Später lugte die Sonne hervor. Vorstandsmitglied Robert Philipps durfte da prophetisch sagen: „Auf Regen folgt Sonnenschein.“ So sahen es auch die etwa 600 Zebra-Freunde beim Aufgalopp. Warmer Applaus prasselte den Spielern sowie Trainer Torsten Lieberknecht und Sportdirektor Ivica Grlic entgegen. Tosender war der Beifall für Moritz Stoppelkamp, Ahmet Engin und Tim Albutat. Richtig brausend dann sogar, als Stadionsprecher Stefan Leiwen das Talent Lukas Daschner aufrief. Die sechs Neuen müssen sich Jubel erst verdienen. Ihr bloßes Auftreten weckt noch keine Hoffnungen.
Ein Name blieb dagegen ungesagt – und diese Stille hatte dem Präsidenten ein wenig die Petersilie verhagelt: Fabian Schnellhardt wechselt nämlich zum Zweitligisten SV Darmstadt 98. Der MSV erhält eine festgeschriebene Ablösesumme. Die Höhe wurde nicht genannt. Wie viel Geld es auch sein mag, ohnehin fließt ein beachtlicher Teil davon nicht in die „Mannschaftskasse“.
Sogenannte Besserungsscheine verlangen, dass eine gewisse Summe an Gläubiger auszuzahlen ist. Ingo Wald nannte die Entscheidung des 24-jährigen Mittelfeldmannes: nachvollziehbar. „Aber es ist ein herber Verlust. Wir wollten eigentlich um ihn als Leitfigur herum die neue Mannschaft aufbauen.“ Alle Überzeugungsversuche liefen ins Leere.
Trainer Torsten Lieberknecht lobte deshalb vor allem Moritz Stoppelkamp und Tim Albustin, die dem Verein treu bleiben. „Wir hatten gehofft, dass der eine oder andere wie Stoppel oder Tim das Herz gezeigt hätte, hier zu bleiben“, sagte Lieberknecht im Interview vor den Fans. Allerdings gebe es auch nachvollziehbare Gründe für einen Wechsel, so der Trainer.
Dustin Bomheuer wird einen solchen Grund haben. Gegenüber einem Fan ließ Präsident Ingo Wald durchblicken, dass der Innenverteidiger den Verein verlassen wird. Auch Angreifer Stanislav Iljutcenko wartet offenbar nur noch auf das passende Angebot. Bei Andreas Wiegel kenne er den Planungsstand nicht so genau.
Dass der Mini-Kader beim ersten Training auf einen ernsten Fachkräftemangel hindeutet, wollten Torsten Lieberknecht und Ivica Grlic nicht so sehen. Grlic sagte: „Ich habe einen Plan.“ Lieberknecht erklärte: Wenn das erste Training auf den kommenden Montag gelegt worden wäre, dann stünden wahrscheinlich noch drei oder vier Spieler mehr auf dem Platz. Mindestens zwei gestandene Jungs neben weiteren Kickern mit Potenzial sollen noch dazukommen.
Ob alt ob jung: Mentalität sollen sie zeigen, das forderte der Sportdirektor. Das habe er in der vergangenen Saison gerade bei Heimspielen vermisst. Der Trainer deutete an, dass Geduld gefordert ist: „Lieber der Start holprig, dafür das Ende umso besser.“ Das beste Ende soll der Aufstieg sein. Denn Ingo Wald machte klar, dass er seine Zebras zu den acht Mannschaften auf Aufstiegskurs zählt.
Auf dem Rückweg vom ersten Training überspannte ein Regenbogen den Duisburger Himmel. Robert Philipps hätte es gefallen.