2024-04-30T13:48:59.170Z

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Einige Amateurklubs können der neuen Reform nicht nur Positives abgewinnen. Foto: Rinke
Einige Amateurklubs können der neuen Reform nicht nur Positives abgewinnen. Foto: Rinke

C-Klassen-Abschaffung: Nicht alle sind Feuer und Flamme

Das sagt die Amateurfußball-Szene im Enz-Murr-Kreis zur kommenden Änderung

Seit Kurzem ist es offiziell: Im Bezirk Enz-Murr werden die C-Klassen ab nächster Saison abgeschafft. Doch wie wurde diese Entscheidung bei den betroffenen Vereinen aufgenommen? Wir haben uns in der Szene umgehört.
Die C-Liga ist Geschichte (wir berichteten). Denn beim Bezirkstag Enz-Murr in Eglosheim wurde eine neue Spielbetriebsreform beschlossen. Demnach wird es am Saisonende keine Absteiger aus den B-Ligen geben, da die derzeit sechs C-Liga-Staffeln im Bezirk aufgelöst werden. Dafür sollen die Teams aus der untersten Spielklasse in die B-Klasse eingegliedert werden, die zukünftig neun Staffeln umfassen soll. Außerdem soll ein Reservespielbetrieb ermöglicht werden, wenn innerhalb einer Staffel mindestens acht Vereine ein Reserveteam melden.

FuPa Stuttgart hat sich bei den Vereinen und ihren Verantwortlichen umgehört, wie die Klubs in der Umgebung diese Entscheidung bewerten. Die allgemeine Reaktion ist überwiegend positiv. Jedoch ist das Meinungsbild zum Teil auch zwiegespalten. Die Reform beurteilen die meisten Vereinsverantwortlichen prinzipiell zwar als einen Schritt in die richtige Richtung, doch nicht wenige äußern auch gewisse Vorbehalte.

Gemischte Gefühle bei manchen Klubs

Viele Fußballabteilungsleiter wie Eduard Stroh (SC Ludwigsburg) und Ralf Kußmaul (SpVgg Schlößlesfeld) begrüßen die Reform zunächst einmal hinsichtlich dessen, dass der Spielbetrieb dadurch gewährleistet sei – was in der C-Liga teilweise weniger der Fall ist, weil kein Spielfluss zustande komme. Das unterstreicht auch der Abteilungsleiter von DJK Ludwigsburg. „In der C-Liga haben Mannschaften aus Spielermangel sich immer wieder zurückgezogen. Letztes Jahr hatte zum Beispiel unsere zweite Mannschaft ein Spiel, dann drei Wochen Pause, das nächste Spiel, zwei Wochen Pause und dann das dritte Spiel. Da ist es sehr schwer, eine Mannschaft motiviert im Training zu halten – vor allem in der Kreisliga C. Da sind uns stärkere Staffeln lieber“ so Christian Hofmaier, der zugleich betont: „Es wird wahrscheinlich einen größeren Leistungsunterschied in den B-Ligen geben. Da wird es am Anfang Anpassungsschwierigkeiten geben beziehungsweise höhere Ergebnisse.“

Die anstehende Umstellung hält Hofmaier für notwendig – auch wenn er die Ernüchterung einiger Vereinsmitglieder nachvollziehen kann, die seit längerer Zeit große Anstrengungen für den Aufstieg unternahmen. „Da tut es einem schon ein bisschen leid, wenn sie jetzt automatisch in die B-Liga hochkommen und quasi die Saison nur noch als Freundschaftssaison oder als Aufwärmphase für die neue Saison nehmen können.“

Mit gemischten Gefühlen sieht es daher Benjamin Oettinger, Fußball-Abteilungsleiter des TSV Ottmarsheim. Sein Verein ist derzeit Tabellenführer der Kreisliga C6. „Wir selber haben vor ein paar Jahren eine zweite Mannschaft aufgrund Personalmangels abmelden müssen und mussten fast sogar die erste Mannschaft abmelden. Mittlerweile sind wir wieder fast 40 Leute und spielen mit der ersten Mannschaft um den Aufstieg mit. Jetzt ist es natürlich ein bisschen schade, wenn man keinen richtigen Aufstieg hat, um die Arbeit der letzten zwei Jahren zu belohnen“, konstatiert Oettinger.

Hoffnung und Skepsis beim Thema Reservespielbetrieb

Dass den Teams nun für den Rest der laufenden Spielzeit die Motivation fehlen wird, befürchten auch Trainer wie Rüdiger Gliem. „Jetzt können wir uns die Rückrunde eigentlich schenken“, findet der Coach des zweiten Teams des TSV Asperg. Einen für die Mannschaft momentan demotivierenden Effekt bestätigt auch Joachim Meyer. Der sportliche Anreiz fehle dem Abteilungsleiter des GSV Höpfigheim ebenso ein bisschen bei einer „Sicherheitsliga B-Klasse“, da man nicht absteigen und zugleich schwer oben mitspielen könne. Weiter führt Meyer aus: „Die C-Klasse ist sozusagen das Bindeglied zwischen der Thekenmannschaft und dem Vereinsfußball. Es gibt ein paar Mannschaften, die wollen gar nicht mehr Spiele. Die wollen eben noch ein bisschen Fußball spielen, aber nehmen das dann wohl doch nicht ganz so ernst. Und die sind in der C-Klasse gut aufgehoben. Außerdem könne er sich wegen dem voraussichtlich hohen Leistungsgefälle innerhalb der Staffeln vorstellen, dass viele Klubs ihre Mannschaften gar nicht mehr melden beziehungsweise sogar während der Runde zurückziehen.

Einige Klubverantwortliche sind zudem gespannt, ob ein Reservespielbetrieb überhaupt zustande kommt. „Das ist unsere große Hoffnung“, erzählt TSV Ensingens Fußballabteilungsleiter Ulrich Häffner, „weil wir in Ensingen definitiv von der Spieleranzahl keine zwei Mannschaften in der B-Klasse melden können und werden.“ Der Abteilungsleiter der TSG Steinheim ist „skeptisch, ob ein paar Vereine wirklich Reservemannschaften melden. Ich glaube, jeder will irgendwo in der Meisterschaft spielen“, so Thomas Joos. Für Peter Keck, Trainer der 2. Mannschaft des TSV Weissach, stellt dies auch ein Motivationsproblem dar: „Im Prinzip geht es ja um nichts.“

Auch Oettinger vom TSV Ottmarsheim hält es für fraglich, ob man genügend Mannschaften zusammenbekommt, um eine Reserveliga gründen zu können. „Wir haben in der Kreisliga C2 erst kürzlich wieder zwei Mannschaftsabmeldungen gehabt“, erläutert der Fußball-Abteilungsleiter. Allgemein gehe es in die richtige Richtung, die Klassen zusammenzufassen. „Ob aber eine komplette Auflösung der C-Klasse sinnvoll ist – gerade für die Schwächeren – sowas ist immer schwierig zu bewerkstelligen.“

Aufrufe: 01.4.2015, 13:00 Uhr
Holger LayerAutor