2024-04-25T14:35:39.956Z

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Er packt zu: Tobias Schopf musste in der bisherigen Spielzeit nur 13 Mal das Leder aus dem Netz fischen.
Er packt zu: Tobias Schopf musste in der bisherigen Spielzeit nur 13 Mal das Leder aus dem Netz fischen. – Foto: Helmut Weiderer

Der Gratwanderer

Tobias Schopf (25) ist der große Rückhalt beim TSV Grafenau

Der beste Keeper der Bezirksligen kommt aus Grafenau! Zumindest die nackten Zahlen untermauern den Nimbus von Tobias Schopf als klare Nummer eins in Niederbayern. Ist das so? Wir haben beim 25-jährigen Schlussmann mit Gardemaß mal nachgefragt.

Bester Torhüter der Bezirksligen? Bei dieser Frage muss Tobias Schopf ein wenig verlegen lachen: "Ich würde sagen, dass ich eine gute Runde spiele. Die Viererkette und ich harmonieren mittlerweile optimal." Kann man so sagen: Nur 13 Gegentreffer haben die Grafenauer bis dato zugelassen und stellen damit mit Abstand den besten Defensivverbund auf Bezirksebene. Großen Anteil daran hat auch Schopf, der allein durch sein imposante und athletische Erscheinung den Gegnern Respekt einflößt. Mittlerweile hallen auch seine Kommandos lautstark über den Platz - das war nicht immer so: "Daran musste ich arbeiten. Als junger Keeper, aber vor allem auch zu meiner Zeit in Schalding, habe ich mich schwer getan. Die Hemmschwelle, ältere, gestandene Spieler zusammenzustauchen, war da doch sehr hoch."

Auch das Rauslaufen zählte nicht immer zu den Stärken des Neuschönauers. Das moderne Torwartspiel verlangt, dass der Schlussmann als eine Art verkappter Libero fungiert und gleichfalls für die Spieleröffnung zuständig ist. Nicht immer einfach, wie Schopf zugibt: "Ich bin oft weit vor dem Gehäuse postiert. Das ist eine Gratwanderung, der Abstand zur Viererkette muss immer passen. Ist der zu kurz, kann es sein, dass mir hinten einer reinsegelt. Ist der Abstand zu groß, bin ich nach einem langen Ball hinter die Viererkette zu spät dran und kann nicht mehr reagieren. Dann läuft eben der Stürmer alleine aufs Tor zu."

– Foto: Karl-Heinz Hönl


An seinen Schwächen arbeitet Tobias Schopf akribisch, sein großer Ehrgeiz treibt ihn immer wieder an: "Ich würde mich schon als trainingsfleißig bezeichnen"
, schmunzelt er und betont, dass er "in der Vorrunde nur ein bis zwei Übungseinheiten verpasst" hat. Viel geholfen hat ihm dabei ein Grafenauer Haudegen: Der Sportliche Leiter Franz Seitz persönlich hat Schopf unter seine Fittiche genommen und ihn in individuellen Einheiten geschliffen. "Das hat mir enorm viel gebracht", betont Schopf. Im Alter von 21 Jahren hatte der Bayerwäldler den Sprung von seinem Heimatverein SV Neuschönau zu Niederbayerns Nummer eins gewagt. Die Regionalliga beim SV Schalding-Heining blieb aber außer Reichweite, nach nur zwei Einsätzen in der Bezirksliga-Mannschaft der Grün-Weißen zog es Schopf zurück in heimatliche Gefilde - und er schloss sich den "Stodbärn" an. "Der Schritt nach Schalding kam im Nachhinein betrachtet wahrscheinlich zu früh. Trotzdem war es eine wertvolle Erfahrung", meint Schopf mit ein paar Jahren Abstand. In Grafenau ist er zu einem klasse Rückhalt gereift.

»Für zehn Spiele werden wir dann drei große Vorbereitungen absolviert haben.«

Aber auch Schopf geht`s derzeit wie vielen anderen Kickern auch: Je länger die Pause dauert, umso größer wird die Kluft, die sich zwischen ihm und seinem geliebten Hobby auftut. "Im März hat mich das schon getroffen. Wir hatten eine intensive Vorbereitung, waren heiß auf den Start - und dann wurde alles auf unbestimmte Zeit abgeblasen. Ob ich mir den Fußball zurücksehne? Würde ich schon sagen, aber das Gefühl ist nicht mehr so stark. Ich habe mich daran gewöhnt, dass wir nicht kicken können." Die Entscheidung zur Saisonfortsetzung hat er zur Kenntnis genommen und sich so seine Gedanken gemacht: "Wenn ich das richtig verstehe, haben wir im Herbst noch fünf Spiele und ebenso im Frühjahr 2021. Heißt im Klartext: Für zehn Spiele werden wir dann drei große Vorbereitungen absolviert haben - naja. Es fängt halt alles wieder komplett bei null an." Für Tobias Schopf hat die Corona-Pause aber auch seine gute Seite: "Ich kann mich dadurch auf meinen Meister-Abschluss konzentrieren, den ich derzeit als Installateur und Heizungsbauer in Passau mache. Leider ist das aber auch ein wenig durcheinandergewirbelt worden. Im Juli soll nun die Theorieprüfung anstehen, im Oktober müsste ich dann fertig sein."


– Foto: Bernhard Enzesberger


Sportlich wird er sich weiter gedulden müssen. Zuhause hält er sich mit Läufen, Stabilisations- und Kraftübungen fit. Den "Stodbärn" will er weiter die Treue halten, er bleibt in Grafenau. "Der Aufstieg bleibt ein lohnendes Ziel, für das wir weiter kämpfen werden. Ein Abenteuer in der Landesliga - und sei es nur für ein Jahr - würden wir definitiv gerne mal mitnehmen." Eine Gratwanderung für Verein und Spieler, die Schopf und seine Kollegen gerne in Kauf nehmen würden.





Aufrufe: 013.6.2020, 11:00 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor