2024-05-14T11:23:26.213Z

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Stürmer Florian Eipper (Mitte): Darmsheim ist in der Offensive laut Trainer Lindner nicht "ausreichend schlagkräftig" Foto (Archiv): Eibner
Stürmer Florian Eipper (Mitte): Darmsheim ist in der Offensive laut Trainer Lindner nicht "ausreichend schlagkräftig" Foto (Archiv): Eibner

Der Absturz des TV Darmsheim

TVD-Trainer Tobias Lindner nimmt im Interview zur Misere beim Landesliga-Absteiger Stellung

Platz elf nach 15 absolvierten Spielen, nur 18 Punkte auf dem Konto, lediglich vier Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz: Der TV Darmsheim steckt in der Bezirksliga im Abstiegskampf. Vor der Saison war der Wiederaufstieg als Ziel ausgegeben, davon kann überhaupt keine Rede mehr sein.

Der TV Darmsheim stieg im Juni nach nur einem Jahr in der Landesliga wieder in die Bezirksliga ab. Das Team blieb nahezu unverändert zusammen, es hatte ein Jahr höherklassig Erfahrung gesammelt. Das Ziel sofortiger Wiederaufstieg lag auf der Hand. Der „Gäubote“ hat sich mit dem 37-jährigen Trainer Tobias Lindner über die aktuelle Situation seiner Mannschaft unterhalten.

Passt das Etikett Trainingsweltmeister zu Ihrer Mannschaft?
Tobias Lindner: „Warum?“

Weil Ihr Team im Training guten Fußball zeigt mit Tempo und Einsatz, in den Punktspielen davon aber nur sporadisch etwas zu sehen ist.
Lindner: „Es stimmt, bei uns klafft eine große Lücke zwischen den Leistungen im Training und den Leistungen im Spiel. Im Training gibt es viele Torabschlüsse, es gibt klasse Spielzüge, die Spieler feuern sich gegenseitig an und geben Vollgas. Wir sind immer 16 bis 18 Spieler im Training, es macht Spaß, den Jungs zuzuschauen.“

Wie viel Spaß macht es denn, bei den Punktspielen zuzuschauen?
Lindner: „Zurzeit macht es nicht so viel Spaß. Wir haben in den letzten fünf Spielen dreimal Unentschieden gespielt und zuletzt zweimal nacheinander verloren. Es wäre alles nicht so schlimm, wenn die Leistung gestimmt hätte. Sie hat aber nicht gestimmt. Wir machen zu viele individuelle Fehler, die dann zu Gegentoren führen. Auf der anderen Seite sind wir in der Offensive, die seit Jahren eigentlich unsere Stärke ist, nicht ausreichend durchschlagkräftig. Die Krönung waren die drei Gegentore gegen Deckenpfronn in den ersten elf Minuten. So etwas habe ich noch nicht erlebt.“

Sie haben den Wiederaufstieg in die Landesliga als Ziel ausgegeben. Ist der dadurch entstandene Druck zu groß für Ihr Team?
Lindner: „Dieses Ziel habe ich nicht alleine zu Hause ausgeheckt. Der Verein und die Mannschaft haben ebenfalls klar dieses Ziel formuliert. Im Nachhinein betrachtet kann man natürlich leicht sagen, dass es falsch war, die Latte so hochzulegen. Alles andere hätte uns aber niemand abgenommen. Wenn wir einen Platz unter den ersten fünf Mannschaften genannt hätten, wären wir doch ausgelacht worden.“

Das Team ist nach dem Abstieg im Juni nahezu komplett zusammengeblieben. Fehlt denn frisches Blut in der Mannschaft?
Lindner: „Was uns derzeit eher fehlt, ist eine gewisse Hierarchie auf dem Feld. Im Aufstiegsjahr hatten wir mit Wolfgang Buck, David Wieczorek und Martin Laier drei Spieler, die sehr viel Erfahrung hatten und die Mannschaft geführt haben. Uns fehlen in dieser Runde Spieler, die vorausgehen auf dem Feld, die das Heft in die Hand nehmen. Jeder ist zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Im Training geht es manchmal richtig zur Sache, da wird auch mal Tacheles geredet. Im Spiel sind wie viel zu ruhig und zu brav.“

Wie wollen Sie es erreichen, dass Ihr Team auch in den Punktspielen so auftritt wie im Training?
Lindner: „Darüber mache ich mir ständig Gedanken. Nach einem schlechten Spiel gehe ich ja nicht nach Hause, lege mich ins Bett und schlaf ein. Man denkt viel nach. Wichtig ist, den Spielern Selbstvertrauen zu vermitteln, ihnen aber auch klarzumachen, in welcher Situation wir uns befinden. Wir müssen und werden eine sehr intensive und konzentrierte Vorbereitung auf die zweite Saisonhälfte vornehmen und wir müssen wieder unsere Stärken in die Waagschale werfen. Wir haben zu oft mit langen Bällen gespielt, was überhaupt nicht mein fußballerischer Ansatz ist. Wir haben zu viele leichte Fehler produziert und die Gegner zu Toren eingeladen. Das hat mit mangelnder Konzentration zu tun. Und die fängt schon weit vor einem Spiel an und nicht erst in der Umkleidekabine.“

Sie werden also auch im nächsten Jahr noch Trainer beim TVD sein. Gab es denn Situationen in denen Sie gedacht haben, vielleicht den Weg für einen neuen Coach freizumachen?
Lindner: „Ich bin jetzt seit acht Jahren hier beim TVD dabei, das ist natürlich eine sehr lange Zeit. Ich hinterfrage mich immer wieder und mache mir Gedanken darüber, was ich anders oder besser machen kann. Ich bin aber nicht der Typ, der von sich aus das Handtuch wirft. Das ist zu einfach. Gemeinsam mit der Mannschaft will ich den Karren wieder aus dem Dreck holen.“

Aufrufe: 010.12.2015, 11:48 Uhr
Thomas Oberdorfer, GäuboteAutor