2024-05-23T12:47:39.813Z

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– Foto: Michael Schneiders

»Der Trainer entscheidet«

RL SÜDWEST: +++ Interview mit dem Gießener Mann des Tages beim 2:1 über Koblenz, Jann Bangert +++

giessen (thos). Er kam, sah - und war an beiden Treffern zum eminent wichtigen 2:1-Sieg über den TuS Rot-Weiß Koblenz beteiligt. Am vergangenen Samstag hatte Jann Bangert, der aus dem Weilburger Stadtteil Kubach stammt und inzwischen in Gießen studiert, als Einwechselspieler seinen ersten größeren Auftritt im Trikot des FCG. Im Interview spricht der 22-Jährige über seine persönliche Situation, das Koblenz-Match und die Aussichten für die 90 Minuten an diesem Freitag beim FSV Frankfurt.

Fulda/giessen (rg). In den USA sind Kopfbälle für Kinder unter zehn Jahren bereits verboten, auch der englische Fußballverband hat eine neue Regel vorgestellt, die das Kopfballtraining mit Kindern im Grundschulalter (sechs bis elf Jahre) komplett verbietet – damit soll das Risiko von Kopfverletzungen und Hirnerkrankungen minimiert werden. Ist der radikale Schritt auch in Hessen denkbar oder sogar sinnvoll? Wir haben bei Prof. Dr. Reinald Repp, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin im Klinikum Fulda, und DFB-Stützpunkttrainer Matthias Kapelle nachgefragt.

Künftig sind Kopfbälle in England für Kinder im Grundschulalter ganz verboten, ab der U12 sollen sie nur in Ausnahmefällen trainiert und bis zur U18 reduziert werden – in Punktspielen bleiben Kopfbälle allerdings erlaubt.

Die Gefahren

„Mittlerweile gibt es eine größere Zahl von Studien zu kurzfristigen und langfristigen Auswirkungen von Kopfbällen auf verschiedene Hirnfunktionen. Negative Kurzzeiteffekte konnten die meisten Studien auch bei Jugendlichen nicht nachweisen. Demgegenüber konnten mehrere Langzeitstudien an professionellen und semiprofessionellen Fußballspielern einen Zusammenhang zwischen Kopfballspielen und der Beeinträchtigung bestimmter Hirnleistungen finden. Auch wenn es kaum Daten zu möglichen Langzeiteffekten des Kopfballspielens bei Kindern und Jugendlichen gibt und die bei Erwachsenen durchgeführten Studien zum Teil widersprüchlich sind, ist derzeit keinesfalls auszuschließen, dass Kopfballspielen auch bei Kindern und Jugendlichen langfristige Beeinträchtigungen bei einzelnen Hirnleistungen verursachen kann“, erklärt Prof. Dr. Reinald Repp.

Vieles spreche dafür, dass Kinder und Jugendliche beim Sport generell eher Gehirnerschütterungen erleiden und diese gravierendere Folgen haben als bei Erwachsenen. „Als mögliche Ursachen werden die schwächere Halsmuskulatur und die noch nicht abgeschlossenen Differenzierungsprozesse des Gehirns vermutet. Auch wenn es wesentlichere Faktoren gibt, die das Risiko von sportbedingten Gehirnerschütterungen bestimmen, wie z.B. die Sportart an sich, die Spielerposition oder die Häufigkeit des Zusammenstoßens mit Mitspielern, scheinen Kopfbälle beim Fußball ein zusätzlicher eigenständiger Risikofaktor zu sein“, erklärt Repp weiter.

Die Trainer sind gefragt: Um das Risiko zu minimieren, hat der US-amerikanische Verband schon 2015 und nun auch die FA reagiert. In Deutschland steht ein Kopfballverbot (noch) nicht zur Debatte, der DFB empfiehlt allerdings auch, erst ab dem 13. Lebensjahr mit dem regulären Kopfballtraining zu beginnen. Hier sind die Jugendtrainer gefragt, verantwortungsvoll mit den möglichen Gefahren umzugehen. Das sieht auch Matthias Kapelle so: Der A-Lizenz-Inhaber ist bereits seit 15 Jahren im Trainergeschäft und am DFB-Stützpunkt in Hünfeld sowie für die Audi-Fußballschule des FC Ingolstadt tätig. „Generell bin ich kein Freund von Verboten, aber ganz ehrlich: Bevor man nicht kicken kann, braucht man keinen Kopfball. Ich habe in meiner gesamten Laufbahn erst ein einziges Mal ein ganzes Training lang Kopfbälle geübt, das war aber im Herrenbereich und weil wir bei Defensivkopfbällen extreme Probleme mit Bewegungsabläufen und Timing hatten“, erklärt Kapelle.

Herr Bangert, beim FC Gießen ist es nach Schott Mainz Ihr zweiter Versuch, in der Regionalliga Fuß zu fassen. Was macht den Unterschied zwischen Hessenliga und Vierter Liga so groß, gerade für einen Offensivspieler?

Der Unterschied zur Hessenliga ist, dass alles professioneller ist, und das merkt man dann auch spielerisch. Da ist es egal, auf welcher Position man spielt.

Trainer Daniyel Cimen hat Ihnen im Laufe der Vorbereitung mehr Einsatzzeiten in Aussicht gestellt. Trotzdem saßen Sie zum Auftakt beim TSV Steinbach wieder auf der Bank und kamen nicht zum Einsatz. Wie war da Ihre Gefühlslage?

Natürlich will ein Spieler immer auf dem Platz sein Bestes geben, aber am Ende entscheidet immer der Trainer, wer in der Startaufstellung steht.

Wie schätzen Sie selbst Ihre Leistung gegen Koblenz ein und gab es Reaktionen der Mannschaftskollegen?

Es gibt Spiele, bei denen einfach das klappt, was man vorhat. Mich hat es gefreut, die Mannschaft unterstützen zu können. Reaktionen der Mitspieler gab es auch, positive Worte, die einem natürlich auch guttun.

Nach dieser Vorstellung dürfte eigentlich kein Weg an einem Platz in der Startformation vorbei führen. Könnte das Koblenz-Spiel vielleicht sogar schon der Durchbruch für dauerhafte Einsätze in der ersten Elf sein? Wie sehen Sie das?

So etwas kann man im Fußball nie sagen. Der Trainer wird eine Entscheidung treffen. Aber über eine Einwechslung würde ich mich auch freuen.

Beim 0:3 gegen den FSV Frankfurt im Hinspiel enttäuschte der FCG auf ganzer Linie. Wie erinnern Sie sich an dieses Spiel?

Da haben wir einen schlechten Tag erwischt. Jetzt haben wir den Rückenwind vom Spiel gegen Koblenz, der uns bestimmt hilft, den nächsten Sieg zu holen.

Was braucht es aus Ihrer Sicht, um in Frankfurt gleich den nächsten Dreier zu holen?

Die Leidenschaft und Körpersprache vom Spiel gegen Koblenz aus den letzten Minuten mit dem Wissen, wir können gewinnen. Wenn man das spürt, haben wir sicherlich eine gute Chance.



Aufrufe: 05.3.2020, 19:03 Uhr
Gießener AnzeigerAutor