2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
Kalte Dusche: Nach dem geschafften Klassenerhalt auf den letzten Drücker feierten die Spieler mit Trainer Andreas Budell (r.) ausgelassen. Foto: Dieter Michalek
Kalte Dusche: Nach dem geschafften Klassenerhalt auf den letzten Drücker feierten die Spieler mit Trainer Andreas Budell (r.) ausgelassen. Foto: Dieter Michalek

Budell will nicht noch einmal der Prügelknabe sein

Trainer fordert neue Struktur

Nach dem Last-Minute-Klassenerhalt des SV Planegg-Krailling II fordert der Reserve-Coach ein Umdenken. Der stellvertretende Vorsitzende Ayhan Kurt äußert sich zu der Kritik aus der Nachbarschaft.

Die ersten Gratulanten kamen aus der unmittelbaren Nachbarschaft. Spieler und Funktionäre der DJK Würmtal hatten es sich nicht nehmen lassen, der Planegger Reserve auf der letzten Etappe ihres Survivaltrips durch die Relegation moralischen Beistand zu leisten. „Das ist eine ganz tolle Geschichte“, freute sich Ayhan Kurt über die Unterstützung der Würmtaler, die in der kommenden Saison mit der zweiten Garnitur von der Hofmarkstraße in der Kreisliga Fußball spielen werden. Weniger toll fand der stellvertretende Vorsitzende des SV Planegg-Krailling, dass andere Nachbarn die Nase über den verzweifelten Überlebenskampf seiner Elf gerümpft haben. „Wir werden das nächste Jahr nach Neuried fahren, und wir werden Neuried empfangen“, kündigt Kurt vielsagend an.

Die alte Saison war gerade beendet, da begann die neue schon wieder. Nach einem schweren und leidvollen Jahr erwachte bei den Planegger Fußballern auf einmal wieder das Selbstbewusstsein, das nach dem Spieler-Exodus im vergangenen Juli fast ausgelöscht war. „Der SVP ist nicht ganz so tot, wie es manchem erscheint“, weist Kurt stolz darauf hin, dass mit der Reserve, der Bezirksliga-Elf und der A-Jugend drei Teams den Klassenerhalt in ihren jeweiligen Ligen schafften, die zuvor als erledigte Fälle galten.

In der Tat haben die zurückliegenden Herausforderungen die Sparte wieder zusammengeschweißt und einen neuen Geist heraufbeschworen. Zehn A-Junioren bleiben trotz anderweitiger Angebote dem Verein treu. So sehr haben sich frühere Generationen nicht mit dem Klub identifiziert. Es sind aber nicht nur die Spieler und Funktionäre, die ihr Herz für den Verein entdeckt haben. Ohne die Geduld und den Langmut der Übungsleiter wäre die Saison wohl in einem Fiasko geendet.

Einen viel schwereren Stand als Andreas Steinweg hatte Andreas Budell. Der Coach der Reserve musste alle personellen Schwierigkeiten ausbaden, die sich um Steinwegs erste Mannschaft herum aufstauten. „Er war der Prügelknabe“, räumte Kurt ein, dass Probleme von oben noch unten delegiert wurden. In seinem ersten Jahr als Trainer überhaupt nahm Budell die Situation klaglos an und äußerte nicht einmal die leiseste Kritik an den Zuständen. „Andere hätten hingeschmissen“, weiß Kurt, der das Verhalten seines Trainers nicht hoch genug zu würdigen weiß.

Budell will die abgelaufene Saison nicht dramatisieren: „Es war nicht die Hölle, aber es war ein Weg mit Scherben.“ Der Coach, der schon vor der Relegation seinen Vertrag um ein weiteres Jahr verlängert hatte, ist ein echter Arbeiter und Kämpfer, wie ihn die Verantwortlichen von der Hofmarkstraße nach dem Neubeginn im vergangenen Juli dringend nötig hatten. „Es war für mich nie so gewesen, dass ich gesagt habe, ich will aufgeben“, sagt Budell. Er hielt die Lage nicht für so aussichtslos, um sein Engagement zu beenden. Der Sportverein weiß hoffentlich zu schätzen, dass er einen Trainer hat, auf den er sich auch in der Not verlassen kann.

Bei aller Treue zum Verein ist Budell jedoch kein Masochist. Eine Saison wie die letzte will er kein zweites Mal erleben. Der Coach mahnt deshalb an, entsprechende Strukturen zu schaffen, damit sich in der nächsten Runde wieder ein echtes Planegger Team in der Kreisliga finden kann. Neben den Spielern, die gefordert sind, mehr Trainingseifer zu entwickeln, sieht er sich auch selbst in der Pflicht. „Ich bin gefragt, meine Arbeit als Coach zu verbessern.“

Denn aus der Kreisliga möchte er nicht absteigen, damit der Entwicklungsprozess der zahlreichen A-Jugendlichen, die in seine Mannschaft kommen, auf anspruchsvollem Niveau fortgesetzt wird. Außerdem spielen vier Teams aus dem Würmtal ab August in derselben Gruppe. „Da sieht man, dass hier was vorwärts geht“, sagt Budell. Wozu auch der eine oder andere Zwist unter guten Nachbarn beitragen kann.

Aufrufe: 017.6.2017, 12:43 Uhr
Münchner Merkur (Würmtal) - Christian HeinrichAutor