2024-05-15T11:26:56.817Z

Interview
Jens Rädel Foto: Stephan Bischof
Jens Rädel Foto: Stephan Bischof

"Der Kopf entscheidet über Sieg und Niederlage"

Wie Jens Rädel, Trainer des SV Reute, sein Wissen als Sportmentaltrainer in seine Arbeit in der Kreisliga A einbringt.

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Reute / sz - Jens Rädel, aktuell Trainer des SV Reute in der Fußball-Kreisliga A, ist ein bekanntes Trainergesicht in Oberschwaben. Lange Zeit war er Trainer des TSV Eschach und führte diesen zu seinem größten Erfolg, dem Aufstieg in die Landesliga. Über weitere Stationen beim FV Ravensburg II, der SG Baienfurt, nochmal dem TSV Eschach, sowie dem FV Altshausen, landete er im Sommer des Vorjahres schließlich beim SV Reute. Jens Rädel absolvierte nun ein Fernstudium zum Sportmentaltrainer und ist sich sicher, dass der mentale Bereich großen Einfluss auf die Leistungen eines Sportlers hat, wie er im Gespräch mit Stephan Bischof erzählt.

Herr Rädel. Sie haben sich mit dem SV Reute in der Kreisliga A nach einem holprigen Start stabilisiert und stehen mittlerweile im Tabellenmittelfeld. Woran hat es am Anfang gehapert.

Wir haben uns am Anfang irgendwie schwer getan und oft haben wir auch unnötige Niederlagen kassiert.Vielleicht war auch ich nicht ganz auf der Höhe, da ich in dieser Zeit sehr mit meinem Fernstudium zum Sportmentaltrainer beschäftigt war und unterbewusst vielleicht die Taktiktafel etwas vernachlässigt habe.

Hier muss ich nachhaken. Was macht ein Sportmentaltrainer? Und wie sind Sie auf die Idee gekommen, hierzu ein Fernstudium zu absolvieren?

Ich habe schon immer am liebsten Mannschaften trainiert, die sportlich nicht so erfolgreich gewesen sind. Mich reizt es sehr, aus Teams und Sportlern Leistungen herauszuholen, an die sie selbst nicht glauben. Athletik, Kondition oder auf höherem Level auch Taktik trainieren wir doch fast alle gleich. Ich habe schon immer nach dem Mehr an Leistung gesucht. Ein Sportmentaltrainer setzt genau hier an. Mit Mentaltraining versuche ich, als Trainer Blockaden abzubauen, Ängste zu nehmen und Mut für das Spiel zu geben. Nur mit einer gefestigten inneren Einstellung funktioniert das physische Fußballspiel erfolgreich.

Wie wichtig ist der mentale Bereich für einen Sportler?

In Deutschland ist dieser Bereich erst seit ein paar Jahren auf dem Vormarsch. Ich persönlich bin aber überzeugt davon, dass der Kopf in gewissen Maßen über Sieg und Niederlage entscheidet. Hier möchte ich ansetzen. Zudem denke ich, dass ich für mich einen Weg entwickelt habe, über den ich mit meinem Team den Umgang mit Niederlagen und Misserfolg gut in den Griff bekomme. Wer unsere Spiele verfolgt, der erkennt ein gewisses Muster. Meist gehen wir direkt nach der Halbzeit richtig auf und entscheiden Spiele. Das geschieht mehr im Kopf, als im taktischen oder konditionellen Bereich.

Wie darf man sich die Arbeit eines Sportmentaltrainers vorstellen?

Die Meisten denken: "Gut sein, wenn‘s drauf ankommt". Mentaltraining ist aber kein reines Motivationstraining. Vielmehr bedeutet Sportmentaltraining die Verinnerlichung und Optimierung von Bewegungsabläufen. Klassisch wird immer wieder das Beispiel des Bobfahrers genannt, der die Augen schließt und nur in Gedanken die Bahn hinabfährt. Sportmentaltraining soll also dabei helfen, in Wettkampfsituationen einen kühlen Kopf zu bewahren. Da gibt es ganz viele verschiedene Möglichkeiten, wie ein Sportmentaltrainer Einfluss nehmen oder unterstützen kann.

Inwiefern hilft Ihnen das Studium als Kreisliga-A-Trainer?

Im unteren Amateurbereich ist das manchmal etwas schwieriger, weil dort nicht so häufig diese typischen Anwendungsfälle vorkommen. Hier wird der Sport noch als reines Hobby gesehen. Mentale Tiefs oder Versagensängste spielen eine sehr untergeordnete Rolle. Dennoch war ich schon immer ein Trainer, der der Motivation und der Beziehung zum Team einen ganz großen Stellenwert beigemessen hat. Wenn die Beziehung zwischen Team und Trainer stimmt, dann läuft eine Truppe auch mal die berühmten Extrameter.Ich empfehle deshalb jedem Trainerkollegen sich auch selber mit diesem Bereich auseinanderzusetzen.

Aufrufe: 011.12.2019, 19:40 Uhr
Schwäbische Zeitung / Stephan BischofAutor