2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
FuPa-Reporter Dieter Rebel traf sich mit Bernd Rosinger in seiner oberpfälzischen Heimat zum Gespräch.
FuPa-Reporter Dieter Rebel traf sich mit Bernd Rosinger in seiner oberpfälzischen Heimat zum Gespräch. – Foto: Dieter Rebel

Das Highlight nach dem Höhepunkt

Nach sechs Jahren und Stationen im Profifußball ist Bernd Rosinger vor der Saison nach Seligenporten und allen voran in seine oberpfälzische Heimat zurückgekehrt

Er war das, wovon viele Amateurkicker träumen - Profifußballer. Bernd Rosinger absolvierte für Wacker Burghausen und die Sportfreunde Lotte knapp 50 Drittliga-Spiele. Eine Zeit, die der 30-Jährige nicht missen möchte. Eine Lebensphase, die mittlerweile allerdings Vergangenheit ist - und das ist gut so. Denn der Stürmer, der aktuell seinen B-Trainerschein macht, ist ein heimatverbundener Familienmensch, der sich nach seiner Rückkehr zum SV Seligenporten und allen voran in seine oberpfälzische Heimat rundum wohl fühlt. Im FuPa-Interview spricht Rosinger u.a. auch über dieses Highlight nach dem Höhepunkt.

Bernd, vor der Saison bist Du nach sechs Jahren wieder nach Seligenporten zurückgekehrt. Was hat sich während Deiner Abwesenheit bei den "Klosterern" verändert?
Nicht viel - bis auf die Spieler. Man kommt zurück, und sieht bekannte Gesichter - des Busfahrer, der Betreuer. Und das hat dazu geführt, dass ich mich hier vom ersten Tag weg gleich wieder wohl gefühlt habe. Es war wie nach-Hause-kommen.

Nach Stationen im Westen Deutschlands bist Du also in Deiner oberpfälzische Heimat zurückgekehrt. Warum? Woran liegt es, dass Du so heimatverbunden bist?
Es war eine schöne Zeit in Lotte und Homburg, aber Zuhause ist Zuhause. Ich habe hier meine Freunde und meine Familie, die ich sowieso lange genug alleine gelassen habe. Es war der Punkt erreicht, wieder in die Oberpfalz zurück zu kehren und sich hier was aufzubauen.

Ist das Ende Deiner Deutschland-Reise gleichzusetzen mit dem Ende Deiner Profi-Ambitionen?
Jein. Schwierig zu sagen. Hätte ich nochmal die Chance, hier in der Gegend in den Profibereich zurück zu kehren, würde ich es machen - glaube ich. In Bayern ist es aber generell sehr schwierig, in einem Profiteam unterzukommen. In der näheren Umgebung gibt es nicht viele Vereine, die 3. Liga bieten können. Deshalb gebe ich davon aus, dass das Profi-Kapitel geschlossen ist.


"Was ich vermisst habe? Das Bierchen nach dem Spiel"

Eigentlich für die heutige Fußballer-Generation unüblich hast Du es in den Profibereich geschafft ohne vorher ein Nachwuchsleistungszentrum zu besuchen. Hattest Du einfach Glück - oder gibt es ein Geheimrezpept, wie Du das gemeistert hast?
Man muss schon sagen, dass ich Glück hatte - aber das gehört immer dazu. Es ist super gelaufen, wie es gelaufen ist. Ich hätte in der Jugend in ein Nachwuchsleistungszentrum gehen können, wollte aber meine Heimat nicht verlassen. Im Herrenbereich habe ich jedoch dann das Angebot von Carlo Wild (damaliger Abteilungsleiter SVS und kicker-Chefreporter; Anm. d. Red.) angenommen und bin nach Seligenporten gegangen. Bei den Klosterern hatte ich eigentlich nie einen Vertrag, das ging immer alles per Handschlag. Super Zeiten. Und auf einmal ging es bergauf.

Erzähl.
Dieter Nüssing (Talentscout in Nürnberg, Anm. d. Red.) hat mich zum 1.FC Nürnberg gelotst. Er war praktisch mein Entdecker für den Profibereich.

Hast Du Dich im Profizirkus wohl gefühlt - oder ist eher der Amateurbereich Dein Ding?
Es war eine sehr schöne Zeit. Was ich aber sehr vermisst habe, ist es, nach dem Spiel ins Sportheim zu gehen und ein kleines Bierchen zu trinken. Das gehört für mich einfach zum Fußballspielen dazu. Das hole ich aber jetzt nach (lacht). Ansonsten war meine Profizeit eine super Erfahrung und es ist eine Ehre für mich, das erlebt haben zu dürfen.

Für die Sportfreunde Lotte absolvierte Bernd Rosinger (2.v.l.) über 40 Drittliga-Spiele.
Für die Sportfreunde Lotte absolvierte Bernd Rosinger (2.v.l.) über 40 Drittliga-Spiele. – Foto: Getty Images

"Dein" Verein, der SV Seligenporten liegt zur Winterpause bei einem Spiel weniger einen Punkt hinter Spitzenreiter Eltersdorf. Schafft ihr es wieder, an die Spitze zurückzukehren?
Schwer zu sagen. Um das zu erreichen, müssen wir hart arbeiten. Eltersdorf hat eine richtig gute Truppe - auch Vilzing. Einer von uns dreien wird hoch gehen.

Warum ist Seligenporten besser als Eltersdorf oder Vilzing?
Ich würde nicht behaupten wollen, dass wir besser sind. Die drei Teams bewegen sich auf einem Niveau. Nuancen entscheiden. Für mich ist Vilzing ein bisschen Favorit auf Platz 1.

Umgekehrt gefragt: Was haben Eltersdorf und Vilzing in der bisherigen Saison besser gemacht als Ihr?
Mir ist es nur möglich, über die direkten Duelle zu urteilen. Gegen Eltersdorf haben wir gewonnen, gegen Vilzing verloren. Solche Begegnungen sind immer 50-50-Duelle. Wir haben in einigen Spielen einige Punkte fahrlässig liegen gelassen, weil wir zu inkonsequent vor dem Tor waren und somit Siege verschenkt haben.


"Ich werde noch für Woffenbach spielen - wann ist offen"

Mit Tim Olchewski hat eine wichtige Stütze die Klosterer im Winter verlassen. Ein bitterer Abgang? Welche Lücke reißt der 25-Jährige in die Erfolgsmannschaft?
Er war wichtig für unser Spiel und ich bin gut mit ihm ausgekommen. Mit seiner Aggresivität hat er uns gut getan. Er hat zum Erfolg seinen Teil dazu beigetragen, wie jeder andere Spieler auch. Wir hätten uns gefreut, wenn er geblieben wäre. Es wird aber auch ohne ihn weitergehen.

Wie gehst Du generell damit um, dass sich Deine Mitspieler fast schon regelmäßig ändern? Ist Vereinstreue uncool?
Nein, im Fußball ist es normal, stetig neue Mitspieler zu haben. Manche müssen beispielsweise den Verein aus privaten oder beruflichen Gründen wechseln. Es gibt unterschiedliche Gründe und letztlich muss es jeder selbst wissen, was er will.

Kannst Du Dir vorstellen, länger beim SVS zu bleiben - oder kann sich Dein Heimatverein, der BSC Woffenbach, bald so richtig freuen?
In Seligenporten passt alles super. Ich bin auch körperlich noch in der Lage, mitzuhalten. Für Woffenbach werde ich auf alle Fälle auch noch spielen - wann, ist noch offen.

Vielen Dank für das Gespräch - und alles Gute für die Zukunft.

Aufrufe: 03.2.2020, 10:10 Uhr
Dieter RebelAutor