2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Aaron Seydel wird den jungen 05ern in der Rückrunde nur noch sporadisch zur Verfügung stehen.Archivbild: Kölbel
Aaron Seydel wird den jungen 05ern in der Rückrunde nur noch sporadisch zur Verfügung stehen.Archivbild: Kölbel

,,Bin nach wie vor zuversichtlich"

U 23-Koordinator des FSV Mainz 05 glaubt trotz letztem Platz an ein weiteres Jahr in der Dritten Liga

MAINZ. Die U 23 des FSV Mainz 05 überwintert als Schlusslicht und hat sieben Punkte Rückstand zum rettenden Ufer. Was passieren muss, damit der Fußball-Drittligist den Klassenerhalt noch schafft, wo die Gründe für die schwierige Gesamtsituation liegen und auf welche Spieler es in der Rückrunde vor allem ankommen wird, hat U 23-Koordinator Manfred Lorenz im Gespräch mit der AZ analysiert.

Herr Lorenz, wie fällt Ihr Fazit nach der Hinrunde aus?

Das Fazit ist klar: Uns fehlt die Durchschlagskraft in der Spitze, und hinten sind wir teilweise zu unachtsam. Deshalb haben wir zu wenig Punkte. Wir waren in den meisten Spielen fast immer gleichwertig und dominant. Aber im Fußball zählen die Tore. Dazu kommt Verletzungspech, und zuletzt war Aaron Seydel obendrein bei den Profis dabei. Felix Lohkemper war als Angreifer lange verletzt, Mounir Bouziane war in der Spitze eine Notlösung. Es sind einige Dinge zusammengekommen.

Sie haben Stürmer Aaron Seydel angesprochen, der kürzlich einen Profivertrag unterschrieben hat. Gehen Sie davon aus, dass er der U 23 in der Rückrunde noch zur Verfügung steht?

Wir haben Seydel ins Bundesliga-Team hochgezogen und planen nur noch sporadisch mit ihm. Hinzu kommt, dass Jhon Cordoba die ersten Spiele nach der Winterpause gesperrt sein wird, so dass Aaron ohnehin oben mit dabei sein wird. Er hat sich diesen Vertrag verdient und wir freuen uns für ihn.

Was haben Sie in der Hinrunde auf dem Platz vermisst?

Wenn man sieht, wie die Mannschaft trainiert und was davon im Spiel umgesetzt wird, liegen Welten dazwischen. Die Jungs trainieren überragend, belohnen sich auf dem Platz aber nicht dafür. Oft passiert im Spiel eine Unachtsamkeit – und schon liegen wir hinten. Ich vermisse dann das richtige Aufbäumen und die notwendige Brachialgewalt, um so einen Rückstand noch zu drehen.

Im Sommer gab es einen großen Umbruch, die Mannschaft wurde weiter verjüngt und ist noch sehr unerfahren. Werden Sie daher in der Winterpause auf dem Transfermarkt aktiv?

Gute Frage. Wir sind permanent auf der Suche und wenn sich etwas auftut, müssen wir schauen, ob es finanziell machbar ist. Wenn wir noch einen Spieler dazuholen, muss es jemand sein, der uns eine gewisse Anzahl an Toren garantiert. Allerdings ist auch klar, dass ein Spieler, der zehn Tore und mehr machen kann, nicht zum Tabellenletzten der Dritten Liga gehen wird.

Was wird in der Vorbereitung und in der Rückrunde die zentrale Aufgabe von Trainer Sandro Schwarz sein?

Sandro spricht die entscheidenden Punkte immer wieder an. Ich sehe und erlebe jede Sitzung und kriege hautnah mit, mit welcher Akribie und mit welchem Elan der Trainer die Mannschaft vorbereitet. Er ist sehr ehrlich und korrekt, gibt Zuckerbrot und Peitsche und macht alles richtig. Das muss ich ganz klar sagen. Bei einigen Jungs ist es einfach eine Qualitätsfrage.

War der Verlust an Führungsspielern im Sommer zu groß? Kapitän Fabian Kalig, Sechser Benedikt Saller oder auch die beiden Torjäger Julian Derstroff und Lucas Höler konnten bislang nicht adäquat ersetzt werden...

Die Jungs, die weggegangen sind, hatten bereits ein oder zwei Jahre auf gutem Drittliga-Niveau gespielt. Wir hatten Felix Lohkemper als Ersatz für Lucas Höler eingeplant. Felix hat sämtliche Jugend-Nationalteams durchlaufen, hat beim VfB Stuttgart II in der Dritten Liga gespielt. Kaum war er hier, hat er sich verletzt. Auch mit Benni Trümner, der wie Lohkemper aus Hoffenheim kam, hatten wir fest geplant. Erst war er lange verletzt, dann wegen einer Roten Karte gesperrt. Dennis Franzin war in der Spitze als Umschaltspieler eingeplant. Er hat in der Vergangenheit gezeigt, wie wichtig er ist, fiel aber die komplette Hinrunde aus. Die Offensive war bei uns sehr gehandicapt.

Mit Kapitän Daniel Bohl fiel auch der so schmerzlich vermisste Leitwolf lange verletzt aus. Wie wichtig wird seine Rückkehr nach der Winterpause sein?

Daniel ist für uns enorm wichtig. Er ist ein echter Mentalitätsspieler und mit Herz und Seele dabei wie kein anderer. Aber auch Niki Zimling ist wichtig für uns. Entscheidend wird sein, dass er sich und seinen Körper stabilisiert. Er kann die Mannschaft zusammen mit Daniel Bohl führen. Bekommt Niki seine Gesundheit in den Griff, wird er über die Schmerzgrenze gehen und uns mit Sicherheit weiterhelfen.

Wie wichtig wäre es für den Verein, die U 23 in der Dritten Liga zu halten, um die Durchlässigkeit zum Bundesliga-Team weiter gewährleisten zu können.

Wir werden in Absprache mit Sportdirektor Rouven Schröder alles versuchen, die Mannschaft so aufzustellen, dass wir die Liga halten. Dazu gehört auch eine Nachverpflichtung. Sieben Punkte Rückstand sind ein weiter Weg.

Das erste Spiel der Rückrunde steigt ausgerechnet beim Vorletzten FSV Zwickau. Verlieren ist da verboten...

Zwickau ist definitiv ein Schlüsselspiel, das wir nicht verlieren sollten. Auch die zweite Begegnung gegen Paderborn nicht. Ich denke, die Mannschaft wird den Kurzurlaub zwischen den Jahren nutzen und sich erholen, um gut ausgeruht und vorbereitet in die Rückrunde zu gehen.

Wie zuversichtlich sind Sie, dass der Klassenerhalt noch gelingt?

Sandro Schwarz hat die Mannschaft darauf eingeschworen. Ich bin nach wie vor zuversichtlich, weil ich weiß, wie die Jungs arbeiten und was sie können. Aber vor dem Tor muss einfach mehr passieren. Wir müssen es mehr erzwingen, mit absolutem Willen. Offensiv passiert einfach zu wenig. Unser Torverhältnis spricht eine klare Sprache, wir haben die wenigsten Tore geschossen.

Das Interview führte Andreas Riechert.



Auch 05-Sportdirektor Rouven Schröder setzt darauf, dass die U23 den Drittliga-Klassenerhalt schafft- „Er ist für uns definitiv wichtig, weil die Dritte Liga ein ideales Sprungbrett ist, gerade wenn man die Kombination von der U 19 zur U 23 sieht“, sagt Schröder. Die Mannschaft erhalte vom Verein die vollste Unterstützung. „Ich bin aber kein Freund davon, noch mal vier, fünf Zugänge dazuzuholen. Denn das würde keinen Sinn machen“, sagt der Sportdirektor.

Wenn man den Kader in Einzelfällen wirklich sinnvoll von außen ergänzen könne, dann mache man das. Aber ansonsten setze Mainz 05 auf den bestehenden Kader. „Denn diese Jungs müssen ja auch erleben, aus dem Negativen ins Positive zu kommen. Und je nachdem, wie die Situation im Profikader ist, haben wir in der Rückrunde sicher immer mal die Möglichkeit, dass ein Spieler von oben bei der U 23 spielt“, blickt Schröder voraus.

Der Sprung von Stürmer Aaron Seydel ins Profiteam sei obendrein ein wichtiges Zeichen, „dass wir jetzt einen vierten jungen Spieler nach Suat Serdar, Jannik Huth und Florian Müller aus dem eigenen Nachwuchsleistungszenttrum haben“, so Schröder. Dies spreche für die „hervorragende Arbeit dort mit Stefan Hofmann und Volker Kersting an der Spitze, die jeden Tag diesen Verein leben.“ Ein Profivertrag sei dann der Abschluss und das Zeichen dafür, wofür man sich jeden Tag anstrenge. „Das ist eine Auszeichnung für den Spieler, aber auch für das Nachwuchsleistungszentrum“, sagt Schröder.

Rouven Schröder will drinbleiben
Aufrufe: 06.1.2017, 09:00 Uhr
Andreas RiechertAutor