2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
M. Bublitz (Foto: Raab)
M. Bublitz (Foto: Raab)

Bublitz und Eifert treffen wie am Fließband

KOL GIESSEN SÜD: +++ Leuseler Offensiv-Duo mit langem Anfahrsweg +++

LEUSEL - (chn). Der Vorname Marius hat laut eines einschlägigen Lexikons mehrere Bedeutungen. Je nach Betrachtungsweise könnte er mit "Mann vom Meer" übersetzt werden oder aber mit "der Männliche". Ursprünglich war Marius wohl ein altrömischer Familienname, auch ein Zusammenhang mit dem Kriegsgott Mars ist vorstellbar. Ob man einen Fußballspieler nun als Kriegsgott bezeichnen möchte, bleibt jedem selbst überlassen, auch liegt das Vereinsheim der Sportvereinigung Leusel, dem Verein der im Folgenden betrachteten Ballkünstler, nicht am Meer.

Dennoch kann man festhalten: Beim aktuellen Tabellenführer der Kreisoberliga Süd ist zwar die Mannschaft der Star, aber insbesondere zwei Akteure mit dem Namen Marius sorgen derzeit mit ihren Treffern für das größte Aufsehen. Freilich auch, weil das als Stürmer ihre vornehmlichste Aufgabe ist. Die Rede ist von Marius Bublitz (18 Saisontore) und Marius Eifert (elf Saisontore).

Die beiden Offensivmotoren der Leuseler Sportvereinigung spielen zwar erst seit dieser Runde im gleichen Verein, leben aber in der gleichen Stadt: Bublitz (BWL) und Eifert (Lehramt) studieren und leben in Gießen - und pendeln natürlich zu Trainingseinheiten und Spielen regelmäßig in die alte Heimat. "Wenn es klappt und es passt, dann fahren wir auch mal gemeinsam", sagt Marius Eifert, der letzte Saison noch in der Kreisliga A Alsfeld erfolgreich auf Torjagd gegangen war. Für die SG Herzberg erzielte der Stürmer aufsehenerregende 30 Treffer in 30 Spielen. Entsprechend hellhörig wuren die Verantwortlichen bei der Sportvereinigung, die die Integration des Youngsters in den Leuseler Kader heute als gelungen bezeichnen würden. "Ich bin sehr froh, dass Marius Eifert so gut eingeschlagen ist, wie wir es uns erhofft haben. Wir wissen aber auch, dass da noch Luft nach oben ist", lobt und puscht Leusels Übungsleiter Ertac Caliskan zugleich.

Im Gegenzug hat auch Eifert, der ursprünglich aus Schwarz stammt und vor seinem zweijährigen Engagement in Herzberg für den JFV Alsfeld aktiv war, für sein neues sportliches Domizil vor allem wohlwollende Worte parat: "Ich kann mich eigentlich nicht beschweren über die Art wie ich aufgenommen wurde. Ich war mir am Anfang etwas unsicher, wie so der Sprung sein würde, aber die Jungs sind alle super nett, es macht richtig Spaß, in Leusel zu spielen." Und auch selbstkritisch-reflektierte Töne lässt der 20-Jährige, der sich neben Fußball auch für Tennis interessiert, verlauten: "Anfangs war es etwas schwierig. Da habe ich etwas gebraucht, das waren zu Beginn auch meine schlechtesten Spiele. Es ist schon etwas anderes in der Kreisoberliga, aber es kam dann im Laufe der Zeit."

In der vergangenen Saison spielte Marius Eifert (links) noch für die SG Herzberg, heute ist er Leistungsträger beim SV Leusel.  Archivfoto: Raab
In der vergangenen Saison spielte Marius Eifert (links) noch für die SG Herzberg, heute ist er Leistungsträger beim SV Leusel. Archivfoto: Raab

Diesen Worten möchte übrigens auch Teamkamerad Marius Bublitz beipflichten: "Marius hat natürlich gesagt, dass es ein Unterschied sei wegen den Ligen. Aber nach ein paar Wochen hat das funktioniert." Gleichzeitig ergänzt der geerdete Top-Torjäger: "Es ist aber auch Fakt, dass wir uns beide da hinten die Bälle nicht selbst holen und dann das Tor machen." Vielmehr würden beide Stürmer von ihrem momentan hervorragend eingespielten Team profitieren. Während Eifert noch nicht lange für die Grün-Weißen kickt, umfasst Bublitz' Karriere in Leusel immerhin schon drei Spielzeiten. Sein Trainer, der ungerne einzelne Spieler seines Kaders hervorhebt, macht keinen Hehl aus seinem wertschätzenden Eindruck: "Marius Bublitz ist ein intelligenter Spieler, der über eine hervorragende Technik verfügt und ein Spiel sehr gut lesen kann."

Marius Bublitz, der mit seinen 18 Buden aktuell die Torjägerliste der Kreisoberliga Süd anführt, macht seine aktuelle Form und Treffsicherheit insbesondere an dem vorhandenen Selbstbewusstsein fest, das von Spiel zu Spiel - oder besser: von Sieg zu Sieg - gestiegen sei - bei ihm selbst, aber auch bei seinen Mitspielern. "Dadurch gewinnen wir auch Spiele dieses Jahr, die wir sonst nicht gewonnen haben", meint der Torgarant, der in seiner Jugend über acht Lenze für die TSG Wieseck aktiv war - und schon damals den weiten Pendelweg von Alsfeld nach Gießen auf sich genommen hatte. Diese Anfahrt nimmt er auch heute noch in Kauf, möchte er "seine" Sportvereinigung doch keineswegs missen, auch wenn es durchaus schon Anfragen von anderen Clubs gegeben hat: "Ich spiele zu 100 Prozent in Leusel, weil dort meine Kumpels sind und die Mannschaft."

Und wie sehen die Namensvetter die Chancen ihres Teams auf den Gruppenliga-Aufstieg? Eine Frage, die sich bei der aktuellen Platzierung natürlich stellt. "Wenn es dieses Jahr nicht klappt, dann vielleicht nie. Die meisten haben wirklich richtig Bock und für manche ist es vielleicht auch die letzte Chance. Es liegt an uns. Wenn wir das Nachholspiel gegen Romrod gewinnen, dann haben wir fünf Punkte Vorsprung", weiß Marius Bublitz, der Zidane zu seinen fußballerischen Vorbildern zählt. Marius Eifert fügt hinzu: "Wir wollen die Position so gut es geht beibehalten. Ich weiß aber, dass wir den einen oder anderen Stolperstein noch haben werden. Wenn wir aber zielstrebig daran arbeiten und das Team so zusammenbleibt, dann haben wir ganz gute Chancen, am Ende im oberen Bereich zu stehen."

Bleiben zum Abschluss eigentlich nur noch zwei Fragen offen. Erstens: Könnte sich das Duo, das sich privat prächtig versteht, auch vorstellen in Gießen in einer gemeinsamen Wohngemeinschaft zu leben? Hierzu plaudert Eifert ganz aktuell aus: "Das ist ganz witzig, sein Mitbewohner hat mich genau das neulich gefragt und hat das so aus Spaß gesagt. Ich hätte da aber nichts gegen einzuwenden, mal gucken." Und zur zweiten, freilich nicht ganz ernst gemeinten Frage: Würden sich beide auch noch dann gut verstehen, wenn Leusels SpVgg-Neuling Eifert mehr Tore schießen würde als "Routinier" Bublitz? Bublitz überlegt kurz und antwortet: "Natürlich würde es mich fuchsen! Man puscht sich natürlich gegenseitig." Dann fügt er aber doch noch hinzu: "Ich würde es ihm natürlich auch gönnen. Am Ende geht es um den Sieg und vor allem um die Mannschaft."

Aufrufe: 025.11.2016, 12:37 Uhr
Christian Németh (Oberhessische Zeitung)Autor