2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
– Foto: André Nückel

Coronakrise: Kommt die Spielplan-Revolution?

Verbände planen Einstellung des Spielbetriebs bis mindestens Mitte August - dann aber zuerst Fortführung der alten Saison

Die Idee liegt auf dem Tisch, jetzt sind die Amateurfußballvereine am Zug: Sie sollen abstimmen über den am Freitagabend in einer Videokonferenz erstmals kommunizierten Plan des Niedersächsischen Fußballverbandes, die laufende Spielzeit bis mindestens Mitte August auszusetzen und danach fertigzuspielen, bevor eine neue Saison startet. Das Vorgehen wäre nicht weniger als eine Revolution im Spielbetrieb.

Was ist genau das Problem? Die Coronakrise legt seit Mitte März den Amateurfußball lahm – Training und Spiele sind nicht möglich wegen der Kontaktbeschränkungen, deren Aufhebung für den Kontaktsport Fußball wohl noch länger auf sich warten lassen wird. Weil die stecken gebliebene Spielzeit eigentlich am 30. Juni enden und dann das neue Spieljahr beginnen soll, stellt sich mit jedem Tag drängender die Frage: Saison abbrechen oder verlängern?

Was schlägt der Verband vor? Die Idee ist, für Männer, Frauen und Jugend von der Oberliga abwärts bis mindestens zum 15. August alle Partien abzusetzen. Sobald die Behörden Amateurfußball erlauben, soll danach die nun unterbrochene Saison fertiggespielt werden. Je nachdem, wie lang das dauert, könnte die Folgesaison unter einem veränderten Modus steigen, den dann aber zumindest alle von vorneherein kennen.

Wieso favorisiert der NFV diesen Plan? „Er ist sportlich gerechter als ein Abbruch und vermeidet haftungsechtliche Folgen daraus“, sagt Frank Schmidt, Vorsitzender im Fußball-Stadtkreis. Das NFV-Präsidiumsmitglied ergänzt: „Alle hätten erstmal Planungssicherheit, und man könnte auf den zeitlichen Verlauf der Pandemie reagieren.“ Niemand wisse aktuell, wann Fußball wieder erlaubt sei – das könne auch erst im Januar 2021 sein. Man müsse laut NFV davon ausgehen, dass die Landesregierung vor dem 15. August auf keinen Fall Amateurfußball erlaube.

Was wäre die Alternative? Die Saison beenden, alle Resultate aus 2019/20 streichen – oder sie irgendwie werten. Verlässlichkeit bis August gäbe das auch. Dann aber müsste eine volle Saison gespielt werden, ohne jetzt zu wissen, ob das angesichts der Corona-Lage überhaupt möglich ist. „Bereits erbrachte Leistungen würden zudem nicht anerkannt – oder auf eine Art, die viele Ungerechtigkeiten produzieren wird bei aktuell schiefen Tabellen“, sagt Bernd Kettmann, Vorsitzender im Fußball-Landkreis.

Welche offenen Baustellen blieben bei Umsetzung des Plans? Verschiebt man den Saisonübergang, ist fraglich, wie mit Vereinswechseln der Spieler verfahren wird. Diese gehen eigentlich genauso im Sommer über die Bühne – wie das Aufrücken der Jugendspieler in die neue Altersklasse. Dazu war für Sommer die Fusion der Spielkreise Osnabrück-Stadt und -Land geplant. Schmidt und Kettmann verweisen darauf, dass an diesen Fragen die Rechtsabteilungen der Verbände arbeiten würden, um idealerweise bundesweit gültige Regeln für die ersten beiden Punkte zu finden – zur Fusionsfrage lasse man sich aktuell bereits vom NFV beraten. Zuerst wolle man sich aber ein Meinungsbild der Klubs einholen.

Wie läuft das ab? Beide Fußballkreise wollen ihre Klubs per Videokonferenz informieren: die Stadt an diesem Montag (19 Uhr), der Landkreis am Dienstag (18.30 Uhr). Danach soll jeder Verein abstimmen, ob er dem Plan zustimmt oder doch einen Abbruch möchte. Die Resultate aus den Kreisen werden auf Landesebene gebündelt. Sie sind rechtlich nicht bindend, der NFV will aber ein klares Votum der Klubs nicht übergehen. Die Saisonausdehnung könnte das NFV-Präsidium zum Wochenende beschließen – ein Abbruch müsste bei einem dann einzuberufenden Verbandstag erfolgen.

Aufrufe: 020.4.2020, 01:30 Uhr
Benjamin Kraus / NOZAutor