Bei Spielerkader-Namen herrscht online Fehlanzeige

Um was geht es?

Wollte man sich in der Vorsaison 2014/15 beim späteren Bezirksligameister SV Haslach kundig machen, wer bei den Partien eingesetzt oder ein- und ausgewechselt wurde und wer die SVH-Tore erzielte, stand man auf verlorenem Posten. Lediglich am ersten Spieltag, beim 8:0-Heimsieg gegen den SV Kressbronn, erschienen die Namen der Spielerinnen auf fussball.de. Seitdem steht bei jeder Partie der Haslacher Fußballerinnen hinter ihren jeweiligen Trikotnummern lediglich der Vermerk "k.A." (keine Angabe), so auch in der laufenden Regionenliga-Spielrunde. Darüber hinaus fehlt seit dem Start in die neue Saison 2015/16 die namentliche Nennung des angetretenen Kaders auf fussball.de bei den allermeisten Partien der beiden Bezirksliga-Frauenteams des SV Deuchelried.

Das sagt der WFV...

"Im Jugendbereich wird das häufiger genutzt. Doch auch bei den aktiven Teams können sich Vereine hier durchaus verweigern", bestätigt José Macias, in der Geschäftsstelle des Württembergischen Fußballverbands (WFV) in Stuttgart für den Spielbetrieb Frauen/Senioren/Futsal zuständig. Manipulationen bei Mannschaftsaufstellungen seien dabei allerdings ausgeschlossen, da die Schiedsrichter angehalten sind, vor jedem Spielbeginn über die Passkontrolle - also dem Abgleich der Passmappen der Vereine im DFB.net - die Zulassung aller Spielerinnen und Spieler zu prüfen.

Im Falle des SV Haslach und SV Deuchelried, so Macias, sei dies etwas "schade, da hier keine Transparenz" bestünde. Formalrechtlich sei da jedoch nichts zu beanstanden: Die fehlende Zuordnung der Trikotnummern zu Personen stehe grundsätzlich im Einklang mit den WFV-Statuten. Speziell beim SV Deuchelried, der nach dem sportlichen Abstieg am Ende der Vorsaison aus der Regionenliga 6 in der neuen Bezirksligasaison mit zwei Damenmannschaften in den beiden Bodensee-Bezirksstaffeln an den Start gegangen ist, sei ohnehin ein fließender Wechsel zwischen beiden Kadern zulässig. Hintergrund: Beide Teams treten nicht in übergeordneten Ligen an, sondern kicken auf demselben Spielklassenniveau.

So begründen es die betroffenen Vereine...

Damencoach Daniel Baur vom SV Deuchelried spricht offen über die vereinsinternen Beweggründe, warum die Spielerinnen-Namen und Torschützen beider SVD-Teams derzeit nicht auf fussball.de erscheinen: "Wir möchten das halbe Jahr ausnutzen", erklärt Baur auf SZ-Anfrage, warum er erst nach der Winterpause eine namentliche Auflistung befürwortet: "In der Rückrunde kennt man uns ja dann." Er möchte nicht, dass man von außen erkennt, wer die Tore schießt, um hieraus von externer Seite aus Rückschlüsse auf eventuell vorhandene Spielmacherqualitäten ziehen zu können. "Gute Vereine wissen das dann trotzdem", ergänzt Daniel Baur.

Stellungnahme bezog auch der SV Haslach: "Unter fussball.de sollen unsere persönlichen Namen nicht erscheinen", so SVH-Damen-Abteilungsleiterin Sarah Schnell gegenüber der Schwäbischen Zeitung.

Und das meinen andere dazu...

"Es gibt Vereine, die deshalb so agieren, damit sie ihre besseren Spieler vor dem Abwerben schützen können", befindet Achim Schnober mit Blick auf den SV Haslach und SV Deuchelried. Allenfalls sieht der Damencoach der SpVgg Lindau "eine Wettbewerbsverzerrung gegenüber der Presse". Hier werde die "Zusammenarbeit konkret behindert".

Trainerkollege Andreas Konrad vom FC Wangen versteht die ganze Geheimniskrämerei nicht: "In der heutigen Zeit muss man mit den sozialen Netzwerken und Internetportalen wie Facebook oder FuPa mit einer gewissen Transparenz leben." Der FC-Coach ist sich sicher, dass es motivierend wirken und stolz machen kann, wenn Spielerinnen namentlich in Torjägerlisten der Ligen auftauchen. Nicht die Trainer, meint Konrad, sondern "die Mädchen selbst sollen darüber entscheiden", ob ihre Namen online auf den Portal FuPa Oberschwaben und fussball.de auftauchen oder nicht.