2024-05-10T08:19:16.237Z

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Wie 1964: Die einstige Ziegetsdorfer Jugend-Meistermannschaft der Jahrgänge 1946 bis 1948, die sich vor dem ?Alten Tor? in Pentling so aufstellte wie beim Meisterfoto von damals (siehe unten). Foto: Wotruba
Wie 1964: Die einstige Ziegetsdorfer Jugend-Meistermannschaft der Jahrgänge 1946 bis 1948, die sich vor dem ?Alten Tor? in Pentling so aufstellte wie beim Meisterfoto von damals (siehe unten). Foto: Wotruba

Das Ziegetsdorfer Titel-Jubiläum

1964 wurde die SpVgg überraschend Bezirksmeister in der Jugend +++ Jetzt rief Torwart Otto Vielhuber die Fußballfreunde von einst zusammen.

Die entscheidende Spielerbesprechung ist lange her. Das Blättern im Fotoalbum von einst brachte Otto Vielhuber auf die Idee: Genau 50Jahre sind es, dass die kleine Spielvereinigung aus Ziegetsdorf mit einem 4:0 über Riedenburg Kreismeister wurde. Dann ließ sie nach zwei Spielen auch den großen FC Schwandorf und die große Spielvereinigung aus Weiden im Bezirk hinter sich. Erst der ganz große 1. FC Nürnberg stoppte im Halbfinale der bayerischen Jugend-Meisterschaft den Siegeszug.

Im ,,Alten Tor" in Pentling sitzt das Erfolgsteam von 1964 beieinander. Es ist eine Spielerbesprechung mit Klassentreffen-Stimmung: Obwohl sie nur im Umkreis von rund 50 Kilometer um Regensburg verstreut wohnen, haben sie sich nicht gesehen, teils die vollen 50 Jahre. Nur der weitest Gereiste aus Berlin fehlt: ,,Der Eich, der Zehner von uns, bucht um diese Zeit immer seinen Ägypten-Urlaub", erklärt Otto Vielhuber die einzige Absage. Aber sonst sind sie alle da. Hans, ,,ein Kumpeltyp und unser Linksaußen", der Helmut, ,,immer hundert Prozent verlässlich" oder den Josef, ,,dem wir immer gesagt haben, den musst halten", damals als die Verteidiger noch ausschließlich verteidigten und so gut wie nie die Mittellinie überschritten.

,,Nur die gespielt haben, leben noch"
Schnell, ganz schnell werden die alten Geschichten der Fußballfreunde aus den Jahrgängen 1946 bis 1948 wiederbelebt. ,,Ich habe einfach keine Angst gehabt", berichtet der Verteidiger von früher von seinen Zweikämpfen, als könne er das selbst heute nicht mehr ganz verstehen. Und Otto Vielhuber, der Torwart, berichtet mit Blick auf das Meisterfoto: ,,Es ist schon makaber. Alle in schwarz auf dem Foto, die Funktionäre und Ersatzspieler, sind schon tot: Einer hatte einen tödlichen Unfall, einer einen Herzinfarkt. Die drei Jüngsten sind gestorben. Aber die, die gespielt haben, leben noch." Und tauschen sich munter aus über die alten Zeiten.,,Wir waren als Gruppe erst einmal gar nicht so stark", sagt Vielhuber. ,,Wir haben uns selber trainiert - und irgendwann sind wir immer besser geworden." Ehe man sich's versah, war man Kreismeister. ,,Überraschend", sagt Vielhuber. Dann kam der Auftritt in Schwandorf, ein legendäres Spiel für die Ziegetsdorfer, die eigentlich hoffnungslos unterlegen waren. ,,Wir waren zweimal vor dem Tor", erinnert sich Vielhuber. Torjäger Fischer traf zweimal - und Vielhuber hielt einen Elfmeter. Die Euphorie schwappte nach Ziegetsdorf. ,,1200 Zuschauer haben's gesagt waren das", sagt Vielhuber. ,,1000 waren es auch bestimmt."


Im Heimspiel war der Gegner aus Weiden nicht besser. ,,Wir waren gleichwertig." Aber ein Tor fiel eben auch nicht - 0:0. Die drei Punkte aus zwei Spielen (damals noch im Zwei-Punkte-System) seien zu wenig, dachten die Ziegetsdorfer. Dabei hatten Schwandorf und Weiden Unentschieden gespielt ,,Wir haben sogar gestritten", blickt Vielhuber mit Schmunzeln zurück. ,,Noch beim Gruppenfoto hatten wir es nicht geschnallt. Erst danach - und dann ging es per Polonaise über den Karmannhof" zu Zeiten, als es in Ziegetsdorf noch Bauernhöfe gab. In der bayerischen Meisterschaft zogen die Ziegetsdorfer ein Freilos und trafen in Hersbruck auf den Club aus Nürnberg. Am Abend zuvor wurden sie im Verein eingeschworen: ,,Hart wie Kruppstahl sollten wir sein", schmunzelt Vielhuber. ,,Die Ansprache hatte etwas von Hitler." Gegen den FCN aber half - natürlich - alles nichts. ,,Wir haben acht Stück gekriegt. Da sind vier, fünf Leute später Profis geworden." Unter anderem Manfred Ebenhöh. ,,Der hat als Mittelstürmer allein fünf Tore geschossen", erzählt Vielhuber über den damaligen Jugend-Nationalspieler, der 1968 auch zum Nürnberger Meisterkader gehörte, aber kein Spiel und überhaupt nur ein Bundesliga-Spiel (mit einem Tor gegen 1860) bestritt. Die Ziegetsdorfer Mannschaft zerfiel nach den vier Jahren der Jugend zwischen 14 und 18. ,,Wir haben es noch ein Jahr probiert, aus der C-Klasse herauszukommen, aber das Entscheidungsspiel verloren", sagt Vielhuber, ,,damals bei Walhalla gegen Donaustauf durch ein Eigentor".

So sahen die Oberpfalzmeister 1964 aus. Es freuten sich Manfred Supmann, Max Karl, Josef Straubinger, Trainer Hans Burger, Franz Eich, Hans Birkenseer, Erich Lang, Gerhard Kehlhammer, Roland Trinks, August Fischer, Heinz Peters, Hermann Dengg, Jugendleiter Franz Rieger, Helmut Hoffmann, Otto Vielhuber und Josef Pfeffer. Fotos: Vielhuber privat (3)

Vom Torwart zum Rechtsaußen
Otto Vielhuber selbst versuchte sein Glück auch mal kurz beim SSV Jahn, zu Zeiten eines Gerhard Faltermeier, der ein Arbeitskollege von Vielhuber war. Doch Trainer Bimbo Binder stellte den Torwart zu seiner Verärgerung als Rechtsaußen auf. ,,Nach vier Monaten bin ich wieder weg und damit war auch meine Zeit in der Bayernauswahl zu Ende." Otto Vielhuber hielt vier Jahre für TuS Süd, spielte acht Jahre in den glorreicheren Tagen für den ESV 1927 und wurde danach Trainer in Ziegetsdorf, Schönhofen und Sinzing: ,,Meistens für länger." In ESV-Diensten traf er Manfred Ebenhöh wieder. ,,An Dich habe ich ungute Erinnerungen", sagte Vielhuber zu dem Stürmer, der damals mit Herzogenaurach in der Landesliga als Gegner auftauchte. ,,Mach Dir keine Gedanken, ich bin nicht mehr so gut wie früher, hat er geantwortet", schaut Vielhuber zurück, ,,und dann hat er nach 30 Minuten schon wieder vier Tore geschossen gehabt. Aber das Rückspiel auf dem RT-Platz haben wir 2:1 gewonnen." Wenn Otto Vielhuber über die Plätze der höherklassigen Klubs und im Jahn-Stadion beginnend vagabundiert, ,,triffst du immer wieder jemanden, den du kennst. Fußball bringt man nicht los." Das haben die Meister 1964 bei ihrem Treffen auch festgestellt. Die Konsequenz: ,,Wenn's geht, wollen wir das jetzt jedes Jahr machen."

Aufrufe: 027.5.2014, 07:00 Uhr
Claus-Dieter Wotruba, MZAutor