2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Abschied mit einer Niederlage: Christian Brand verliert zum Schluss mit dem SSV Jahn in Schweinfurt und rutscht auf den zweiten Tabellenplatz ab.  Foto: Nickl
Abschied mit einer Niederlage: Christian Brand verliert zum Schluss mit dem SSV Jahn in Schweinfurt und rutscht auf den zweiten Tabellenplatz ab. Foto: Nickl

Brand schließt das Kapitel Jahn

Der Trainer stieg mit Regensburg ab und wurde auch beim Neustart in der Regionalliga seine Kritiker nicht los

Christian Brand hat wirklich alles versucht. Woche für Woche hat er gebetsmühlenartig für die Regionalliga Bayern geworben. Immer wieder erklärte er, dass in dieser Liga richtig gute Mannschaften mitspielen würden. Mannschaften mit Spielern, die richtig gut trainieren, die richtig gut kicken können - und dass sein SSV Jahn Regensburg deswegen nicht jedes Spiel gewinnen könne. Vielleicht habe man ihm da nicht immer zugehört, zog er zum Ende seiner Amtszeit in Regensburg etwas ernüchtert Bilanz: ,,Und vielleicht wollte das hier im Umfeld auch keiner hören."

Er kam zum Tabellenletzten und verlässt einen Tabellenzweiten. Brands sportliche Ausbeute liest sich auf den ersten Blick gut, wäre da nicht der Umstand, dass so ziemlich genau in der Mitte seiner sportlichen Reise mit dem SSV Jahn ein Abstieg steht. Fast genau ein Jahr war der 43-Jährige Trainer des Oberpfälzer Traditionsvereins. Nun muss er seine Zelte abbrechen, da sich die Vereinsführung dazu entschied, nach der Winterpause mit einem anderen Coach weiterzumachen. Für Brand geht es nun vorerst zurück in seine Wahlheimat Luzern. Dort wird er auf neue Angebote warten. Denn er hat Blut geleckt, will weiter im Trainer-Geschäft mitmischen: ,,Es gibt ja keinen Grund, aufzuhören."

Als Trainer-Nobody gekommen

Nicht im Gestern leben, sondern im Heute - und vor allem: positiv nach vorne schauen. Mit dieser Einstellung ging Brand bereits seinen ersten Arbeitstag beim Jahn an. Als der Klub im Spätherbst 2014 tief in der Abstiegszone der 3. Liga versumpft war, zauberte der Klub einen Trainer-Nobody als Hoffnungsträger aus dem Hut. Als Ex-Bundesliga-Profi war Brand zwar ein Begriff, als Coach hatten ihn allerdings nur absolute Branchenkenner auf dem Zettel, zumal er zuvor nur Nachwuchsmannschaften federführend betreut hatte. Brand hielt dagegen, dass er sich die neue Aufgabe voll zutraue. Er sei jetzt bereit für eine Profimannschaft, sagte er - und als Neuling sollte man ohnehin froh sei, überhaupt eine Chance zu bekommen. ,,Ich gehe hier im totalen Frieden mit ganz, ganz vielen guten Gefühlen und Gedanken", so Christian Brand

Hat er sie genutzt? An dieser Frage scheiden sich in Regensburg die Geister. Brands Befürworter meinen, dass seine positive Art Mannschaft und Verein äußerst gut getan hat. Er sei ein moderner Trainer, der gut zu den großen und durch das neue Stadion noch weiter befeuerten Zukunftsplänen des Vereins gepasst habe. Und er sei ein Trainer, dem die Spieler nahezu bedingungslos gefolgt seien, weil er fair und souverän mit ihnen umging. Brands Kritiker sagen, dass er den Jahn sportlich nicht vorangebracht habe und mit Pauken und Trompeten aus der 3. Liga abgestiegen sei. Einige verstehen es immer noch nicht, dass er überhaupt weitermachen durfte. Mancher meint auch, dass Brand zur neuen Saison besser daran getan hätte, von Anfang an von der Meisterschaft in der Regionalliga zu sprechen als andauernd die Gegner stark zu reden.

Jeder habe eine Chance bekommen

Moniert wird zudem, dass unter ihm kein Spieler aus der zweiten Reihe zu einer Stammkraft geworden sei, dass es keine überraschende Leistungsexplosion unter seiner Führung gegeben habe. Brand weist diese Kritik zurück: Jeder habe seine Chance bekommen, argumentiert er, ,,freischwimmen müssen sich die Spieler am Ende jedoch selbst". Brand dürfte gewusst haben, dass er nach dem Abstieg wenig Kredit hat. Dass er zum Gewinnen verdammt ist, wenn er Trainer in Regensburg bleiben will. Wie hoch die Messlatte sei, habe ihn dann doch überrascht, sagt er. Bereits nach dem ersten Unentschieden hätten die Diskussionen angefangen. Vor ein paar Wochen sei die Stimmung endgültig gekippt. Obwohl der Jahn da Tabellenführer war. Das sei sein Auftrag gewesen, den habe er erfüllt, sagt Brand. Trotzdem wurde er entlassen. Er habe das letztlich für sich hingenommen und sich gedacht: ,,Okay, dann eben so, weiter geht's."

,,Es gibt ja keinen Grund, aufzuhören."Christian Brand

Doch Brand wäre nicht Brand, würde er selbst das für ihn nicht Nachvollziehbare nicht schnell abhaken wollen. ,,Ich gehe hier im totalen Frieden mit ganz, ganz vielen guten Gefühlen und Gedanken", sagt er zum Abschied. Er habe in dem Jahr beim Jahn sehr viel lernen können, verbiegen lassen habe sich aber nicht. ,,Ich bin mir immer treu geblieben", sagt er. Bei der Analyse der eigenen Arbeit sei er ohnehin voll mit sich im Reinen. Er habe das Maximale aus der Mannschaft rausgeholt und würde auch im Nachhinein nichts anders machen. Keine andere Aufstellung, keine andere Einwechslung, bei keinem Spiel: ,,Im Rahmen der Alternativen, die zur Verfügung standen, würde ich jede Entscheidung wieder so treffen." Bereut hat er eigentlich nur eines. Eine aus der Emotion heraus entstandene Aussage, wie er sagt, mit denen er die Jahn-Fans gegen sich aufbrachte. Als sich beim Auswärtsspiel in Unterhaching einige Regensburger Anhänger eine Rangelei mit den Platzordnern lieferten, sprach er danach von ,,Kriminellen". Dies wurde ihm als Pauschalurteil ausgelegt. ,,Ich hätte mich da genauer ausdrücken müssen, dass ich nur die Täter meine", sagt Brand. Er entschuldigte sich zwar mehrmals dafür, die Fans verziehen ihm aber nie wirklich.

Aufrufe: 030.11.2015, 06:30 Uhr
Jürgen ScharfAutor