2024-06-04T08:56:08.599Z

Allgemeines
Harry Gfreiter während seiner Zeit als Coach der zweiten Mannschaft. F: Meier
Harry Gfreiter während seiner Zeit als Coach der zweiten Mannschaft. F: Meier

„Das Thema Jahn ist ad acta gelegt“

Nach 17 Jahren wurde Harry Gfreiter im Juni entlassen. Nun hat man sich geeinigt und der 43-Jährige blickt nach vorn.

Am Kaulbachweg gibt es keine eigene Schiedsrichterkabine. Trainer- und Schiedsrichter müssen sich einen kleinen Raum teilen. An der Tür hängt ein Zettel mit der Aufschrift „Trainer/Schiedsrichter“. Im Raum steht allerlei, unter anderem eine Kaffeemaschine, zumindest stand sie da noch am vergangenen Wochenende. Die hatte Harry Gfreiter mal angeschafft, denn die Gaststätte oben ist nicht immer bewirtschaftet und Gfreiter ist ein Kaffee-Mensch. Wen es nach dem Training mal auf einen Kaffee gelüstete, der konnte sich dort einen brühen und in einem Becher daneben einen kleinen Obolus hinterlassen.

Am Kaulbachweg trainiert Gfreiter nun schon einige Monate nicht mehr. Das Jahn-Urgestein wurde im Juni, nach dem Saisonende, entlassen. Gfreiter hatte zuletzt die U21, die zweite Mannschaft des SSV Jahn Regensburg, betreut. Das Team hat den Klassenerhalt nicht geschafft und stieg aus der Bayernliga in die Landesliga ab.

Unbefristetes Arbeitsverhältnis

Nun ist seit Kurzem die Trennung zwischen dem SSV Jahn und Harry Gfreiter auch rechtlich vollzogen. „Wir haben das Arbeitsverhältnis in beiderseitigem Einvernehmen beendet“, sagt Gfreiter. Das bestätigt auch der Verein. Der 43-Jährige wurde zwar im Juni entlassen, hatte aber zuvor einen unbefristeten Arbeitsvertrag beim SSV Jahn.

Gfreiter allerdings mag nicht mehr zu dem Thema sagen – auch wenn es damals, als die doch recht kühl abgefasste Pressemitteilung des Vereins zirkulierte, nicht unbedingt nach einer einvernehmlichen Trennung geklungen hatte. „Das Thema Jahn ist ad acta gelegt“, erklärt er.

Aber geht das so einfach, 17 Jahre der eigenen Karriere in eine Schublade wegpacken?

In der Continental-Arena war Gfreiter seit seiner Entlassung erst einmal. Beim Spiel des SSV Jahn gegen Dresden. Die Gefühlslage beschreibt Gfreiter als durchaus gemischt – und das lag nicht unbedingt daran, dass der Jahn mit 0:2 verlor. Aber trotzdem sagt er: „Mir geht es gut. Ich orientiere mich nach vorne.“

Auch bei „seinen Jungs“ hat er zwischenzeitlich mal wieder zugeschaut, das 1:1 gegen Neukirchen Hl. Blut von der Tribüne aus verfolgt und mit dem einen oder anderen kurz gesprochen.

Die Mannschaft wird mittlerweile von Yavuz Ak betreut und führt die Tabelle der Landesliga an. Eine Beurteilung will Gfreiter nicht abgeben. „Das gehört sich nicht, dass gerade ich dazu irgendwas sage. Das wäre ja schräg.“

Bunter Hund

Dass der Jahn, auch ohne Gfreiters Zutun, trotz allem immer wieder zum Thema in seinem Leben gemacht wird, dagegen kann er sich kaum wehren. Natürlich wird er auf den Jahn angesprochen, wenn er in der Stadt unterwegs ist. Gfreiter ist in Regensburg bekannt wie der berühmte bunte Hund, war lange ein Aushängeschild des Vereins, trommelte auf und auch neben dem Platz für den Jahn, war Spieler, Co-Trainer, Jugendtrainer, Mädchen für alles, war auch für die Sponsorenakquise gut, und hielt dem Verein – ob in der Bayernliga oder in der 2. Liga – die Treue. „Es waren halt doch 17 Jahre. Das halbe Jahr, als ich zwischendrin bei Feucht war, das rechne ich gar nicht mit“, sagt er. Und verstecken mag er sich auch nicht. „Ich bin entlassen worden, aber ich habe ja nichts verbrochen“, sagt Gfreiter.

Natürlich wird er dann auch gefragt, wie es denn nun weitergeht bei ihm, dem gebürtigen Allgäuer. Mit und auch dank seiner Familie, seiner Frau und seinen zwei Kindern, hat er in der Region Wurzeln geschlagen. Fußball prägte Gfreiters bisheriges Leben. Und wenn es nach dem A-Lizenzinhaber geht, wird der Fußball auch einen entscheidenden Anteil in seinem weiteren Leben haben. „Ich orientiere mich nach vorne und sondiere gerade den Markt.“

Das eine oder andere Angebot flatterte bereits rein. Aber es muss halt auch alles passen. Wobei Kriterien wie beispielsweise die Entfernung zur Heimat weniger eine Rolle für ihn spielen. „Fußball ist kein Wunschkonzert. Ich kann ja schlecht sagen, ich betreue nur eine Mannschaft, die zehn Kilometer vor meiner Haustür ihren Trainingsplatz hat.“

Es kann also gut sein, dass man von Harry Gfreiter mittelfristig wieder öfter hört. Und wenn er Glück hat, ist eine Kaffeemaschine bereits vorhanden.

Harry Gfreiter hat übrigens vom Jahn eine Verabschiedung angeboten bekommen. Aber das hat Gfreiter abgelehnt.

Gfreiter bestritt allein in der ersten Mannschaft 135 Spiele für die Oberpfälzer und wurde außerdem in die Jahrhundert-Elf des Klubs gewählt.

Aufrufe: 07.10.2017, 06:00 Uhr
Birgit Pinzer, MZAutor