FSV Gütersloh 2009 - DSC Arminia Bielefeld (Sa 17:00)
Mit dem emotionalen Rückenwind vom Erreichen des Viertelfinals fiebert auch „Rollo“, wie sie intern gerufen wird, der Partie entgegen: „Flutlicht, Heimspiel, Derby – mehr muss man dazu nicht sagen.“ Wegen des Heimvorteils sieht sie den Tabellenachten FSV Gütersloh (13 Punkte) in einer leichten Favoritenrolle gegenüber den Gästen (11. mit 11 Punkten). Sich auf irgendeine Bielefelder Spezialität oder eine charakteristische Spielweise einstellen tut sie nicht. Überhaupt hält sie die Gegner in der 2. Liga für „wenig durchschaubar“, wie sie in den ersten zehn Saisonspielen festgestellt hat: „Unsere Liga ist eine bunt gemischte Tüte – da ist alles drin.“
Sie selbst hat alle zehn Spiele bestritten und 21 Gegentore kassiert, ein durchschnittlicher Wert. „Natürlich hätte ich mir mehr Spiele zu Null gewünscht“, sagt die 1,71 Meter große Torhüterin. Dass die Abwehr vor ihr nur selten in der gleichen Konstellation spielte („Das liegt auch an unserem ausgeglichenen Kader“) ist für sie eine denkbare Ursache. Dürfte sie es sich aussuchen, würde sie am liebsten hinter einer Dreier-/Fünferkette agieren: „Da kann ich viel mehr mitspielen.“
Tatsächlich imponiert Sarah Rolle nicht nur mit starken Eins-gegen-Eins-Aktionen und guten Reflexen im Fünfmeterraum, sondern auch mit modernem Torhüterspiel außerhalb des Strafraums. Lange Bälle und Steilpässe des Gegners zu entschärfen – das beherrscht sie. „Ich soll in solchen Situationen ruhig Libero spielen“, gibt sie eine Anweisung von Trainer Steffen Enge wieder.
Dass sie überhaupt noch beim FSV Gütersloh spielt, ist nicht selbstverständlich. Während der vergangenen Saison verlor sie ihren Stammplatz an Manon Klett und zog einen Vereinswechsel in Erwägung. Ein Gespräch mit dem Sportlichen Leiter Markus Graskamp („Er hat gesagt, dass ich meine Chance bekommen werde“) ließ sie Abstand von ihren Plänen nehmen und ihren Vertrag verlängern. „Ich habe aufs Gefühl gehört. Auch weil unser Team überragend ist und wie eine Familie funktioniert.“ Dass Manon Klett wenig später zum Bundesligisten SC Sand wechseln würde, wusste da noch niemand.
Somit startete Sarah Rolle als Nummer 1 in diese Saison. Torwarttrainer Markus Pilot, der von Lena Lückel unterstützt wird, macht sie zweimal wöchentlich fit. Auch zu den zwei weiteren Einheiten reist Sarah Rolle von ihrem Heimatort Everswinkel an. Weil sie ihre Ausbildung zur Industriekauffrau im zweiten Lehrjahr bei der Firma Brillux in Münster absolviert, kommt eine erheblicher Fahraufwand zusammen.
Nun also kommt Arminia Bielefeld. Dieser Verein spielt indirekt eine besondere Rolle für die Karriere von Sarah Rolle. Nicht nur, dass sie unmittelbar nach dem Wechsel von Vivien Brandt zu Arminia im Sommer 2016 als U17-Bundesligaspielerin in den Frauenkader hochgezogen wurde. Noch folgenreicher war die von einer schwachen Torhüterleistung geprägte Gütersloher 2:6-Pokalniederlage im Oktober 2016 auf der Alm. Sie zwang die Verantwortlichen dazu, im nächsten Punktspiel gegen Union Berlin die 16-Jährige ins Tor zu stellen. „Ich wurde ins kalte Wasser geworfen“, erinnert sie sich. „Rollo“ überzeugte, der FSV gewann 2:1, und seitdem stand sie in 53 weiteren Zweitligaspielen und fünf DFB-Pokalspielen zwischen den Pfosten.