2024-04-25T14:35:39.956Z

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"Das macht unseren Sport kaputt"

Staffeltag: Saison 2015/16 aus Sicht des Sportgerichts besorgniserregend – Staffelleiter appellieren an Vereine

Großes Thema auf dem Staffeltag der Kreisligen A 3 und B 5 war Gewalt im Fußballbezirk. Zudem bereitet der Schiedsrichtermangel Sorgen.

Gegensteuern. Und zwar mit aller Macht. Das haben sich die Verantwortlichen des Fußballbezirks Kocher/Rems vorgenommen. Von zwei Baustellen sprach Jens-Peter Schuller auf dem Staffeltag der Kreisligen A 3 und B 5 im Vereinsheim des FC Härtsfeld. Zum einen sei inzwischen „die Gewalt bei uns im Bezirk angekommen“, bedauerte der Bezirksvorsitzende. „Dabei dachten wir früher, wir seien auf einer Insel der Glückseligen“, fügte Schuller an.

Den Finger in diese Wunde hatte auch Herbert Mayer gelegt. Die abgelaufene Saison habe dem Vorsitzenden des Sportgerichts „gar nicht“ gefallen. „Ich bin seit 30 Jahren dabei. Aber so was habe ich noch nie erlebt“, sagte Mayer in Bezug auf die Häufigkeit und Intensität der Sportgerichts-Verfahren.

Insgesamt wurden in der Saison 2015/16 wegen sportwidrigen Betragens in 100 Fällen gegen Vereine des Bezirks Kocher/Rems Geldstrafen in Höhe von etwa 5600 Euro verhängt, in der Vorsaison waren es noch 4000 Euro. Allerdings ist hier das Relegationsspiel zur Bezirksliga zwischen Türkspor Heidenheim und der SG Bettringen II in Großkuchen, noch nicht verbucht.

Hier kam es nach Spielende vor dem Bettringer Fanblock zu einer Rudelbildung. Mayer ließ wissen, dass es bereits ein Urteil gebe, dieses aber noch nicht rechtskräftig sei. Zuvor müssten beide Vereine dem Urteil zustimmen. Insgesamt soll eine Geldstrafe in Höhe von etwa 1000 Euro verhängt werden. Es ist davon auszugehen, dass auf Türkspor Heidenheim der größere Teil der Strafe zukommt.

Mayer bedauerte, dass die Sportvergehen in ihrer „negativen“ Qualität „deutlich zugenommen“ hätten. „Es zog sich wie ein roter Faden durch die Saison. Auf den Sportplätzen ist es zunehmend rauer geworden“, sagte Mayer und führte Angriffe auf Schiedsrichter als Beispiel an. Was das angeht müsse man „sehr weit“ zurückgehen. In der vergangenen Saison gab es allein im Bezirk Kocher/Rems drei Fälle, in denen „die Grenze der sportlichen Fairness sehr weit überschritten“, worden sei.

So wurden im Landkreis Heidenheim zwei Schiedsrichter bedroht. Die Bezirksligapartie Türkspor Heidenheim gegen die TSG Nattheim wurde abgebrochen, da zwei Türkspor-Fans Jagd auf den Unparteiischen gemacht hatten (im Bezirk Kocher/Rems gab es insgesamt vier Spielabbrüche in der vergangenen Saison).

Zudem hatte der Schiedsrichter, der das Spiel FV Burgberg gegen den SC Hermaringen (Kreisliga A 3) geleitet hatte, nach Spielende die Polizei gerufen, da er sich bedroht fühlte.

Zu den negativen Höhepunkten im Kreis Heidenheim zählt aber auch, dass ein Schiedsrichter während der Begegnung FV Sontheim gegen Türkspor Heidenheim von einem Türkspor-Spieler als „Nazi“ beschimpft wurde. Daraufhin wurde der Spieler für zwei Monate gesperrt.

Erstmals hat das Sportgericht sogar einen Verein für drei Wochen vom Spielbetrieb ausgeschlossen (zwei Heimspiele und eine Auswärtspartie). Der Verein AS Stella Gmünd (B 1) hatte mehrmals einen gesperrten Spieler eingesetzt und war damit wiederholt negativ aufgefallen.

Doch das Sportgericht kann auch andere Strafen verhängen. So hatte in der Staffel B 4 ein Spieler zuerst seinen Gegenspieler angegriffen und dafür die Rote Karte gesehen. Daraufhin schubste der Übeltäter auch noch den Schiedsrichter weg. Die Folge war, dass für den betroffenen Spieler ein Anti-Aggressionstraining angeordnet wurde. Hierbei arbeitet der Württembergische Fußballbund (WFV) mit einem Psychologen zusammen.

Letztlich brachte es Roland Wagner auf den Punkt: „So was bleibt im Hinterkopf hängen und macht unseren Sport kaputt“, betonte der Staffelleiter der Bezirksliga und der Kreisliga A 3. Mayer pflichtete dem bei: „Wir wünschen uns eine Rückkehr zu mehr Fairness“, so der Vorsitzende des Sportgerichts.

Ein anderes Sorgenkind sei der Rückgang bei der Anzahl der Schiedsrichter. Wenn der negative Trend sich weiter fortsetze, „können wir irgendwann vielleicht auch nicht mehr die Kreisliga B besetzen“, malte Bezirksvorsitzender Schuller ein beunruhigendes Bild.

So hat sich die Anzahl der aktiven Unparteiischen der Schiedsrichtergruppe (SRG) Heidenheim im Vergleich zur Vorsaison um drei auf 87 reduziert (2013/14 waren es noch 108). Auch bei den „anrechenbaren“ Schiedsrichtern (vier von acht Schulungen besucht und 15 Saisonspiele geleitet) hat sich der Negativtrend fortgesetzt, berichtete Obmann Daniel Grandy. Hier nahm die Zahl von 66 auf 57 ab (in der Saison 2013/14 waren es 70).

Auch hier versucht die SRG Heidenheim gegenzusteuern. Zum aktuellen Neulingskurs hatten sich elf Interessenten gemeldet.

Weitere wichtige Punkte

Þ Ordnungsdienst: Auf Platzvereine als Ausrichter von Spielen kommt eine besondere Verantwortung zu. Daher sollen sie strikt auf einen geeigneten Ordnungsdienst achten (gemäß § 36a Spielordnung). Bei Störungen von außen – etwa Spielabbrüchen – könne sich ein nicht vorhandener bzw. unzureichender Ordnungsdienst sportrechtlich zu Ungunsten des Platzvereins auswirken, so Herbert Mayer.

Þ Einsprüche: In der Saison 2015/16 gab es im Bezirk Kocher/Rems fünf Einsprüche gegen Spielwertungen, zwei waren dabei begründet. So musste das Spiel SC Hermaringen gegen die SG Oberkochen/Königsbronn wiederholt werden. Gegen die Verteilung einer Gelb-Roten Karte gab es drei Einsprüche, davon war ein Einspruch begründet.

Þ Rahmenterminplan: Der erster Spieltag der kommenden Saison wird am Sonntag, 14. August, ausgetragen. Letzter Spieltag vor der Winterpause ist der 27. November. Dabei wurde der 4. Dezember als möglicher Nachholspieltag ins Auge gefasst. Der erste Spieltag nach der Winterpause ist der 12. März 2017 (oder 5. März). Der letzte Spieltag ist Pfingstsamstag, 3. Juni. Am darauf folgenden Mittwoch beginnt die Relegation zur Landesliga. Dieses Mal hat der Vizemeister des Bezirks Kocher/Rems „Heimrecht“ (spielt gegen den Vizemeister Neckar/Fils)

Þ Rückzüge: In der abgelaufenen Saison wurden drei Teams in der Kreisliga B 5 vom Spielbetrieb zurückgezogen. Dies sei natürlich ein „Ärgernis“, erklärte Staffelleiter Thomas Baamann. Während die TSG Nattheim II wieder in der B 5 antritt, hat der VfL Gerstetten statt einer zweiten Mannschaft ein Reserveteam für die A 3 gemeldet. Der FC Ballhausen ist weiterhin nicht dabei.

Þ 127 Vereine nehmen am Bezirkspokal teil. Die erste Runde steigt am 7. August, die zweite am 10. August. Das Finale wird am Donnerstag, 25. Mai, ausgetragen.

Þ Austragungsort: Der Staffeltag 2017 wird vom RSV Hohenmemmingen ausgetragen.

Aufrufe: 07.7.2016, 09:00 Uhr
EDGAR DEIBERT / HZAutor