2024-05-24T11:28:31.627Z

Pokal
Alper Bagceci (Mitte, mit Pokal) und seine Mitspieler feiern im Stuttgarter Starkregen.  Nicolas Woern/Eibner
Alper Bagceci (Mitte, mit Pokal) und seine Mitspieler feiern im Stuttgarter Starkregen. Nicolas Woern/Eibner
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Bagceci und Rathgeber: Zum letzten Mal im Mittelpunkt

Beim 2:0 gegen den TSV Essingen ist Geduld gefragt

Auf dem Platz und zu sich selbst ist Johannes Reichert eisenhart. Nach dem 2:0-Sieg des SSV Ulm 1846 Fußball im Finale um den württembergischen Fußball-Pokal gegen den TSV Essingen jedoch zeigte der Mann, der wegen zahlreicher, noch nicht ausgeheilter Brüche im Gesicht mit einer Maske spielte und der für den am Rücken lädierten Florian Krebs die Kapitänsbinde trug, sein großes Herz.

Als Harald Müller, der Vorsitzende des WFV-Spielausschusses, den Spatzen um 16.16 Uhr den WFV-Pokal überreichte, schickte Reichert Alper Bagceci nach vorn. Er sollte den Cup in Empfang nehmen.

Bagceci hat sich diese Geste verdient. Für den Mittelfeldspieler, der den SSV 46 verlassen wird, war es das 449. Spiel seiner Karriere im Aktiven-Bereich. Und das siebte Finale im WFV-Pokal. Alle württembergischen Endspiele, ob mit dem 1. FC Heidenheim oder dem SSV 46, hat Bagceci gewonnen. Damit hat der 35-Jährige einen Rekord in diesem Wettbewerb aufgestellt. Auch beim siebten Mal freute sich „Mister WFV-Cup“ im Gazi-Stadion so überschwänglich, als wäre es das erste Mal gewesen. „Ein Höhepunkt zum Abschluss meiner Profikarriere“, jubelte Bagceci, „ich bin dem Trainer dankbar, dass ich nochmals die Chancen bekommen habe, auf dem Platz zu stehen.“

Ulms Coach Holger Bachthaler hatte Bagceci und den ebenfalls scheidenden Thomas Ratgeber, ähnlich wie sein FC-Bayern-Kollege Niko Kovac bei Franck Ribéry und Arjen Robben, die Möglichkeit zum großen Abgang gegeben. „Ein bisschen Wehmut ist dabei“, sagte Rathgeber, „aber es ist die absolute Freude. Wenn uns vor zwei Jahren jemand vorausgesagt hätte, dass wir zweimal diesen Wettbewerb gewinnen... Das ist nach zwei sehr intensiven Spielzeiten schon der Wahnsinn“, sagte der 34-Jährige, der sich noch nicht entschieden hat, wie oder ob es für ihn mit dem Fußball weitergeht.

Auch gegen den Verbandsligisten TSV Essingen mussten die Ulmer intensiv rackern. 45 Minuten hielt der kampfstarke Außenseiter mit allen Mitteln das 0:0. Anders als im Endspiel vor einem Jahr gegen den TSV Ilshofen, als der 3:0-Erfolg schon zur Halbzeit feststand, fiel die Entscheidung erst im zweiten Durchgang. „Wir wussten, dass es ein schweres Spiel würde. Aber wir sind ruhig geblieben und konnten in der zweiten Halbzeit zulegen“, sagte Bachthaler.

Ardian Morina brachte den Favoriten nach einem Freistoß von Luigi Campagna per Kopf in Führung (53.) „Das Reinlaufen in so einer Situation haben wir einstudiert“, sagte Dosenöffner Morina.

Vitalij Lux mag’s spektakulär

Die spektakulärste Szene dieser Begegnung gelang dem für Morina eingewechselten Vitalij Lux. Nach einem weiten Ball von Nico Gutjahr lief Lux auf Essingens Torhüter Jonas Gebauer zu, tunnelte ihn mit dem linken Fuß und flankte mit rechts auf Felix Higl, der vor den Augen seines Vaters, dem ehemaligen Profi Alfons Higl, das entscheidende 2:0 (80.) erzielte. „Ich brauche halt immer TV-Kameras“, schmunzelte der Torschütze, der in der Regionalliga oftmals unter seinen Möglichkeiten blieb, aber in der ersten DFB-Pokalrunde gegen Eintracht Frankfurt ähnlich spektakulär getroffen und beim Asien-Cup mit seinen drei Toren für Kirgisen beim 3:0 gegen die Philippinen für Furore gesorgt hatte. Das in einer ARD-Konferenz übertragene Spatzen-Spiel sahen 970 000 Zuschauer. „Das hat Vitalij bockstark gemacht“, räumte der frühere Ulmer Torhüter Gebauer ein. „Ihm blieb nichts anderes übrig, als die Beine breit zu machen“, frozzelte der Torschütze.

Der kräftige Regen störte die Ulmer Jubelarien nicht. Im Gegenteil. Per „Diver“ und mit dem Pokal rutschen die Spatzen in Richtung Ulmer Fankurve.

Aufrufe: 027.5.2019, 08:41 Uhr
SWP / Gerold KnehrAutor