2024-05-24T11:28:31.627Z

Querpass
Das seit mehr als einem Jahrzehnt verlassene Gelände ist völlig heruntergekommen und voller Sträucher und Unrat. © Foto: Gerrit Freitag
Das seit mehr als einem Jahrzehnt verlassene Gelände ist völlig heruntergekommen und voller Sträucher und Unrat. © Foto: Gerrit Freitag

Bälle über'n Zaun schießen verboten

Bei Lokomotive Frankfurt ist der Schuss in die Wolken nicht ganz ungefährlich.

Eigentlich herrscht beim Fußballclub Lokomotive Frankfurt derzeit eitel Sonnenschein: Die erste Männermannschaft ist erstmals in die Kreisoberliga aufgestiegen und die A-Junioren haben es bis ins Finale des Kreispokals gegen Blau-Weiß Wriezen geschafft (2:4 aus Lok-Sicht). Allerdings hat der Verein mit einem großen Ärgernis zu kämpfen.
Denn nördlich angrenzend an den Lok-Sportplatz an der Markendorfer Straße gibt es seit vielen Jahren ein verwaistes Grundstück. Die einstigen Hallen von Raab Karcher stehen seit mehr als 15 Jahren leer und sind zunehmend dem Verfall und Vandalismus preisgegeben. Es türmen sich Unrat und Müll, auch gebrannt hat es hier schon.

Wenn im Training oder in den Punktspielen ein Ball über den löchrigen Zaun oder die etwa vier Meter hohe Hecke fällt, haben die Spieler ein Problem. Denn zum einen müssen sie das runde Spielgerät zwischen dichten Brombeersträuchern und alten Bauplatten erst einmal finden, zum anderen ist das Betreten des Grundstücks nicht ungefährlich. "Da besteht erhöhte Unfallgefahr. Aus diesem Grund lassen wir unsere Nachwuchsspieler auch nicht rübergehen, so dass sich unsere Trainer regelmäßig auf Ballsuche begeben müssen", berichtet Rolf Offermann.

Grundstück gilt als herrenlos

Loks Präsident hatte die zuständigen Stellen bei der Stadt bereits vor mehreren Jahren auf das Problem aufmerksam gemacht. "Ich war beim Bauamt, Ordnungsamt, Umweltamt – passiert ist leider wenig. Es wurden lediglich Betonbaken vor die Zufahrt aus Richtung Netto aufgestellt, damit kein illegaler Müll mehr abgeladen werden kann. Diese Absperrungen wurden während der Bauarbeiten an der Markendorfer Straße zur Seite geschafft, nun lagern hier Baumaterialien hinter einem Bauzaun", zeigt Offermann vor Ort.

Kora Kutschbach von der Pressestelle der Stadtverwaltung erklärt auf MOZ-Anfrage: "Das genannte Grundstück hat durch Aufgabe des Eigentums keinen Eigentümer mehr. Es ist herrenlos. Das Land Brandenburg hat hierfür ein Aneignungsrecht, jedoch keine weiteren Rechte und auch keinerlei Pflichten", teilt sie mit und ergänzt: "Prinzipiell bleibt der ehemalige Eigentümer im Rahmen seiner polizeirechtlichen Störerhaftung weiterhin verantwortlich für Gefahren, die von diesem Grundstück ausgehen, insofern der ehemalige Eigentümer habhaft ist. Die Sicherstellung der Einhaltung der Verkehrssicherungspflicht obliegt ansonsten der städtischen Ordnungsbehörde und dem Bauamt. Der Sachverhalt liegt dem Bauamt vor."

Von Seiten der Stadt bestehe derzeit kein Interesse an dem Grundstück. "Dem Fußballverein wurde erläutert, dass eine Eigenverantwortlichkeit dafür besteht, dass keine Bälle auf das Nachbargrundstück gelangen. Der Verein muss ordnungsrechtlich durch geeignete Maßnahmen – zum Beispiel eine Ballfanganlage – diese Beeinträchtigung verhindern. Aus dem Nachbarrecht kann der Eigentümer das Betreten des Grundstückes und das Herüberfliegen der Bälle abwehren. Dieser Anspruch besteht unabhängig von den Eigentumsverhältnissen", so die Pressereferentin.

Rund acht Meter hohe Bangfallnetze stehen bereits hinter dem einen Tor, wo es ein weiteres brachliegendes Gebäude gibt. Allerdings müssten auch die Längsseiten des Sportplatzes meterhoch eingezäunt werden. "Aber wie hoch sollen diese Zäune sein, damit wirklich kein Ball mehr rüberfliegt?", fragt Rolf Offermann und hat gleichzeitig einen anderen Vorschlag: "Als Allererstes müsste die Stadt die Hecken und Bäume verschneiden und den Müll vom Grundstück räumen. Wenn das passiert ist und ein Container aufgestellt wird, würden wir vom Verein gerne mit anpacken und eine große Aufräumaktion starten", bekräftigt Loks Vorsitzender.

Aufrufe: 010.6.2019, 20:01 Uhr
MOZ.de / Hubertus RößlerAutor