2024-05-08T14:46:11.570Z

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Eingefädelt: Christopher Hübner (r.) war am Wechsel von Max Christiansen zu Greuther Fürth beteiligt.	Foto: C. Hübner
Eingefädelt: Christopher Hübner (r.) war am Wechsel von Max Christiansen zu Greuther Fürth beteiligt. Foto: C. Hübner

Christopher Hübner setzt als Spielerberater auf Seriosität

Wie sich der älteste Sohn von Bruno Hübner im Profifußball sein berufliches Standbein geschaffen hat – und auch seine Brüder Benjamin und Florian vertritt

Wiesbaden. Die Frage ist noch nicht gestellt, da kommt Christopher Hübner von sich aus auf einen möglicherweise wunden Punkt seiner beruflichen Tätigkeit zu sprechen. Er wisse, dass Spielerberater im Profifußball „nicht den besten Ruf haben“. Was der 35-Jährige, der zu Hessenliga-Zeiten das Trikot des SV Wiesbaden trug, keineswegs als pauschale Feststellung und erst recht nicht auf sich gemünzt sehen will. „Mir macht es wirklich unheimlichen Spaß“, bekräftigt er vielmehr in seiner Eigenschaft als Angestellter der Oberurseler Agentur Soccertalk. „Eine kleine Agentur mit persönlicher Note, die den Ruf genießt, dass immer alle Vereinbarungen eingehalten werden, und die auch immer die Interessen von Vereinen im Blick hat. Und das ist in diesem Geschäft einfach wichtig“, sagt Christopher Hübner.

Im Gegensatz zu seinem Vater Bruno, der nach einem Jahrzehnt als Manager der Frankfurter Eintracht 2021 Abschied nahm, und seinen jüngeren Brüdern Benjamin (32, TSG Hoffenheim) und Florian (30, 1. FC Nürnberg), stand er nie im grellen Rampenlicht der Bundesliga-Bühne, bewegt sich aber doch hinter den Kulissen mittendrin.

Auch dadurch, dass er als Berater offiziell die Interessen seiner Brüder mit vertritt. Dazu kommt die ausgeprägte familiäre Verbundenheit des Hübner-Quartetts, in dem der Fußball für zusätzliche Schweißnähte sorgt. Angefangen von Familienoberhaupt Bruno Hübner war der SV Wehen ein gemeinsamer Bezugspunkt.

„Spielerberater war eigentlich nie der Plan“: „Spielerberater – das war eigentlich nie so der Plan. Ich bin praktisch reingerutscht, wurde von der Agentur angesprochen. Sicher spielt es eine Rolle, dass ich viele Fußballer kenne, selbst ein gutes Netzwerk habe. Dazu kommt natürlich aber auch der familiäre Hintergrund“, erläutert Christopher Hübner. Für seine Klienten das Beste herausholen, dabei in den Verhandlungen authentisch und ehrlich auftreten, das sei seine Marschroute. „Es ist das, was am meisten währt“, betont er. Bei Verhandlungen gehe es nicht nur ums Wirtschaftliche, sondern auch um die Perspektive für den Spieler und um den nächsten sinnvollen Schritt in seiner sportlichen Laufbahn zu tätigen: „Er entscheidet letztlich und ich stehe zu 100 Prozent hinter ihm.“

Wechsel der Brüder stets die richtigen Entscheidungen: Bei seinen Brüdern seien die Entscheidungen für einen Vereinswechsel bislang stets die Richtigen gewesen und jeweils relativ zügig über die Bühne gegangen, erläutert Christopher Hübner. Etwa bei Benjamin, der mit dem FC Ingolstadt in die Bundesliga aufgestiegen war, um 2016 zur TSG Hoffenheim zu wechseln. „Dort hat er sich unter dem damaligen Trainer Julian Nagelsmann extrem gut entwickelt“, führt Christopher Hübner an und freut sich, dass Benjamin nach langer Verletzungspause gerade wieder Fuß fasst. Umso wichtiger, weil sein Vertrag nach dieser Saison ausläuft. Für Christopher Hübner heißt das: In enger Absprache mit Benjamin und Alexander Rosen, dem Direktor Profifußball der TSG, auszuloten, wie es bei der TSG Hoffenheim weitergeht. „Denn für Benjamin ist sein jetziger Arbeitgeber sein erster Ansprechpartner“, sagt Christopher Hübner.

Sein Bruder Florian war mit Hannover 96 und Union Berlin in die Bundesliga aufgestiegen und zählt bei diesen Vereinen zu den Aufstiegshelden. Doch wurden seine positiven Entwicklungen durch Verletzungen unterbrochen. Seit Juli 2021 spielt er für den Zweitligisten 1. FC Nürnberg, hat dort noch Vertrag bis Ende Juni 2023. „Florian hat schon mehrmals gezeigt, dass er in der Bundesliga bestehen kann“, sagt Christopher Hübner.

Er hat darüber hinaus ganz intensiv den Werdegang von Max Christiansen (derzeit Greuther Fürth) begleitet. Der Flensburger durchlief die DFB-Teams von der U17 bis zur U21, holte 2016 mit der deutschen Olympiaauswahl Silber. Christiansens Stern war am Aufgehen. In der Zeit, als Benjamin mit Max in Ingolstadt spielte, lernte Christopher Hübner ihn kennen, bekam mit, wie Christiansen ins Tief schlitterte. Der Wechsel zu Arminia Bielefeld änderte daran nichts.

Max Christiansen den Weg zurück ins Oberhaus geebnet: Hübner schaltete sich ein, wurde Christiansens Berater. Über Drittligist Waldhof Mannheim ging es danach zu Greuther Fürth. „Als seine Entwicklung rückläufig war, habe ich mit Max intensiv die sportliche Situation besprochen. Wir sind gemeinsam zu der Entscheidung gekommen, einen Schritt zurückzugehen und neu durchzustarten. Wichtig war, dass er in Mannheim die 3. Liga vom Kopf her akzeptiert hat und bereit war, zusätzliche Einheiten zu absolvieren und auch in seinem Alltag etwas zu verändern. Etwa bei der Ernährung und beim Regenerieren in Verbindung mit gesundem Schlaf“, schildert Christopher Hübner, der auch mit Marius Wolf (derzeit Borussia Dortmund) eine prägende Episode erlebt hat.

Marius Wolf zur Eintracht gelotst: Wolf, bei Hannover 96 mit Florian Hübner in einem Team, sei zum Deadline-Termin auf dem Weg zu einem Zweitligisten gewesen, da er bei Hannover keine sportliche Perspektive mehr hatte, ehe er auf Leihbasis bei Eintracht Frankfurt landete, um am 19. Mai 2018 beim 3:1-Pokalfinalsieg gegen die Bayern in der Startelf zu stehen. Zusammen mit Florian habe er seinen Vater seinerzeit überzeugt, Wolf zu holen und somit ganz entscheidend dazu beigetragen, dass „die Karriere von Marius noch mal einen sensationellen Verlauf genommen hat“, erinnert sich der in Wiesbaden lebende Christopher Hübner. Seine Philosophie bleibt, dass er auch künftig als Spielerberater ganz auf den Faktor Seriosität setzen wird und immer die sportliche Entwicklung des Spielers in den Fokus stellt.



Aufrufe: 012.2.2022, 05:00 Uhr
Stephan NeumannAutor