2024-05-15T11:26:56.817Z

Spielvorbericht
Rückhalt: Sarah Rolle, hat bereits in 54 Zweitligaspielen für den FSV Gütersloh zwischen den Pfosten gestanden.
Rückhalt: Sarah Rolle, hat bereits in 54 Zweitligaspielen für den FSV Gütersloh zwischen den Pfosten gestanden. – Foto: Henrik Martinschledde

Bei FuPa TV: OWL-Derby in der 2. Frauen-Bundesliga

Am liebsten spielt sie Libero: FSV-Torhüterin Sarah Rolle fiebert dem Zweitligaderby gegen Arminia Bielefeld entgegen.

Nein, traurig war Sarah Rolle natürlich nicht, dass ihr Team letzten Sonntag das DFB-Pokal-Achtelfinalspiel beim 1. FC Saarbrücken schon in der Verlängerung mit 4:3 gewann: „Aber ich hätte mich auf ein Elfmeterschießen mehr gefreut als die anderen“, sagt die 19-Jährige. Kein Wunder: Sarah Rolle ist Torhüterin beim FSV Gütersloh und war schon eine Runde vorher gegen den Hamburger SV mit drei gehaltenen Elfmetern zur Pokalheldin geworden. Schon an diesem Samstag ist der FSV wieder auf eine starke Leistung seiner Keeperin angewiesen: In der 2. Liga steht das Duell gegen Arminia Bielefeld an. Anstoß ist um 17 Uhr in der Tönnies-Arena.

FSV Gütersloh 2009 - DSC Arminia Bielefeld (Sa 17:00)
Mit dem emotionalen Rückenwind vom Erreichen des Viertelfinals fiebert auch „Rollo“, wie sie intern gerufen wird, der Partie entgegen: „Flutlicht, Heimspiel, Derby – mehr muss man dazu nicht sagen.“ Wegen des Heimvorteils sieht sie den Tabellenachten FSV Gütersloh (13 Punkte) in einer leichten Favoritenrolle gegenüber den Gästen (11. mit 11 Punkten). Sich auf irgendeine Bielefelder Spezialität oder eine charakteristische Spielweise einstellen tut sie nicht. Überhaupt hält sie die Gegner in der 2. Liga für „wenig durchschaubar“, wie sie in den ersten zehn Saisonspielen festgestellt hat: „Unsere Liga ist eine bunt gemischte Tüte – da ist alles drin.“


»Ich soll ruhig Libero spielen«

Sie selbst hat alle zehn Spiele bestritten und 21 Gegentore kassiert, ein durchschnittlicher Wert. „Natürlich hätte ich mir mehr Spiele zu Null gewünscht“, sagt die 1,71 Meter große Torhüterin. Dass die Abwehr vor ihr nur selten in der gleichen Konstellation spielte („Das liegt auch an unserem ausgeglichenen Kader“) ist für sie eine denkbare Ursache. Dürfte sie es sich aussuchen, würde sie am liebsten hinter einer Dreier-/Fünferkette agieren: „Da kann ich viel mehr mitspielen.“

Tatsächlich imponiert Sarah Rolle nicht nur mit starken Eins-gegen-Eins-Aktionen und guten Reflexen im Fünfmeterraum, sondern auch mit modernem Torhüterspiel außerhalb des Strafraums. Lange Bälle und Steilpässe des Gegners zu entschärfen – das beherrscht sie. „Ich soll in solchen Situationen ruhig Libero spielen“, gibt sie eine Anweisung von Trainer Steffen Enge wieder.

Dass sie überhaupt noch beim FSV Gütersloh spielt, ist nicht selbstverständlich. Während der vergangenen Saison verlor sie ihren Stammplatz an Manon Klett und zog einen Vereinswechsel in Erwägung. Ein Gespräch mit dem Sportlichen Leiter Markus Graskamp („Er hat gesagt, dass ich meine Chance bekommen werde“) ließ sie Abstand von ihren Plänen nehmen und ihren Vertrag verlängern. „Ich habe aufs Gefühl gehört. Auch weil unser Team überragend ist und wie eine Familie funktioniert.“ Dass Manon Klett wenig später zum Bundesligisten SC Sand wechseln würde, wusste da noch niemand.

Somit startete Sarah Rolle als Nummer 1 in diese Saison. Torwarttrainer Markus Pilot, der von Lena Lückel unterstützt wird, macht sie zweimal wöchentlich fit. Auch zu den zwei weiteren Einheiten reist Sarah Rolle von ihrem Heimatort Everswinkel an. Weil sie ihre Ausbildung zur Industriekauffrau im zweiten Lehrjahr bei der Firma Brillux in Münster absolviert, kommt eine erheblicher Fahraufwand zusammen.

Nun also kommt Arminia Bielefeld. Dieser Verein spielt indirekt eine besondere Rolle für die Karriere von Sarah Rolle. Nicht nur, dass sie unmittelbar nach dem Wechsel von Vivien Brandt zu Arminia im Sommer 2016 als U17-Bundesligaspielerin in den Frauenkader hochgezogen wurde. Noch folgenreicher war die von einer schwachen Torhüterleistung geprägte Gütersloher 2:6-Pokalniederlage im Oktober 2016 auf der Alm. Sie zwang die Verantwortlichen dazu, im nächsten Punktspiel gegen Union Berlin die 16-Jährige ins Tor zu stellen. „Ich wurde ins kalte Wasser geworfen“, erinnert sie sich. „Rollo“ überzeugte, der FSV gewann 2:1, und seitdem stand sie in 53 weiteren Zweitligaspielen und fünf DFB-Pokalspielen zwischen den Pfosten.


Enge: „Wir wollen den Herbst vergolden“

  • Der FSV Gütersloh kann gegen Arminia die volle Breite des Kaders ausschöpfen. Die zuletzt wegen einer Schulterblessur fehlende Pauline Berning kann wieder mitstürmen.
  • Nachdem er Bielefeld am Mittwoch beim 3:3 gegen Hoffenheim II unter die Lupe nahm, ist Trainer Steffen Enge zuversichtlich: „Wir haben ein paar Dinge gesehen, wie wir in die Lücken eintauchen können.“
  • Für Enge geht es darum, in den letzten drei Hinrundenspielen gegen Bielefeld, Frankurt II und Bremen den „Herbst zu vergolden. Wir wollen nicht wie ein nasses Blatt am Boden liegen.“
Aufrufe: 023.11.2019, 01:15 Uhr
Wolfgang Temme / FuPaAutor