2024-05-08T11:10:30.900Z

Ligabericht
Der SuS Westenholz spielt seit Sommer 2017 in der Landesliga.
Der SuS Westenholz spielt seit Sommer 2017 in der Landesliga. – Foto: Manuel Schlichting

"Der Zusammenhalt ist das A und O"

Daniel Hansmeier stellt im Interview Landesligist SuS Westenholz vor - warum es Patrick Kosfeld zwei Mal gibt, welche Spiele besonders sind und wem der Verein Millionen schuldet

Der SuS Westenholz gehört nach dem Durchmarsch von der A-Liga in die Landesliga zu den ranghöchsten Vereinen im Sportkreis Paderborn. Geschäftsführer Daniel Hansmeier, der vielen auch aus seiner Fupa-Kolumne bekannt sein dürfte, lieferte uns im Interview mit einer gesunden Prise Humor ein interessantes Porträt seines Herzensclubs.

Fupa: Welche Faktoren haben 2016/2017 den Durchmarsch von der Kreis- bis hoch in die Landesliga möglich gemacht?

Hansmeier: "Da zitiere ich mal unseren Aufstiegstrainer und jetzigen sportlichen Leiter Wilfried Neuschäfer. Er sagte, dass wir "ein großes Team-Spirit mit großartigem Vertrauen in die eigene Stärke und hoher Eigenmotivation Spiele gewinnen zu wollen" hatten."

Fupa: War das der größte Erfolg der Vereinsgeschichte?

Hansmeier: "Der Aufstieg in die Landesliga war ein riesiger Erfolg. Als noch größeren Erfolg sollte man es aber ansehen zweimal den Klassenerhalt zu schaffen und dies wohl noch ein drittes Mal zu wiederholen – sofern die Saison zu Ende gespielt wird "

Fupa: Unzweifelhaft gehörte auch Neuschäfer zu den Erfolgsfaktoren. Was hat er zum Aufstieg beigetragen,wie lange war er Trainer und was bindet ihn bis heute an Westenholz?

Hansmeier: "Wille war unser Trainer von Januar 2012 bis August 2019. In einem Fupa-Podcast hieß es einmal: „den Anteil von Wille kann man nicht wirklich bemessen, so hoch ist der eigentlich“. Aber grundsätzlich hat er die guten junge Talente vom Jahrgang rund um Kosfeld Junior zusammen mit den alten erfahrenen Spielern (Kosfeld Sr., Schormann und Co.) als ein fast unschlagbares Team geformt und für einen Teamspirit gesorgt, der dann auch Angebote von höherklassigen Vereinen ausstach. Ein Spieler hat seinerzeit in der Kabine gesagt: "Was wir hier haben, auf diesem Liganiveau als quasi beste Freunde zu spielen, das bekommen wir nirgendwo anders". Wille fühlt sich bei uns sehr wohl, weiß was er an uns hat und ist mit der Zeit ein echter Westenholzer geworden. Die Erfolge verbinden nun einmal auch."

Fupa: Gibt es aktuell eine "goldene Generation" bei euch?

Hansmeier: "Die haben wir eigentlich alle paar Jahre. Nämlich, wenn die Söhne der erfolgreichen Fußballer der Vergangenheit ins Seniorenalter kommen. Aktuell gehören dazu Timo Höber, Sören Hilgers, Robin Rolf und Jannik Klas plus Co-Trainer Steffen Höber wieder fünf, deren Väter schon in den 80ern und 90ern erfolgreich die Schuhe für uns geschnürt haben. In den letzten Jahren hatten wir im Schnitt immer ein oder zwei A-Junioren, die den Sprung in die Erste geschafft haben. Diesen Sommer sind es wohl deren vier auf einmal und aktuell haben wir zudem noch einige Jungs bei höherklassigen Vereinen in der Jugend, die vielleicht – so wie Marcel Daniel, dessen Vater auch für uns Bezirksliga gespielt hat – den Weg zurück in die Heimat gehen."

Fupa: Patrick Kosfeld gibt es in Westenholz gleich zwei Mal. Warum gibt es zwei Spieler mit demselben Namen, was unterscheidet sie und was zeichnet sie aus?

Hansmeier: "Beide unterscheiden sich natürlich optisch, aber auch von der Position, vom Alter und vom Spitznamen. Der ältere wird bei uns Franz gerufen, der jüngere Pato. Mittlerweile unterscheiden sie sich sogar von der Mannschaft her, denn Franz spielt aktuell in der Zweiten. Der gleiche Geburtsname ist reiner Zufall, laut Patos Vater "musste es im Krankenhaus schnell gehen". (lacht) Dennoch hält sich das Gerücht, dass Pato bereits damals nach dem "Idol" Franz benannt wurde. Wobei der damals gerade in der F-Jugend unterwegs war. Beide Kosfelds geben und gaben immer alles für den SuS. Auch ein Wechsel war nie wirklich ein Thema. Zudem haben beide immer das große Ganze im Sinn und verstehen es, dass der SuS nur als Team richtig stark ist. Die Zwei sind auch in der Kabine wichtige Wortführer."

Fupa: Was bedeutet es für den Ort und den Verein in der Landesliga zu spielen?

Hansmeier: "Wir haben Fans, die jedes Spiel als Geschenk ansehen. Sei es ein nasskaltes 0:7 in Kaunitz oder einen überragenden 3:0 Heimsieg gegen Peckeloh. Ich sehe es ähnlich. Die Liga macht einfach Spaß. Jedes Team kann und will Fußball spielen. Die Rahmenbedingungen, das etwas professionellere drumherum und vor allem neue Gegner, gegen die wir noch nie gespielt haben, machen den besonderen Reiz aus. Dann haben wir seit 2017 auch noch organisierte Fans, die als Supporters regelmäßig Stimmung am Rand machen, was selbst für diese Liga ungewöhnlich ist. Wir genießen sicherlich jede Minute Landesliga, weil wir auch alle wissen, dass es irgendwann wieder in die Bezirksliga gehen kann."

Fupa: Westenholz ist mit 3800 Einwohnern der größte Stadteil von Delbrück. Was zeichnet den SuS und was zeichnet Westenholz sonst noch aus?

Hansmeier: "Es ist denke ich wie in jedem Dorf. Die Gemeinschaft ist das A und O. Bestes Beispiel der Gemeinschaft ist eine aktuelle Oster-Aktion vom Tennis-, Sport-, Reitverein und CDU Ortsunion die gezeigt hat, wie schnell die Westenholzer zusammenarbeiten können. Davon ab sind wir natürlich sehr speziell, haben halt ganz typische Westenholzer „Ecken und Kanten“. Ziehst du als Auswärtiger nach Westenholz, brauchst du sicherlich erstmal 2-3 Monate um das hier alles zu verstehen."

Fupa: Bei Instagramm nutzt ihr den Hashtag "1946er": Mit diesem Gründungsjahr gehört ihr zu den jüngeren Vereinen im Sportkreis. Wie kam es dazu?

Hansmeier: "Nach dem 2. Weltkrieg wollte man im Dorf den Sport wieder aufleben lassen und so sind wir am 10.11.1946 von 60 Einwohnern als "Fußballklub Schwarze Panther Westenholz" gegründet worden. Das erste Meisterschaftsspiel gab es aber erst am 05.10.1947.Jung ist relativ, denn nächstes Jahr werden wir ja auch schon 75."

Fupa: Gibt es auch bei euch einen besonderen Typen im Verein?

Hansmeier: "Es gibt zu viele über die man was schreiben müsste. Nenne ich dir jetzt namentlich welche, laufe ich Gefahr welche zu vergessen. Einen Mann muss aber erwähnt werden, weil er eigentlich immer schon für den SuS ehrenamtlich tätig ist: Bernhard Engelmeier, vor kurzem 80 Jahre jung geworden, ist unser Platzwart und war bei allen Aufstiegen irgendwie beteiligt. Er selbst sagt von sich, dass wir ihm „mehr als fünf Millionen Euro schulden!“ für das was er jeden Tag macht."

Fupa: Wie setzt sich eure aktuelle Mannschaft zusammen? Wie viele externe Akteure gibt es und stimmt die Mischung?

Hansmeier: Von aktuell 26 eingesetzten Spielern kommen 11 aus Westenholz. Weitere (Riemer, Relard, Vogt, Schledde, Brink) sind solange da, dass sie gefühlt auch schon Einheimische sind. Andere wie Jürgensmeier, Parrotta, Freise sind auf dem besten Weg dahin. Und auch komplett neue Spieler, die nicht aus einem direkten Nachbarort kommen, sind schnell integriert und nach kurzer Zeit bereits heimisch. Gerüchte besagen sogar, dass selbst ehemalige Spieler mit uns gemeinsam auf Kirmes gehen."

Fupa: Zu welchen Vereinen bestehen Rivalitäten und wie werden diese gepflegt? Was sind für euch besondere Spiele in der Landesliga?

Hansmeier: "Rivalitäten gibt es natürlich immer auf Stadtebene – gegen Sudhagen, Lippling oder Ostenland sollte man einfach nicht verlieren. Die alten Schlachten gegen Mastholte mit zig Platzverweisen und Pöbeleien vor und nach dem Spiel sind aufgrund der Kooperation im Jugendbereich deutlich weniger geworden. Auch weil RWM nicht mehr in der Landesliga spielt. Besondere Spiele in der Landesliga gibt es viele. Wir fahren eigentlich zu jedem Gegner gerne hin und sind – auch weil wir hin und wieder gerne viele Auswärtsgegentore bekommen – überall auch ein durchaus gern gesehener Gast. Ich persönlich habe ein sehr gutes Verhältnis nach Eidinghause-Werste zu den Eckerts und Peckeloh zu Markus Kleine-Tebbe. Hövelhof ist als Kreisderby natürlich auch kein Spiel wie jedes andere."

Fupa: Eure Zweite ist im vergangenen Jahr in die Kreisliga B aufgestiegen. Was sind hier die Erfolgsfaktoren?

Hansmeier: "Die Jungs sind zum Teil auch durch die Neuschäfer-Schule gegangen, haben aber vorrangig einfach Spaß am Kicken und sind auch neben dem Platz ein tolles Team welches auch passend erkennt, wenn es mal nicht läuft und dann schnell versucht dieser wieder in den Griff zu bekommen."

Fupa: Wo siehst du den SuS in zehn Jahren?

Hansmeier: "Nach dem ersten Klassenerhalt haben wir alle gesagt: „Wenn wir uns in den nächsten zehn Jahren zwischen Landes- und Bezirksliga einpendeln können, ist das super“. Jetzt haben wir schon drei Jahre Landesliga geschafft. Wenn wir also in den restlichen sieben Jahren den Großteil in der Landesliga verbringen, wäre das herausragend. Ergo wird der SuS 2030 hoffentlich auch noch Landesliga spielen. Und 2040 dann ja sowieso mit den Söhnen der Kosfelds – sofern diese nicht nur Mädchen bekommen." (lacht)

Aufrufe: 016.4.2020, 18:00 Uhr
Florian DickgreberAutor