2024-05-29T12:18:09.228Z

Interview
Wenn es läuft, dann läuft es! Trainer Kevin Siegfanz (rechts) herzt seinen Torjäger Johannes Landerer, der mit 16 Treffern großen Anteil am Höhenflug des TSV Kottern in der Landesliga Südwest hat.	    F.: Michael Oswald
Wenn es läuft, dann läuft es! Trainer Kevin Siegfanz (rechts) herzt seinen Torjäger Johannes Landerer, der mit 16 Treffern großen Anteil am Höhenflug des TSV Kottern in der Landesliga Südwest hat. F.: Michael Oswald

»Das ist nur eine Momentaufnahme«

Trainer Kevin Siegfanz vom TSV Kottern freut sich über Platz eins, bremst aber

Die Vorrunde in der Landesliga Südwest hat der TSV Kottern überraschend auf Platz zwei abgeschlossen, am vergangenen Spieltag übernahmen die Sankt Manger um das Trainer-Duo Kevin Siegfanz und Christoph Holweger nach einem Patzer des FV Illertissen II sogar die Tabellenführung. Das war nach dem eher zähen Verlauf der vergangenen Saison so nicht zu erwarten.

Für Siegfanz und seinen Assistenten ist dieses eine Art Genugtuung, war ihnen doch vor allem nach dem Abstieg aus der Bayernliga vor eineinhalb Jahren rauer Wind um die Nase geweht. Siegfanz (39) hat in seiner Karriere aber schon viel erlebt. Zu viel, als dass er nun abheben würde. Er warnt vor allzu großer Euphorie: „Das ist nur eine Momentaufnahme“, sagt er, hebt den Zeigefinger. Abgerechnet wird am Schluss der Saison, und die geht noch lange. Am Sonntag in Nördlingen kann schon ein Dämpfer kommen.

Haben Sie im Training etwas verändert, oder wie ist es zu erklären, dass der TSV Kottern mit einer nominell eher schwächeren Mannschaft als in der vergangenen Saison so auftrumpft?

Siegfanz: Ich mache genau das gleiche, wie vergangene Saison und davor. Ich lasse abwechslungsreich trainieren, das habe ich unter Uwe Wegmann gelernt und von ihm habe ich auch viel übernommen. Die Spieler müssen jedes Mal begeistert sein, wenn sie zum Training kommen. Ich gebe jedem das Gefühl, dass er wichtig und Teil der Mannschaft ist. Ich mache nichts anders. Der Unterschied ist, dass der Kader wesentlich homogener als in der vergangenen Saison ist.

Das also ist anders?

Siegfanz: Ja. Die Mannschaft funktioniert, hat Teamgeist. Jedes Training macht Spaß, jedes Spiel. Das Team funktioniert nicht nur auf dem Platz, sondern auch neben dem Platz. Das geht, wenn man 17 oder 18 nahezu gleichwertige Spieler zur Verfügung hat. Anders ausgedrückt: Der Star ist die Mannschaft.

Einige Stammspieler haben den Verein verlassen und trotzdem läuft es...

Siegfanz: Die sportliche Leitung hatte ein gutes Händchen bei der Kader-Zusammenstellung. Von Marc Penz und Sebastian Perner aus Sonthofen hatte ich mir schon erhofft, dass sie uns stärker machen. Das war von Robin Volland, der aus der Kreisliga kam, ebenso wenig zu erwarten, wie von Gökhan Celik, der Kreisklasse gespielt hat. Die Hänschke-Brüder spielten ja schon höherklassig. Wir haben jetzt eine hohe Leistungsdichte von der Nummer zwei bis zur Nummer 16 im Kader. Fast alle Spieler haben zweistellige Einsatzzeiten, also zehn und mehr Spiele absolviert. Dadurch herrscht eine größere Zufriedenheit und besserer Teamgeist. Da tut sich ein Trainer natürlich leichter.

Dem TSV Kottern hat in den vergangenen Jahren ein Torjäger gefehlt. Einer, der aus einer halben Chance mal ein Tor gemacht hätte. Jetzt steht Johannes Landerer (16 Tore) mit an der Spitze der Torjägerliste. Welchen Einfluss hat er auf den Höhenflug?

Siegfanz: Es ist ein Glück, dass er endlich richtig fit ist und die Vorbereitung mal ganz ohne Verletzung absolviert hat. Eine Mannschaft braucht einen Spieler, der in der Vorrunde zweistellig trifft, um erfolgreich zu sein. Hinter ihm übernehmen Sinan Yilmaz und Manuel Purschke sowie Johannes Zwickl jetzt mit der Kapitänsbinde Verantwortung und nehmen das Spiel in die Hand. Erhan Erden fehlt ja sogar noch wegen seines Muskelrisses. Trotzdem hat sich die Mannschaft gefunden.

Ist es eine Genugtuung nach der Kritik, die auf Sie und Co-Trainer Holweger vor allem in der Saison des Abstiegs aus der Bayernliga niederging? Es gab ja Gerüchte um die Ablösung!

Siegfanz: Ich freue mich absolut, sehe es aber ganz nüchtern. Hier dreht keiner durch. Das Team darf Platz eins genießen. Das ist Kottern.

Es hat sich offensichtlich ausgezahlt, dass der Verein an Ihnen festhielt!

Siegfanz: Daran hatte der frühere Abteilungsleiter Thomas Biermaier großen Anteil.

Aufrufe: 031.10.2014, 09:20 Uhr
Allgäuer Zeitung Kempten / Jürgen LutzAutor