2024-05-29T06:38:12.186Z

Interview
Stefan Blank zeigt seit dieser Saison nicht nur Babu Sylla, wo es beim HFC II langgeht. Foto: Rinke
Stefan Blank zeigt seit dieser Saison nicht nur Babu Sylla, wo es beim HFC II langgeht. Foto: Rinke

Blank: Es ist eine reizvolle Aufgabe

Der Ex-Profi spricht über sein Engagement als Trainer des HFC II

Aus dem Ruhrgebiet ins beschauliche Halle. Stefan Blank wagte im Sommer den Schritt in den Osten, um bei der U23 des HFC anzuheuern. Als Profi schenkte er unter anderem Oliver Kahn einen Distanzschuss ein und warf die Bayern 2004 mit Alemannia Aachen aus dem DFB-Pokal (Video am Ende des Interviews). Jetzt sucht Blank eine neue Perspektive als Trainer und sieht in Halle die besten Voraussetzungen dazu.

FuPa: Herr Blank, wie kommt es, dass es Sie aus dem Ruhrgebiet und als Ex-Profi zur U23 des HFC verschlagen hat?
Stefan Blank: Ich kenne einen Berater, der sich auch um Trainer kümmert. Der rief mich an und meinte, der HFC sucht einen Trainer für seine U23 und hat mich gefragt, ob ich Interesse daran hätte. Dann hatte ich drei Tage lang gute Gespräche geführt mit dem Vorstand und Nachwuchsleiter Hagen Schmidt und einen Tag später hatte ich sofort zugesagt.

FuPa: Nach welchen Kriterien haben Sie sich Ihre neue Aufgabe gesucht?
Blank: Das wichtigste war, dass die Perspektive und das Vereinsumfeld stimmen. Ich hatte zwei nicht so gute Erfahrungen gemacht im Westen in Wattenscheid und bei der SpVgg Erkenschwick, die beide damals nicht gut aufgestellt waren. Da gab es bei den Mannschaften finanzielle Probleme und da hast du als Trainer mehr mit den Nebenkriegsschauplätzen zu tun als mit der eigentlichen Arbeit.

FuPa: Zwei Jahre waren Sie danach nicht als Trainer aktiv, wieso?
Blank: Stimmt, ich war zwei Jahre komplett raus aus der Trainertätigkeit. In der Zeit habe ein paar Camps geleitet und als Berater gearbeitet. Ich habe nach meinen Erfahrungen ganz klar gesagt, wenn etwas kommt, dann muss es wirklich passen. Da geht es gar nicht groß um finanzielle Dinge, sondern die Perspektive muss stimmen. Ich muss die Chance auf einen guten Einstieg haben, wo ich mich zeigen kann. Und diese Chance sehe ich in Halle. Und was ich hier die ersten Monate erlebt habe, dass zeigt mir, dass es die richtige Entscheidung war.

FuPa: Ist eine U23 ein guter Einstieg für einen Trainer?
Blank: Eine U23 ist eine absolut reizvolle Aufgabe für mich. Die Jungs wollen alle weiterkommen und haben das gleiche Ziel wie ich. Gerade als Ex-Profi denke ich schon, dass sie den nötigen Respekt haben. Weil ich als Spieler schon da oben war, wo alle - hoffe ich - selber noch hinwollen. Mit Lars Georg habe ich auch den richtigen Mann an meiner Seite, der das Umfeld und den Verein genau kennt.

FuPa: Da kommt ein Mann aus dem Ruhrpott ins beschauliche Halle und fängt an zu arbeiten auf einem Sportgelände, das gerade erst von der Flut heimgesucht worden war. Zudem befand sich die Mannschaft in einem kompletten Umbruch. Wie waren unter diesen Umständen die ersten Tage?
Blank: Ein Kulturschock war es jedenfalls nicht, dazu müsstet ihr Gelsenkirchen einmal sehen. Klar, wir mussten gerade in den ersten Wochen extrem improvisieren, da das Trainingsgelande noch nicht bespielbar war. Das haben wir gut überbrückt und das beste aus der Situation gemacht.

FuPa: Als neu hinzugekommener Trainer haben Sie den Umbruch der Mannschaft natürlich nicht so deutlich miterlebt?
Blank: Ich kam natürlich hier her und kannte die Liga kaum. Ich habe mich bei einigen Dingen auf Hagen Schmidt verlassen, mit ihm haben wir die Mannschaft zusammengestellt mit vielen guten jungen Leuten. Wir haben mit 13 Spielern und einem Torwart einen sehr kleinen Kader, weil wir immer auch Spieler von oben bekommen werden, die uns unterstützen. Auch Jungs aus der U19 sind zur Stelle, wenn sie gebraucht werden. Klar, ich wurde hier ins kalte Wasser geschmissen, aber dessen war ich mir vorher bewusst und hab die Aufgabe angenommen.

FuPa: Junge Mannschaften kennen oftmals nur eine Richtung, wollen vorne die Tore machen. Und jetzt kommt der Trainer mit Verteidiger-Vergangenheit. Wie würden Sie diese Konstellation einschätzen?
Blank: Ok, wie man natürlich an meiner Statistik auch sieht war ich als Spieler ein offensiv denkender Verteidiger. Ich verfolge da eine klare Meinung: Je weiter weg ich den Gegner vom eigenen Tor beschäftige, desto ungefährlicher ist er, wenn er an den Ball kommt. Das versuche ich den Jungs auch zu vermitteln. Egal, ob wir gegen ein Spitzenteam spielen oder eine Mannschaft aus dem Tabellenkeller, wir werden immer versuchen, hoch zu stehen und offensiv zu verteidigen. Der moderne Fußball zeigt im Moment, dass man erfolgreich spielt, wenn man den Ball früh gewinnt und dann schnell vor das gegnerische Tor kommt. Wir haben, wenn man so will, keinen gelernten Innenverteidiger im Team, wenn nicht gerade Spieler von oben runterkommen. Da müssen einige Spieler umlernen, Maximilian Hecht zum Beispiel sehe ich als Außenverteidiger stärker als in der Offensive, wo er noch zu wenig Torgefahr ausstrahlt.

FuPa: Wie lautet das Zwischenfazit nach den ersten Spielen?
Blank: Ich denke, dass wir einen ganz ordentlichen Start hatten. Vielleicht mit zwei Siegen zu wenig. Wir hatten immer unsere starken Phasen und haben zum Beispiel gegen Markranstädt ein überragendes Spiel gemacht. Natürlich wurmen die letzten beiden Niederlagen gegen die U23-Teams aus Chemnitz und Erfurt. Ich denke, wir haben eigentlich das Potential, um im ersten Drittel der Tabelle zu landen. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich gar nicht so oft auf die Tabelle schaue. Wir wollen die Spieler weiterentwickeln, das ist unser Hauptziel.

FuPa: Dann gab es im Sommer noch eine Geschichte, die auch aus einem Drehbuch stammen könnte. Ein junger Afrikaner steht vor dem Trainingsgelände des Profiklubs und will mitmachen. Erzählen Sie uns kurz die Geschichte von Babu Sylla.
Blank: Tatsächlich stand er am 1. Juli vor dem Stadion und wollte mittrainieren. Er wurde dann zum Böllberger Weg geschickt, wo wir trainiert haben. Und dann stand er da und wir mussten uns beim ersten Training überlegen, ob wir ihn mitmachen lassen können. Aber wir hatten an dem Tag nicht so viele Leute, also hat er mittrainiert - und uns sofort überzeugt. Er bringt eine gute Qualität mit und seine Stärke ist, dass er sehr schnell ist. Für das Oberliga-Team ist er ein absoluter Glücksgriff und man weiß nie, wie der Junge sich noch weiterentwickelt. Er hat inzwischen auch schon einige Trainingseinheiten bei der ersten Mannschaft absolviert. Er hat unheimliches Potential dafür, dass er vorher noch nie in einer richtigen Mannschaft gespielt hat.

FuPa: Also wenn ihr zum Trainingsauftakt mehr Leute gewesen wärt, dann hätte er sich weiter umschauen müssen?
Blank: Wir hätten ihn uns dann sicher in der Woche einmal angeschaut, aber vielleicht nicht gleich beim ersten Training. In Ammendorf soll er übrigens weggeschickt worden sein. Möglich, dass man sich dort jetzt mächtig ärgert.

FuPa: Wie läuft die Kommunikation mit ihm?
Blank: Die läuft mit Händen und Füßen. Und er sieht viel, was die anderen machen und hat ein erstaunlich gutes Spielverständnis. Und Patrick Mouaya hilft immer mal als Dolmetscher.

Aufrufe: 09.10.2013, 15:32 Uhr
Thomas RinkeAutor