2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Würzburgs Co-Trainer Ralf Scherbaum über die Pokalsensation mit Vestenbergsgreuth Foto:Meier
Würzburgs Co-Trainer Ralf Scherbaum über die Pokalsensation mit Vestenbergsgreuth Foto:Meier

Der Pokalheld beim Würzburger FV

Würzburgs Co Ralf Scherbaum über die Pokalsensation mit Vestenbergsgreuth, seinen Halbprofi-Status beim Schweinfurt 05 und seine Trainererfahrungen mit Michael Hochrein

Mit Ralf "Schere" Scherbaum (38) verfügt der Bayernligist Würzburger FV über einen namhaften Co-Trainer. Der ehemalige Torhüter im Profibereich ist seit 2004 beim WFV. 2010 beendete der gebürtige Würzburger seine aktive Laufbahn und wurde Co-Trainer von Coach Michael Hochrein (47), die beide ihre Verträge bereits für die nächste Saison verlängert haben. Scherbaum hatte unter anderem sehr erfolgreiche Zeiten beim 1. FC Schweinfurt 05 mit 33 Einsätzen in der 2. Bundesliga und zwei tolle Jahre in der dritten Liga beim TSV Vestenbergsgreuth. FuPa sprach mit dem Spitzentorhüter.

FuPa: Hallo Ralf, Du bist als Co-Trainer beim Würzburger FV mit in der Verantwortung. Vorm Sieg am Samstag gegen Rain habt Ihr vier Mal in Folge verloren. Wie beurteilst Du die Situation?
Ralf Scherbaum: Sicher ist das nicht erfreulich. Aber wir sind Aufsteiger und haben jetzt 36 Punkte auf dem Konto. Wenn wir noch zwei oder drei Spiele gewinnen, schaffen wir den Klassenerhalt. Aber nun hat es mit einem Sieg endlich wieder geklappt. Wir waren aber bei diesen vier Niederlagen nie chancenlos.

FuPa: Du arbeitest bei den Stadtwerken in Schweinfurt. Was machst Du sportlich sonst noch?
Scherbaum: Meine aktive Laufbahn habe ich im vorigen Sommer endgültig beendet. Da war ich sowieso schon ein spielender Co-Trainer. Wir haben ja dann den Wiederaufstieg in die Bayernliga geschafft. Alle 14 Tage helfe ich noch bei unserem Trainer Michael Hochrein aus, der eine Fußballschule betreibt. Das Verhältnis zu Michael Hochrein hat sich sehr gut entwickelt. Wir sind ja 2004 beide gemeinsam zum WFV gekommen und haben hier einiges bewegt.

FuPa: Welche Ziele habt Ihr mit dem Würzburger FV?
Scherbaum: Zunächst einmal wollen wir als Aufsteiger den Klassenerhalt schaffen. Das sollte uns gelingen. Unser nächstes Ziel ist dann die Qualifikation für die neue Regionalliga Bayern. Da wollen wir natürlich dabei sein.


Beruf statt Profilaufbahn beim FC05.



FuPa: Eine lange und wichtige Station in Deiner Karriere waren die acht Jahre beim 1. FC Schweinfurt 05 von 1996 bis 2004. Was hast Du in dieser Zeit an wichtigen Dingen erlebt?
Scherbaum: Es waren sehr bewegte Jahre, in denen ich viel erlebt habe. Wir haben ja 2001 als Dritter der Regionalliga Süd den Aufstieg in die 2. Bundesliga geschafft. Auf Platz zwei stand am Saisonende der VfB Stuttgart II mit Trainer Rainer Adrion. Der durfte aber nicht in die 2. Liga aufsteigen. Dadurch kamen wir dran. Ich war der einzige, der als Halbprofi weitergemacht hat, denn ich wollte meinen Job nicht aufgeben. Das war damals mit Trainer Djuradj Vasic so abgesprochen. Wir sind dann leider wieder abgestiegen. Später kam dann Rainer Hörgl als Coach. Der wollte, dass immer alle Spieler im Training sind. Dann hat man 2004 meinen Vertrag nicht mehr verlängert. Ich war damals ja schon 28 Jahre alt. Mein Arbeitgeber wollte mich nicht beurlauben, daher hätte ich kündigen müssen. Das wollte ich aber nicht und habe mich daher für den Beruf entschieden.

FuPa: Vor der Station Schweinfurt bist Du zwei Jahre in der Regionalliga Süd beim TSV Vestenbergsgreuth gewesen. Mit dem Highlight im DFB-Pokal gegen den FC Bayern München, als Ihr 1:0 gewonnen habt.
Scherbaum: Das ist das schönste Erlebnis in meiner Fußballer-Karriere. Als ich nach Vestenbergsgreuth kam hatte der TSV aus dem 350 Einwohner-Dorf die Qualifikation für die erste DFB-Pokal-Hauptrunde geschafft. Wir haben dann mit dem FC Bayern das ganz große Los gezogen. Das Spiel wurde ins Nürnberger Frankenstadion verlegt, es kamen fast 25.000 Zuschauer und das Spiel wurde live in der ARD gezeigt. Trainer bei uns war Paul Hesselbach und bei den Bayern Giovanni Trapattoni. Ich war aber nur zweiter Torwart, Nummer eins war Günther Reichold. Beim Warmmachen hat sich Günther dann den kleinen Finger ausgekugelt und konnte nicht spielen. 20 Minuten vor dem Spiel habe ich dann erfahren, dass ich spielen muss. Dann haben wir 1:0 gewonnen, was sensationell war. In der zweiten Runde haben wir mit dem Ex-Bundesligisten FC Homburg noch einen weiteren Klub rausgehauen. Erst in der dritten Pokalrunde sind wir im Elfmeterschießen am VfL Wolfsburg gescheitert. Das war ein verdammt erfolgreiches Jahr mit dem tollen Erlebnis durch den Sieg gegen die Bayern.

"Glück, dass Michael Hochrein als Trainer zum WFV kam."



FuPa: Nach Deiner letzten Station in Schweinfurt bist Du 2004 zum Würzburger FV zurückgekehrt. Wie lief das damals?
Scherbaum: Ich habe erst ziemlich spät erfahren, dass ich in Schweinfurt keinen Vertrag mehr bekomme. Da stand ich zunächst ohne Verein da. Meine erste Adresse war dann der WFV, die mich dann auch unbedingt wollten. Das war mein Glück. Mein Glück war auch, dass zur gleichen Zeit Michael Hochrein als Trainer kam. Daraus hat sich eine sehr gute Zusammenarbeit entwickelt, die hoffentlich noch eine Zeit lang anhält.




Infos zu Ralf Scherbaum:
Ralf "Schere" Scherbaum ist am 19. März 1973 in Würzburg geboren. Scherbaum ist verheiratet, hat eine Tochter und arbeitet bei den Stadtwerken Schweinfurt. Sein Heimatverein ist der TSV Grombühl, wo er bis 1989 spielte. Der Torhüter, der eine Ausbildung zum Elektroinstallateur absolviert hat, wechselte dann für drei Jahre, zwei davon im Nachwuchs, zum Würzburger FV. Es folgten zwei Jahre beim 1. FC Schweinfurt 05. Von 1994 bis 1996 spielte Scherbaum in der Regionalliga Süd, damals 3. Liga, beim TSV Vestenbergsgreuth. Der Unterfranke war damals Keeper im legendären DFB-Pokal-Erstrunden-Spiel vor 24.200 Zuschauern im Nürnberger Frankenstadion, als der FC Bayern München durch das Tor von Roland Stein in der 43. Minute mit 1:0 besiegt werden konnte. Ab 1996 spielte Scherbaum acht weitere Jahre für den 1. FC Schweinfurt 05, unter anderem in der Saison 2001/02 insgesamt 33 Mal in der 2. Bundesliga. Seit 2004 ist der ehemaliger Grombühler nun wieder in Würzburg. 2008/09 musste der WFV mit Scherbaum aus der Bayernliga absteigen, stieg aber ein Jahr später mit ihm als spielender Co-Trainer wieder in die Bayernliga auf. Im Jahr 2008 wurde Ralf Scherbaum zum besten Torwart der Bayernliga gewählt. 2005 wurde er mit dem WFV Bayerischer Hallenmeister.
Aufrufe: 028.3.2011, 10:31 Uhr
Dirk MeierAutor