vorstand. Allerdings nicht mehr so wie früher, als 600 bis 700 Leute gekommen waren.

Zahlreich kommen werden sicherlich die Anhänger aus Brennet-Öflingen, für die eine besondere Aktion vorbereitet ist. Fans, die in Wehr mit dem Fanschal der Sportvereinigung erscheinen, können beim Vorstand einen Chip erwerben. So bekommt man am nächsten Heimspiel, ebenfalls mit Schal, ein Freigetränk. "Einen richtig tollen Auftritt der Fans" erhofft sich Lemke-Maier. So werde es für den FC Wehr vielleicht auch kein richtiges Heimspiel. Auf das Comeback des Derbys im Wehratal darf man sich also zurecht freuen, zumal beide Teams eben auch einen bemerkenswert respektvollen Umgang miteinander pflegen. Und auch wenn die Gäste wissen, dass die sportliche Aufgabe schwer ist, kampflos wird man die Punkte nicht hergeben. Da gibt es schließlich doch noch eine kleine Ansage von Sven Oertel: "Sie sind nicht unschlagbar. Wir haben nicht die Hosen voll."
Aufrufe: 015.11.2013, 11:00 Uhr
Matthias Konzok (BZ)Autor