Als Seidels Telefon am 1. Dezember klingelte, hätte er sich wohl nicht träumen lassen, dass er nur vier Tage später wieder für die Viersener auflaufen würde. Anderthalb Monate zuvor hatte sich der Verein von ihm und Mesut Yanik getrennt, „aus disziplinarischen Gründen“, wie der damalige Trainer Daniel Saleh mitteilte. Doch mit Klaus Fleßers‘ Übernahme des Trainerpostens wurden die Uhren auf null gestellt, und sowohl Yanik als auch Seidel sollte wieder eine zentrale Rolle einnehmen: Fleßers überzeugte beide Spieler davon, es noch einmal zu versuchen. „Im Endeffekt bin ich froh, wieder bei der Mannschaft zu sein“, erklärt Seidel.
Warum sein neuer Trainer so große Stücke auf ihn hält, zeigte der 29-Jährige nun am Samstag. Das entgegengebrachte Vertrauen zahlte er zurück, indem er in Dilkrath erst mit dem rechten Fuß, dann mit dem Kopf und später mit dem schwächeren linken Fuß traf. Die Viersener machten es nach einer 4:0-Führung zwar noch unnötig spannend, nach 90 Minuten feierten sie aber den dritten Erfolg unter Fleßers. „Er hat hier zusammen mit Alexi Triantafillidis neuen Wind reingebracht. Der Biss ist zurück“, erklärt Seidel die Gründe für den Aufschwung. Ob der Angreifer, der in der Jugend für Borussia Mönchengladbach spielte, und vor der Saison vom Ligakonkurrenten VfB Uerdingen gekommen war, auch in der kommenden Saison noch seine Schuhe am Hohen Busch schnüren wird, ist derweil unklar.
„Das ist noch offen und ich lasse das auf mich zukommen. Ich habe noch nicht mit dem neuen Trainer Kemal Kuc geredet und kenne ihn auch nicht. Mal sehen, was der Verein und er sich vorstellen“, berichtet Seidel, der in dieser Saison noch einiges vorhat. Als Tabellenfünfter hat der 1. FC Viersen zwar elf Zähler Rückstand auf Tabellenführer Repelen und fünf auf die DJK VfL Giesenkirchen, die den Relegationsplatz belegt - ein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken ist dies für den gelernten Verfahrensmechaniker aber nicht. „Mein Trainer wird das nicht gerne hören, aber ich glaube, dass nach oben noch alles offen ist. Ich möchte ganz vorne mitspielen und vielleicht schaffen wir dann doch noch den Wiederaufstieg“, sagt der Mann mit der Nummer neun auf dem Rücken.