2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Bitterer Abgang: Babak Keyhanfar und der SV Gonsenheim müssen die Oberliga verlassen. Archivfoto: Sans
Bitterer Abgang: Babak Keyhanfar und der SV Gonsenheim müssen die Oberliga verlassen. Archivfoto: Sans

Bitterer Abgang

SV Gonsenheim gewinnt 4:0 in Salmrohr und steigt dennoch ab +++ Schlussspurt genügte nicht +++ Wiederaufstieg ist das klare Ziel

Die Hoffnung ist dahin, der Abstieg besiegelt. Nach acht Jahren als wackerer, mitunter bravouröser Außenseiter steigt der SV Gonsenheim aus der Oberliga ab. Der 4:0 (2:0)-Sieg beim ebenfalls abgestiegenen FSV Salmrohr genügt nicht, weil der Konkurrent um Zitter-Platz 14, der FV Dudenhofen, ein 1:1 gegen Mechtersheim ins Ziel brachte. „Es tut weh, weil es jetzt endgültig ist“, sagt Manager Marvin Bylsma. „Wir haben am Limit gespielt, ich kann niemandem einen Vorwurf machen. Wir können in den Spiegel gucken, gehen erhobenen Hauptes“, hält Trainer Babak Keyhanfar fest.

In Salmrohr hatte der SVG früh für klare Verhältnisse gesorgt. Ruben Grundei schnürte, einmal nach einem Freistoß und Dominik Ahlbachs Kopfballablage (5.), einmal nach einer flachen Hereingabe von Stéphane Eba-Eba (23.), einen Doppelpack. Für Khaled Abou Dayas 3:0 leistete Grundei die Vorarbeit (62.), Dennis de Sousa Oelsner stellte nach Damir Bektasevics Pass den Endstand her (79.). Da waren die Gonsenheimer Blicke längst auf die Nachrichten aus Dudenhofen gerichtet, doch die erlösende Kunde von Vorstandsmitglied Horst Hensel blieb aus. Nach dem Abpfiff saßen die Gonsenheimer noch eine halbe Stunde zusammen auf dem Feld, weinten bitterlich, trösteten einander. Bis Bektasevic das Wort ergriff. Tenor: Wir haben alles gegeben, und wir greifen wieder an.

Ein Jahr lang waren die Gonsenheimer der Dino der Liga

Für ein Jahr war der Mainzer Klub der „Dino“ der Oberliga – keiner der aktuellen Vereine war länger am Stück in der Rheinland-Pfalz/Saar-Staffel vertreten. „Es war nicht unsere schlechteste Saison“, ruft Bylsma in Erinnerung. Als 15. in der Debütsaison 2010/11 sowie als 14. zwei Jahre später blieb der SVG knapp drin, ein achter, zwei neunte, ein elfter und 2014/15 der überragende vierte Platz kamen hinzu. „Wir waren jedes Jahr der SC Freiburg der Liga. Da ist es so, dass es einen irgendwann trifft“, sagt Keyhanfar, „es fühlt sich knallhart an, und nicht ganz fair.“ So viele Absteiger und der Umstand, dass Mechtersheim erst am Mittwoch gegen RW Koblenz Kräfte ließ – „von den Leuten, die so was entscheiden, fühlen wir uns verschaukelt“, stellt Keyhanfar klar.

„Es gibt nicht einen klaren Grund für den Abstieg“, findet Bylsma. Dass der – aus finanzieller Knappheit und Überzeugung – äußerst jungen Mannschaft die wichtigen Führungsspieler Jan Itjeshorst, Maximilian Kimnach, Damir Bektasevic und Balcan Sari sowie zahlreiche Spieler mehr zwischenzeitlich weggebrochen waren, war zu viel der Rückschläge. „Hut ab an Babak und die Mannschaft, wie sie immer wieder mit den Situationen umgegangen sind“, betont Bylsma. In Rufat Dadachov, Arif Güclü und zuletzt Maziar Namavizadeh gab es immer einen herausragenden Knipser, der diesmal fehlte – wer mit derart bescheidenen Mitteln operiert wie der SVG, kann eben nicht auf Knopfdruck Volltreffer landen.

Ein Tor in Engers fehlte, die Aufholjagd kam letztlich zu spät

Ein Blick in die Zahlen zeigt, wie bitter der Abstieg ist. Acht Mannschaften haben weniger Tore geschossen, neun haben mehr Treffer kassiert. Vier Teams, die vor dem SVG stehen, haben eine schlechtere Torbilanz – darunter mit 20 Treffern Unterschied Dudenhofen. Ein Sieg in Engers Mitte April hätte schlussendlich gereicht, doch beim 1:1 ließ der SVG zahlreiche Chancen aus – wie so oft. In der Rückrundentabelle sind die Gonsenheimer Elfter. Doch die Hypothek aus dem Horror-Herbst mit zehn sieglosen Spielen am Stück war zu groß. Ein Schlussspurt von 14 Punkten aus sieben Spielen genügte nicht mehr.

Dass schon einige Wochen vor Saisonende absehbar war, dass man von anderen abhängig sein wird, erleichterte gewissermaßen die Planung. „Wir waren die ganze Zeit von der Verbandsliga ausgegangen“, sagt Bylsma. Der Fokus ist längst darauf gerichtet, eine schlagkräftige Verbandsligamannschaft zusammenzustellen. Keyhanfar wird neben seinem Co-Trainer-Job bei der U19 von Mainz 05 in beratender, auch helfender Funktion dabei bleiben. „So schnell wie möglich wieder hoch“ lautet die Kursvorgabe des Managers, „zu 100 Prozent“ sei die Oberliga-Rückkehr das Ziel. So bitter der Abstieg auch ist, in dem grundsolide wirtschaftenden, in der Jugend hervorragend aufgestellten Klub ist die Basis gelegt.

SV Gonsenheim: Simon – M. Yilmaz, Sari, Beck, Pennella – Letz, Bektasevic, Ahlbach, Eba-Eba (58. De Sousa Oelsner) – Grundei (63. Meslem), Abou Daya (72. Hermann).

Aufrufe: 026.5.2018, 19:35 Uhr
Torben SchröderAutor