2024-05-02T16:12:49.858Z

Spielbericht
Auf Augenhöhe mit dem FCK: die Kapitäne Damir Bektasevic und Christoph Hemlein bei der Seitenwahl.
Auf Augenhöhe mit dem FCK: die Kapitäne Damir Bektasevic und Christoph Hemlein bei der Seitenwahl. – Foto: René Vigneron

Auf Augenhöhe mit dem FCK

SV Gonsenheim bietet dem Favoriten tollen Fight +++ 78 Minuten steht es 0:0 +++ Am Ende überwiegen Freude und Stolz über die Leistung

Zum Einmarsch läuft das „A-Team“-Titellied. Kult-Zitat der 80er-Jahre-Actionserie: „Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert.“ Und der Plan des SV Gonsenheim funktionierte, zumindest über weiteste Strecken des Spiels. Verbandspokal-Achtelfinale, 3.500 Zuschauer am Bruchweg – und mit der ersten Aktion startet der Underdog gegen den „großen“ 1. FC Kaiserslautern einen Flankenlauf. Szenenapplaus. Das Selbstbewusstsein wächst sekündlich.

Doch der Drittligist erhöht den Druck. Fußabwehr Paul Simon (12.), Kevin Kraus schießt drüber (13.), es geht gut. Nicolas Obas dribbelt die rechte Seite entlang, bis zum Torabschluss, der knapp vorbei zischt (15.). Die Haupttribüne gibt Gas, Betreuer Zeki Eraslan rudert mit den Armen. Bei Alexander Rimoldis Block gegen Christoph Hemlein und Lucas Rösers Rebound (16.) ist Glück im Spiel, doch mehr und mehr schließt der Oberligist die Reihen. Eine Systemumstellung mitten im Spiel gegen die Profis klappt nahtlos. Närrische 33:33 Minuten sind gespielt, da gibt es die erste Gonsenheimer Ecke. Wieder Szenenapplaus, während der FCK-Anhang sich weitgehend in Schweigen hüllt. Als Damir Bektasevic aus 22 Metern abzieht, wackelt das Gebälk, direkt danach will Ibrahim Yilmaz Elfmeter (41.). Augenhöhe, Standing Ovations zum Pausenpfiff.

Lülligs Plan funktioniert, der SVG hat Chancen zur Führung

„Wir können sehr, sehr stolz sein“, sagt Trainer Christian Lüllig. Dessen Plan, mutig zu sein, sich nicht einzuigeln, sondern immer mit Courage am Ball zu sein, funktioniert. Und der Elfer? „Ich habe den Kontakt gesucht, er hat ihn mir gegeben“, sagt Yilmaz. Weiter ging's. 53., Ferhat Gündüz hat inzwischen mit gefühlt jedem Körperteil einen Schuss geblockt. 55., Obas wird umspielt und kratzt drei Sekunden später den Ball von der Torlinie. Dann die XXL-Chance, Khaled Abou Daya legt ins Zentrum, Bektasevic braucht zu lang, wird geblockt (60.). Kurz drauf schallen ironische „Europapokal“-Gesänge aus dem Pfälzer Block. „Wir wollten von Anfang an was reißen“, sagt Abou Daya, „Obas' Dribbling, Damirs Schuss, jede Aktion hat uns gepusht.“ Gündüz und Rimoldi kommen nach Ecken zum Abschluss. Und dann rappelt es.

Simon wird gefoult, steht Stirn an Stirn mit Timmy Thiele, fällt, Gündüz kommt dazu – Rot für den Lauterer, Gelb für den SVG-Abwehrchef (73.). „Er hat Paul eine Kopfnuss gegeben, ich habe ihn weggezogen, er hat mir den Kopf hingehalten, ich mache nichts, er fällt auf den Boden und schreit“, sagt Gündüz. Jubel bei den SVG-Spielern – und die kalte Dusche. Gündüz gibt zu, dass er Christian Kühlwetter berührt hat, Elfmeter, der Gefoulte verwandelt (78.). Die Gonsenheimer sind gelähmt, der Fuß wackelt, die Pfälzer legen nach. 0:2, Stadionsprecher Hans Walter Sans flucht bei offenem Mikro. 0:3, Abpfiff. Nun ist auch der FCK-Anhang da. Und wieder Standing Ovations für den SVG. „Überragend“, lautet das Fazit von Manager Marvin Bylsma, „78 Minuten lang denkst du, du kannst das Ding gewinnen. Das ist mehr wert als alles andere. Die Jungs haben es gespürt.“

Lob vom Gegner, Stolz auf die eigene Leistung

Lob kommt vom Gegner. „Sie haben es richtig gut gemacht, müssen nicht traurig sein“, findet Kühlwetter, „ein Riesenlob an Gonsenheim.“ Einige Köpfe hängen, andere strahlen. „Wir waren nicht weit entfernt“, sagt Yilmaz, „ärgerlich, aber die Freude über so ein Erlebnis überwiegt.“ Bektasevic lobt den Mut der Mannschaft, und die Disziplin, dem Plan zu folgen. „Wir können stolz sein“, findet Gündüz, „jeder hat für seine Karriere etwas mitgenommen, das unbeschreiblich ist. Das 3:0 ist nicht gerecht.“ Lüllig sah „überragende“ 80 Minuten, „eine sehr gute Balance – wir haben Werbung für den Mainzer Amateurfußball gemacht“. Fazit Sans bei der Pressekonferenz: „Das war ein Riesen-Erlebnis, da trinke ich jetzt einen Sauergespritzten drauf.“ Man kann diesen Gonsenheimer Auftritt gar nicht genug loben.




Aufrufe: 025.9.2019, 21:56 Uhr
Torben SchröderAutor