2024-05-28T14:20:16.138Z

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Calcio sieht sich gerüstet für das Spiel des Jahres. Rechts im Bild: der Kapitän Shaban Ismaili.  Foto: Archiv Yavuz Dural
Calcio sieht sich gerüstet für das Spiel des Jahres. Rechts im Bild: der Kapitän Shaban Ismaili. Foto: Archiv Yavuz Dural

Calcio: Mutige Echterdinger wollen „Spatzen“ rupfen

Calcio Leinfelden-Echterdingen trifft im WFV-Pokal auf den SSV Ulm

Der Traum von der Sensation: der Verbandsligist Calcio Leinfelden-Echterdingen trifft heute Abend im Pokalviertelfinale auf den Ex-Bundesligisten SSV Ulm 1846. Ein Spiel, das für den Filderclub nicht nur sportlich eine Herausforderung bedeutet.

Der größte Erfolg der Vereinsgeschichte sei es schon jetzt, sagt der Sportliche Leiter Gioacchino Di Frisco. Nun wollen die Verbandsliga-Fußballer von Calcio Leinfelden-Echterdingen die Zugabe. Der Filderclub hofft in seinem „Spiel des Jahres“ auf die Sensation. Heutiger Mittwoch, 17 Uhr, Leinfeldener Sportzentrum: Gegner im WFV-Pokal-Viertelfinale ist kein Geringer als der Ex-Bundesligist und Titelverteidiger SSV Ulm 1846.

Die Ausgangslage

Der Pokal hat seine eigenen Gesetze – keine Floskel ist in der Branche abgedroschener als diese. Keine andere hat sich aber auch öfter bewahrheitet. Klein trotzt groß, David schlägt Goliath. Die Cupgeschichte ist nicht nur auf württembergischer Ebene reich an Beispielen. Daraus speisen sich die Echterdinger Hoffnungen. „Nüchtern betrachtet sind unsere Chancen 1:99“, sagt der Trainer Francesco Di Frisco, weiß jedoch: „In einem einzelnen Spiel ist vieles möglich.“ Mutig formuliert er die Erwartungen: „Unser Ziel ist die Sensation.“

Nicht weniger als das wäre es, sollte Calcio sich tatsächlich durchsetzen, trennen die beiden Mannschaften im Ligaalltag doch zwei Spielklassen. Einst, als die Ulmer 1999 unter ihrem damaligen Coach Ralf Rangnick in die Bundesliga stürmten, waren es gar deren sechs. Freilich: seither haben die „Spatzen“ ordentlich Federn gelassen. Insgesamt haben sie drei Insolvenzen sowie die Ausgliederung der Fußballabteilung aus dem Hauptverein hinter sich. Aktuell belegt der Donauclub in der Regionalliga den fünften Platz.

Bundesweit sportliche Schlagzeilen schrieb der heutige Echterdinger Gegner erst im vergangenen Sommer wieder. Im DFB-Pokal gelang dem Team seine Sensation: In der ersten Runde blamierte es die Frankfurter Eintracht mit einem 2:1 – womit bewiesen wäre, genau: der Pokal hat seine eigenen Gesetze.

Der Erfolgsplan

Mitgliederzahl: Calcio etwa 80, Ulm knapp 1000. Zahl der wöchentlichen Trainingseinheiten: Calcio drei, Ulm sieben. Allein diese Statistik zeigt, dass zwischen den beiden Clubs eine Fußballwelt liegt. Amateure treffen auf Profis – was allerdings nicht heißt, dass die Echterdinger Vorbereitung weniger Professionalität beinhaltete. Fünf Spiele des Gegners hat Di Frisco zuletzt beobachten und aufnehmen lassen. Am Sonntag war mit der Mannschaft Videostudium angesagt. Der Plan ist klar. Er lautet: nicht verstecken, sondern frech und mutig sein. „Ulm hat eine läuferisch starke und schnelle Mannschaft, aber wir wollen sie nerven, ärgern und ihnen die Spielfreude nehmen“, sagt Di Frisco. Für den heutigen großen Tag hat sich sein komplettes Aufgebot frei genommen. Treffen wollen der Coach und die Seinen sich bereits am Vormittag. Dann gemeinsames Mittagessen. Dann gemeinsames Entgegenfiebern, finaler Countdown.

Darauf, vom Gegner unterschätzt zu werden, sollen die Echterdinger indes besser nicht spekulieren. Der Di-Frisco-Gegenüber Holger Bachthaler sagt: „Der Pokal hat für uns einen sehr hohen Stellenwert. Wir nehmen dieses Spiel sicher nicht auf die leichte Schulter.“

Das Personal

Passend zum Höhepunkt gilt bei Calcio: alle Mann an Bord. 24 einsatzwillige Kicker für allerdings nur elf Plätze. Di Frisco und sein Trainerpartner Francesco Guerra stehen also vor einem schwierigen Aufstellungspuzzle. Davon auszugehen ist, dass der Kapitän Shaban Ismaili und der Torjäger Gentian Lekaj in die Startformation zurückkehren. Beim 3:2 am Samstag in Neckarrems, dem dritten Calcio-Punktspielsieg in Serie, hatten beide zunächst eine Verschnaufpause erhalten.

Im Ulmer Kader stechen die Namen Johannes Reichert, Michael Schindele (beide Zweitliga-Einsätze für den 1. FC Kaiserslautern) sowie Vitalij Lux heraus. Der Angreifer ist kirgisischer Nationalspieler – und traf auch im August beim erwähnten Coup gegen Frankfurt.

Die Organisation

Traumlos Ulm – aus rein sportlicher Sicht galt das allemal. Von der organisatorischen Seite her hat die Sache die Echterdinger dagegen gehörig ins Schwitzen gebracht. „Wir sind seit Wochen für dieses Spiel am Arbeiten“, sagt der Trainervater und Sportliche Leiter Gioacchino Di Frisco. Aus logistischen Gründen findet die Begegnung nun nicht an der eigentlichen Calcio-Heimstätte in den Goldäckern statt, sondern im Leinfeldener Sportzentrum. Dort sind die nötigen Sicherheitsmaßnahmen für das als „Risikospiel“ eingestufte Kräftemessen einfacher umzusetzen – vor allem der Punkt „getrennte Fanblöcke“ und somit „getrennte Eingänge“ für die Anhänger beider Vereine. Di Frisco senior rechnet mit 600 bis 800 Zuschauern, darunter um die 200 aus Ulm.

Eine solche Zahl wird auch vonnöten sein, damit in der Echterdinger Kasse kein Minus bleibt. Denn im Einsatz sind nebst 20 Polizisten und 20 ehrenamtlichen Ordnern auch zehn Mann einer Sicherheitsfirma – Letzteres auf Echterdinger Rechnung. Ein noch größeres Publikum könnte die frühe Anstoßzeit verhindern. 17 Uhr. Später ging nicht, weil das Spiel vor Einbruch der Dunkelheit beendet sein muss – auch im Fall einer Verlängerung oder eines Elfmeterschießens. So oder so angesagt hat sich das Fernsehen, Regio-TV. Auch das eine Premiere für Calcio.

Die Finanzen

Für den Einzug ins Viertelfinale hat jede Mannschaft vom Verband 2500 Euro erhalten, Calcio inklusive. Für diejenigen, für die es noch weiter geht, wird es allmählich auch finanziell attraktiv. Die Preisliste? Halbfinale 5000 Euro, Endspielteilnahme 20 000 Euro, Endspielsieg plus damit verbundene DFB-Pokalteilnahme garantierte 115 000 Euro. Womit gleich noch einmal klar ist, warum die Ulmer den „Pott“ laut ihres Coachs Bachthaler „unbedingt erneut gewinnen wollen“.

Im Wettbewerb sind sie von den sieben Verbliebenen das höchstklassige Team. Für die ursprünglichen Topanwärter Großaspach, Aalen und Stuttgarter Kickers war zuvor schon Schluss. Das große Favoritensterben in dieser Saison.

Nächstes Kapitel heute Abend? In Echterdingen ist man bereit.

Alle Viertelfinalpartien in der Übersicht:



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Aufrufe: 010.4.2019, 09:45 Uhr
Filder-Zeitung / Franz StettmerAutor