2024-06-06T14:35:26.441Z

Analyse
F: Reidt
F: Reidt

Der Aufstieg war die Konsequenz der Entwicklung

Schwalmstadt schafft nach den Scheitern in der Relegation den Sprung in die Hessenliga +++ Junge, entwicklungsfähige Mannschaft um Routinier Bräutigam

Hessenligatauglich - so lautet die Aufschrift auf den Aufstiegs-T-Shirts des 1. FC Schwalmstadt. Und das hat sich die Truppe aus der Schwalm, die sich zwei Spieltage vor Saisonende die Meisterschaft in der Verbandsliga Nord gesichert und den Aufstieg ins hessische Oberhaus perfekt gemacht hat, zu Recht verdient. Die Mannschaft erfüllt viele Superlative und hatte viele Merkmale, die ein Spitzenteam und Meisterschaftskandidat auszeichnen.

Begonnen hat die Erfolgsserie der Gelb-Blauen schon im letzten Relegationsspiel der vergangenen Saison. Ein Tor hat dem FCS am Ende für den Hessenligaaufstieg gegen den FC Ederbergland gefehlt. Da keine Mannschaft aus der Oberliga in die Verbandsliga Nord abgestiegen war, ging das Ensemble von Spielertrainer Christoph Keim als Mitfavorit ins Rennen.

Personell wurde die Mannschaft im vergangene Sommer weitestgehend zusammen gehalten. MIt André Meier verlor man einen Leistungsträger und Routinier und Kapitän Frank Jäger war in der vergangenen Saison häufig verletzt, aber auch neben den Platz eine Führungspersönlichkeit und einer der wenigen Erfahrenen im Kader. Bei den Neuzugängen setzte Schwalmstadt das Konzept fort, das unter Coach Keim bislang so gut lief. Junge, entwicklungsfähige Spieler, die der Regionalliga-Erfahrene Übungsleiter gut weiterentwickeln kann. Janis Lerch und Tobias Konle kamen vom "Nachbarn" Eintracht Stadtallendorf. Sefa Cetinkaya war Stammspieler bei der U23 des KSV Hessen Kassel und Keeper Philipp Lang (SG Landsburg) sowie Stürmer Nils Fischer (TSG Oberaula) kamen von unterklassigen Vereinen, wo sie trotz ihrer jungen Jahre als Leistungsträger fungierten. Aus der Jugend des VfB Gießen kam Serkan Erdem an den Fünftenweg.

Durch die vielen jungen Neuzugänge und die guten Ergebnisse in der Vorbereitung war Schwalmstadt mit viel Euphorie in die Saison gestartet, doch schon am ersten Spieltag erlitt die Mannschaft einen großen Dämpfer. Im Heimspiel gegen die zweite Mannschaft des KSV Hessen setzte es eine 0:5-Klatsche und am dritten Spieltag gab es eine 1:3-Pleite bei Aufsteiger Lehnerz II. Es sollten die einzigen Niederlagen in der Hinrunde, in der zehn Siege und vier Remis folgten, für die Elf um Kapitän Steffen Bräutigam sein. Darunter einige Kantersiege (5:2 gegen Weidenhausen, 6:1 gegen Vellmar II, 5:0 gegen Eschwege und je 4:0 gegen Willingen und Steinbach), in der die Elf das Umschaltspiel mit den schnellen Außenspielern mehrfach glänzend umsetzte. Auch gegen die Topteams blieb das Keim-Team schadlos und holte neben dem Remis gegen BC Sport und Dörnberg gegen Asbach einen Dreier.

Die Rückrunde begann wie die Hinserie mit zwei Pleiten gegen den KSV Hessen II und den Melsunger FV. Es sollte nur noch die unnötige 1:2-Niederlage gegen Verfolger Dörnberg folgen. Die Mannschaften hatte sich in der zweiten Halbserie aber besser auf den Spitzenreiter eingestellt und so entschied der FCS fast sämtliche Rückrundenspiele mit nur einem Tor Unterschied für sich - das typische Merkmal eines Topteams. Die Meisterschaft wurde mit einem 2:0-Sieg gegen Sand vor 400 begeisterten Zuschauern perfekt gemacht und so kehrt Schwalmstadt nach drei Jahren in die Hessenliga zurück und feiert den insgesamt dritten Aufstieg ins hessische Oberhaus nach 2004 und 2009. Schwalmstadt hat einige Bestmarken aufgestellt. Neben den besten Hin- und Rückrundenteam sind die Schwälmer auch mit Abstand die beste Heimmannschaft und haben mit einen Durchschnittsalter von 22,7 Jahren mit das jüngste Team der Liga.

Eine junge Mannschaft um Kapitän Steffen Bräutigam, der in der Abwehr das Sagen hat und mit sieben Toren sehr torgefährlich war. Neben Bräutigam sticht in der Abwehr Fabian Seck heraus, der aus der Stammelf nicht mehr wegzudenken ist und in seiner zweiten Saison in der Verbandsliga zum Leistungsträger gereift ist. Im defensiven Mittelfeld sind Steven Preuß und Kevin Kutzner immer wieder gute Ballverteiler und in der Offensive ragen Neuzugang Serkan Erdem (10 Tore) und Torjäger Patrick Herpe (21 Treffer) heraus.

Wie geht es weiter mit dem 1. FC Schwalmstadt in der kommenden Hessenliga-Saison? Mit Patrick Herpe (FC Homberg) sowie Steffen Schneider (SG Aulatal) stehen bislang zwe Abgänge fest. Wobei der Ausfall von Herpe schwer wiegt und so sind die Verantwortlichen um den sportlichen Leiter Marco März noch auf der Suche nach einer Verstärkung für den Sturm. Die restliche Mannschaft bleibt so zusammen und wird nur gezielt mit Abwehrspieler Moritz Wernik (A-Junioren JFV Viktoria Fulda) und Jan-Henrik Wolf (TSV Lehnerz) verstärkt. Gelingt es nun noch Torjäger Herpe annähernd adäquat zu ersetzen, hat man eine junge, erfolgshungrige Manschaft, die noch lange nicht am Ende der Entwicklung angekommen ist. Mit dem sehr guten Umfeld (A und B-Jugend in der Gruppenliga, Reserve in der Gruppenliga) mit den beiden Sportplätzen in Ziegenhain und Treysa sowie den Kunstrasenplatz und der sehr guten Jugendarbeit sowie den akribische Trainer Christoph Keim, hat der FCS das Zeug dazu, sich in der Hessenliga zu etablieren, zumal es für die Zuschauer auch einige interessante Partien gibt, wie die Derbys gegen Stadtallendorf, Baunatal, Vellmar oder Lohfelden.

Wobei das Zuschauerinteresse auch der einzige Negativpunkt in dieser Saison war. Trotz der sehr attraktiven Spielweise, kamen manchmal gerade einmal 150 - 200 Zuschauer zu den Spielen. Eigentlich schade, weil die Mannschaft sicherlich mehr verdient hätte. Doch jetzt heißt es erst einmal die letzten beiden Spiele über die Runden zu bekommen, dann feiern und die Verantwortlichen arbeiten bereits mit Hochdruck hinter den Kulissen a der Vorbereitung für die Hessenligasaison, in der Kutzner, Seck und Co. nachweisen wollen, dass der Aufdruck auf den T-Shirts in dieser Saison durchaus verdient ist.

Aufrufe: 028.5.2014, 10:55 Uhr
Florian DiehlAutor