2024-05-10T08:19:16.237Z

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Schwarzer Abend in Weißenbronn: Auch Jan David Thunhart (Nr. 5) und Antonio Perri (Nr. 26) vom ESV Rangierbahnhof leisteten erbitterten Widerstand gegen die flinken Arberger. Foto: Kowal
Schwarzer Abend in Weißenbronn: Auch Jan David Thunhart (Nr. 5) und Antonio Perri (Nr. 26) vom ESV Rangierbahnhof leisteten erbitterten Widerstand gegen die flinken Arberger. Foto: Kowal

Der Traum vom Aufstieg platzt im letzten Spiel

Michael Bayer und der ESV Rangierbahnhof müssen sich Arberg geschlagen geben, für den Verein ist es vielleicht besser so

Es hat nicht ganz gereicht für den ESV Rangierbahnhof: Im entscheidenden Relegationspiel um den Aufstieg in die Kreisliga verlor Michael Bayers Mann­schaft am Dienstagabend mit 0:2 gegen den SV Arberg. Mit dem Schlusspfiff in Weißenbronn war es eigentlich Michael Bayers Ex-Mann­schaft. Der langjährige Spieler und Trainer der „Rangers“ hört auf. Mit gemischten Gefühlen.
SV Arberg - ESV Rangierbahnhof Nürnberg 2:0 (2:0)

Auf dem Weg in die Kabine unter­hielt sich Michael Bayer noch kurz mit Janis Crone vom SV Arberg. Die beiden kannten sich vorher nur flüch­tig, aber begegneten sich mit großem Respekt. Janis Crone zählte zu Beginn des Jahrtausends zu den größeren Talenten in Deutschland. Junioren-Nationalspieler ist der gebürtige Berli­ner gewesen, mit der U19 bestritt er 2002 sogar das EM-Finale von Oslo gegen Spanien, unter anderem bekam es Janis Crone mit Fernando Torres zu tun. In der 62. Minute musste Janis Crone seinen Platz räumen – für Phi­lipp Lahm.

Am Mittwochabend, auf dem Wald­sportplatz in Weißenbronn, ist Janis Crone vor allem Antreiber und Stabili­sator seiner Arberger Mannschaft, die in der Relegation zur Kreisliga auf den ESV Rangierbahnhof aus Nürn­berg trifft. Der Sieger steigt auf, der Verlierer bleibt in der Kreisklasse. „Jetzt müssen es die Jungs halt nächs­tes Jahr wieder probieren“, sagt Michael Bayer, der Trainer des ESV Rangierbahnhof, nach der 0:2-Nieder­lage, die sich früh am Abend abge­zeichnet hatte. Bereits in der siebten Minute brach­te Felix Semmlinger seinen SV Arberg mit einem direkt verwandelten Frei­stoß in Führung, ESV-Torwart Christi­an Oriwoll sah dabei unglücklich aus. Fortan schenkten die Arberger weite Teile des Mittelfelds her, um nach Ballgewinnen mehr Platz zu haben für ihre Konter. Die Taktik ging auf. „Man muss heute anerkennen“, sagt Michael Bayer etwa 20 Meter neben den wild und laut feiernden Arber­gern, „dass der Gegner besser war.“ Was vielen sichtlich schwerfällt nach der Sternstunde vom Freitag­abend, als der ESV den favorisier­ten Kreisklassisten Johannis 83 ziemlich gedemütigt hatte. 5:0. „An die Leis­tung“, erklärt Michael Bayer, „haben wir heute einfach nicht anknüpfen können.

Er sagt das mit erstaunlich ruhiger Stimme, dabei hätte Michael Bayer auch sehr traurig sein können. Am Donnerstagabend in Weißen­bronn saß er zum vorerst letzten Mal auf der Bank des ESV Rangierbahn­hof, schon vor einigen Wochen hatte er seinen Rücktritt erklärt. Aus per­sönlichen Gründen, wie er sagt, „das hat aber nichts mit der Mannschaft und nichts mit der neuen Abteilungs­leitung zu tun“. Meinungsverschiedenheiten gab es trotzdem, mit wem er Probleme hat und warum, verrät Michael Bayer nicht. Seinen Posten übernimmt Fatih Aslan, er kommt von der SG Siemens Erlangen. Und die weiteren Pläne des ESV für die neue Saison? „Ich halte mich zurück, denn ich hör‘ ja auf.“ Michael Bayer gönnt sich erst mal eine schöpferische Pause. Über drei Jahre hat er seinen Lieblingsverein zuletzt betreut, vorher auch schon mal über vier Jahre, als Stürmer erziel­te er mal 25 Tore für den ESV. In der Landesliga Mitte.

Vier Jahre, zwischen 1994 und 1998, spielten die Rangers in der damals fünfthöchsten Liga, gegen namhafte Vereine wie die Sp Vgg Weiden oder die Club-Amateure. Die Nürnberger zählten zu den besten Mannschaften Mittelfrankens, ehe es rapide abwärts ging. Zehn Jahre lang und bis hinab in die Kreisklasse.

Im Schnitt jenseits der 30

Michael Bayer, der zwischenzeitlich unter anderem beim FC Augsburg unter Vertrag stand und später auch noch beim ASV Vach, hat seinen ESV nie aus den Augen verloren, auch heu­te scheint er noch mehr an den „Ran­gers“ zu hängen, als er zugeben mag. Zumal die Zukunft nicht einfacher wird. Einige aus der aktuellen Mann­schaft sind nicht mehr die Jüngsten, der Altersdurchschnitt liegt jenseits der 30. Dass es jetzt nicht geklappt hat mit dem Aufstieg, „ist zwar sehr traurig“, findet Michael Bayer, „aber vielleicht besser für den Verein.“ In der Kreisliga ist vor allem das Spiel­tempo ungleich höher als in der Kreis­klasse, womöglich hätte sich der ESV Rangierbahnhof tatsächlich keinen großen Gefallen getan mit der Verset­zung nach oben. Dafür liegt noch zu viel im Argen.

Dem ganzen Eisenbahn-Verein geht es ja nicht gerade blen­dend, besonders die Finanzen berei­ten den Verantwortlichen große Sor­gen. Auf der Jahreshauptversamm­lung erging neulich sogar ein Spenden­aufruf an die Mitglieder. Unter dem Motto: „Das Fortbestehen des Vereins muss gesichert werden.“ Michael Bayer hat auch schon ande­re, weitaus schönere Zeiten erlebt bei den „Rangers“. „Früher war auch mehr Geld da“, sagt der Ex-Trainer, „von der Bahn, Zuschüsse oder Sonsti­ges.“ Als es von Jahr zu Jahr weniger wurde, litten auch die Leistungen auf dem Fußballplatz. „Der Verein“, sagt Michael Bayer, „tut sich jetzt schon hart.“

Am Dienstagabend wollte es der scheidende Trainer aber beim nackten Ergebnis belassen. Seine Elf hat eben keinen Janis Crone und auch keine Semmlinger-Zwillinge, die sich bei der SpVgg Ansbach ausbilden ließen. Es sei dennoch eine gute Saison gewe­sen für den ESV Rangierbahnhof, und überhaupt, „das Leben geht weiter, es gibt so viel Elend auf der Welt – und das ist nur Fußball.“ Einen schöneren Schlusssatz hätte Michael Bayer nicht formulieren können.

Aufrufe: 025.6.2015, 12:16 Uhr
Wolfgang Laaß (NN)Autor