Auf der Zielgerade die "big points" geholt

Dass es Veränderungen auf der Bank geben würde, stand lange vor dem Rücktritt von Christoph Hachtmann und Dirk Fedder fest. Einer der drei „Neuen“ ist mit Jürgen Haupt ein Aufbau-„Urgestein“. Haupt zählte schon zuvor zum engeren Trainerstab. Rene Schwarz und Enrico Kirstein kommen vom Hagenower SV, wo Schwarz zuletzt die A-Junioren zweimal in Folge zum Staffelsieg in der Landesliga führte. Auf die Unterstützung von Jan Ferber als Torwarttrainer kann man weiterhin bauen.

Die Erleichterung über das Happyend, sprich den neuerlichen Klassenerhalt, war an der Elbe riesengroß, wie Fußball-Abteilungsleiter Jens Anderson noch einmal hervorhob: „Ob Mannschaft, Trainer, Fans oder Verein – alle waren überglücklich, es am Ende einer schwierigen Saison geschafft zu haben.“ Wobei die Ergänzung „auf sportlichem Wege“ den Boizenburgern sehr wichtig ist. Man konnte neben dem Sievershäger SV, der sein Team schon vor dem ersten Anpfiff zurückgezogen hatte und damit als erster Absteiger feststand, auch den VFC Anklam und den SV Pastow hinter sich lassen. Deshalb waren die Aufbau-Kicker nicht von der vom Landesfußballverband für die kommende Saison vorgenommenen Liga-Erweiterung auf 17 Mannschaften abhängig (der insolvente Oberligist FC Neubrandenburg darf nach einer späten Änderung der LFV-Spielordnung in der Verbandsliga einen Neustart wagen).

Im angeblich so „berüchtigten“ zweiten Jahr nach einem Aufstieg hatten die Boizenburger tatsächlich eine Menge Klippen zu umschiffen. „Wir konnten die Abgänge mehrerer Leistungsträger nicht kompensieren und hatten zudem mit größerem Verletzungspech zu kämpfen.“ Außerdem sei die Aufstiegseuphorie vom Fußball-„Alltag“ eingeholt worden.

Als wohl größtes Manko führte Anderson die miserable Heimbilanz an. „Sowohl was die reine Statistik, als auch was die Spielweise betraf, lief es überhaupt nicht rund.“ Magere neun Punkte konnte man in 14 Heimspielen für sich verbuchen. Das war im Liga-Vergleich der zweitschlechteste Wert. Als der Bock auch am 16. April gegen den direkten Konkurrenten SV Pastow nicht umgestoßen werden konnte (0:2), warfen Trainer Christoph Hachtmann und Dirk Fedder das Handtuch.

„Der Schritt kam in dem Moment für uns schon überraschend. Aber Christoph wollte das als Weckruf an die Mannschaft verstanden wissen, einfach die Bremse lösen.“ Man sei nicht im Unfrieden auseinander gegangen und habe großen Respekt vor der Leistung, die Hachtmann als Muster an Einsatzbereitschaft mit seinem Team über zweieinhalb Jahre vollbracht habe. Ein großer Dank gebühre auch Michael Harder, der trotz enormer zeitlicher Beanspruchung in dieser Notsituation sofort eingesprungen sei.

Die Fans mussten bis zum 1. Mai warten, ehe sie mit dem 2:0 gegen Pommern Stralsund den ersten Sieg in der Arena an der Fliesenfabrik bejubeln konnten. Es kam nur noch ein weiterer Dreier hinzu. Das abschließende 5:2 über den TSV Friedland gab immerhin ordentlich Anlass zum Feiern. Als eigentliches „Endspiel“ stufte Anderson aber den 2:0-Erfolg eine Woche zuvor beim FC FK Rene Schneider ein. Denn der ließ die Boizenburger in der Tabelle an Pastow vorbeiziehen.

Generell verkauften sich die Aufbau-Kicker auf fremden Plätzen deutlich besser. Ohne die fünf Auswärtssiege hätte es ganz finster ausgesehen. Dass die Heimbilanz in der neuen Saison erheblich aufgebessert werden soll, steht außer Frage. Gleiches gilt für die Stabilität im Defensivverbund. Die ständigen, erzwungenen Umstellungen sorgten nicht gerade für übergroße Sicherheit. Viele individuelle Fehler taten ein Übriges, wobei die 73 Gegentreffer längst nicht nur der Abwehr anzulasten waren. „In der Offensive hat uns das ein oder andere Überraschungsmoment gefehlt. Unser Flügelspiel kam oft zu kurz, wir waren zu leicht ausrechenbar.“ Dass es Daniel Kruse trotzdem auf 20 Treffer und damit Platz drei der Torjägerliste gebracht hat, ist aller Ehren wert.

Nicht nur auf der Trainerbank gibt es Bewegung. Drei Abgänge haben die Boizenburger zu verzeichnen. Patrick Bahl heuert beim Liga-Konkurrenten MSV Pampow an, Ersatzkeeper Sören Leifels wechselt innerhalb der Stadt zur SG Motor Boizenburg. Außerdem geht der Kapitän von Bord. Michael Hardik zieht es in seine fußballerische Heimat, zum TV Neuhaus. Als Rückkehrer kann man Sebastian Brandt begrüßen, der zuletzt zwei Jahre für den TSV Empor Zarrentin gekickt hat. Die Abwehr verstärken soll Ole Grams. Beim FC Mecklenburg Schwerin ausgebildet, führt sein Weg vom Landesliga-Aufsteiger FC Schönberg II jetzt an die Elbe. Die fußballerischen Wurzeln von Neuzugang Dominik Mahnke liegen beim FC St. Pauli. Letzte Station des Mittelfeldspielers war der Hamburger Oberligist Meiendorfer SV. Darüber hinaus ist man noch mit einigen Spielern im Gespräch

.Das erklärte Saisonziel ist, kaum verwunderlich, der erneute Klassenerhalt. „Man kann davon ausgehen, dass aus der 17er-Staffel drei Mannschaften absteigen werden. Wir wollen uns möglichst aus dem größten Schlamasel heraushalten und uns in sicheren Regionen bewegen. Schön wäre, wenn wir uns dabei auch noch spieltaktisch weiterentwickeln könnten.“

Testspiele der SG Aufbau Boizenburg (so weit schon feststehend)

10. Juli, 15 Uhr, in Adendorf: FC Bergedorf (LL Hamburg) – SG Aufbau

24. Juli, 15 Uhr: SG Aufbau – SV Eichede II (VL Schleswig-Holstein)

7. August, 14 Uhr, in Leezen: SpVg Cambs-Leezen – SG Aufbau