2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Matthias Strasburger wendet sich vom TSV Gau-Odernheim ab.
Matthias Strasburger wendet sich vom TSV Gau-Odernheim ab. – Foto: Stefan Haas

Das Alibi ist weg

Matthias Strasburger tritt beim TSV Gau-Odernheim als Trainer zurück

Gau-Odernheim. Matthias Strasburger wünscht sich, dass die Fußballer vom TSV Gau-Odernheim gegen den ASV Fußgönheim und Eintracht Bad Kreuznach mit Leidenschaft und Feuer auftreten. Und auch gewinnen. Das aber nicht mehr, weil er als Trainer die sportliche Verantwortung beim Verbandsligisten trägt. Sondern weil er dem Verein und allen, die ihn in den vergangenen Monaten unterstützten, aus tiefer Verbundenheit den Erfolg gönnt.
Eben deshalb hat Matthias Strasburger gestern Abend offiziell sein Amt als Trainer des TSV Gau-Odernheim niedergelegt. „Ich habe gespürt, dass ich nicht mehr helfen kann.“ Zu arg war er in den vergangenen Wochen am Petersberg zum Politikum geworden. Das jüngste 2:6 bei der SG Meisenheim und das 1;4 daheim gegen den SC Idar schürten im Umfeld des Petersbergs zusätzlich die Debatten. Kontroversen, hinter denen sich vereinzelte Fußballer des TSV versteckten. Die ihnen ein Alibi an Stellen lieferten, an denen sie vielleicht besser ihre eigene Leistung hinterfragt hätten.
Weg frei für einen Befreiungsschlag
Mit seinem Rücktritt hat Matthias Strasburger denen die letzte Entschuldigung geraubt, die ihn kritisierten. Die, die an seinem Spielsystem zweifelten. Die immer die bessere Aufstellung wussten. Die mit seinem Training unzufrieden waren. Nun ist der Weg frei für den Befreiungsschlag, den der TSV Gau-Odernheim dringend braucht, wenn er am Ende der Saison nicht absteigen will.
Strasburger ist diese Entscheidung sehr schwer gefallen. Nicht, weil er an dem Amt klebte, auf das er stolz war. Sondern weil sie seinem Naturell widersprach: „Eigentlich bin ich ein Kämpfer. Ich gebe nicht auf“, charakterisiert er sich. Eben deshalb hat er aber wahrscheinlich so lange durchgehalten. Der Nachfolger von Christoph Hartmüller hatte vom ersten Tag am Petersberg einen schweren Stand. Im Umfeld gab es zu wenige, die ihm Kredit gewährten. Kredit dafür, dass er dem TSV helfend zur Seite sprang. Damals, als sich Hartmüller kurz vor der Saisoneröffnung Hals über Kopf zur TSG Pfeddersheim verabschiedete. Dass er einen Kader übernahm, auf den er null Einfluss hatte.
Der 39-Jährige reagierte auf diese Vorbehalte mit unglaublichem Fleiß. Ein Spieler sagte mal voller Respekt: „Matthias hat in seiner kurzen Zeit hier mehr gearbeitet als alle Trainer der vergangenen Jahre zusammen“. Was wiederum mit der Grundeinstellung Strasburgers korrespondiert: „Ich bin überzeugt, Leistung zahlt sich aus. Umso mehr man investiert, umso mehr wird man ernten“. Mitunter seien ihm auch mal Fehler unterlaufen, räumt er unumwunden ein. Aber wer kann schon von sich behaupten, fehlerfrei zu sein?
In der Abteilungsleitung schätzte man sein hohes Engagement. Michael Meier plante bereits über die Saison hinaus mit Strasburger als Trainer. Erste Weichen für die Spielzeit 20/21 stellten sie schon gemeinsam. Kein Wunder, dass der bereits am Mittwochabend informierte Abteilungsleiter in einem ersten Statement sagt: „Ich bedauere die Entscheidung von Matthias sehr. Aber ich habe Verständnis in Anbetracht der Gründe, die er nannte“.
Über den meisten Gründen liegt das Mäntelchen des Schweigens. Das ist die Konsequenz aus der unzerbrechlichen Loyalität, die Matthias Strasburger gegenüber dem TSV Gau-Odernheim und allen Spielern lebte und lebt. Immer wieder nahm er lieber die unsachgemäße Kritik auf seine Schultern, als dass er sich durchs Ausplaudern von Internas gegenüber der Öffentlichkeit gerechtfertigt hätte.
Was die Coaches zum Abschied bewegte
Mehr noch aber irritierte ihn – genau wie die ebenfalls zurückgetretenen Cotrainer Bernd Gersdorf und Richard Necel – , wie temperamentlos die Mannschaft des TSV Gau-Odernheim in den vergangenen Spielen bisweilen aufgetreten war. „Wir hatten nicht den Eindruck, dass jeder alles für das Team gibt“, erläutert er: „Blutleere Auftritte wie in Meisenheim oder in der ersten Hälfte gegen den SC Idar, das ist nicht mein Ding“.
Dass der TSV Gau-Odernheim mit diesem Kader die Klasse halten kann, davon ist Strasburger überzeugt. Vorentscheidenden Charakter, da sind sich alle Verantwortlichen am Petersberg einig, haben dabei die beiden nächsten Spiele in Fußgönheim und gegen Eintracht Bad Kreuznach. Dafür braucht es Trainer, die alle Spieler erreichen, die Emotionen wecken. Typen wie „Eric Wischang und/oder Lukasz Dreger. Ich habe beide gegenüber der Abteilungsleitung vorgeschlagen, dass sie den Job wenigstens vorübergehend übernehmen.“
Als sich Strasburger gestern Abend zunächst gegenüber dem Mannschaftsrat und später gegenüber der Mannschaft erklärte, war die Interimslösung schon geklärt. Entsprechend der Anregung von Matthias Strasburger hatte Meier Wischang und Dreger angesprochen, die für eine unbestimmte Übergangszeit ihre Zustimmung gaben. Er selbst ist nun auf der Suche nach einer neuen Dauerlösung.
Für Lukasz Dreger war das „Ja-Wort“ Ehrensache. „Ich möchte meinem Verein helfen. Und wenn ich ihm helfen kann, indem ich vorübergehend das Traineramt mit übernehme, dann mache ich das gerne“, sagt der Kapitän auf Anfrage dieser Zeitung. Dieses Angebot gelte, solange es nötig ist – sprich ein Nachfolger für Matthias Strasburger gefunden ist.
Lukasz Dreger bedauert Rücktritt von Strasburger
Zum Dauerzustand soll sich diese Variante jedoch nicht entwickeln. In der Verbandsliga halte er die Doppelrolle als Spielertrainer für nicht zielführend. Da er seine aktive Karriere noch nicht beenden wolle, schließt sich der Trainerjob beim TSV Gau-Odernheim automatisch aus.
Grundsätzlich tut es Dreger leid, dass sich Matthias Strasburger zum Rücktritt veranlasst sah. „Schade. Unter den Umständen, mit denen es Herr Strasburger hier zu tun hatte, war es sehr schwierig für ihn. Er hat stellenweise nicht die Chance bekommen, die er verdient hatte“.

Aufrufe: 025.10.2019, 12:30 Uhr
Claus RosenbergAutor