2024-05-02T16:12:49.858Z

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Frühestens im September soll auch auf den Plätzen in der Nordeifel endlich wieder das runde Leder fliegen. Die Frage ist nur: Ist das dann noch die alte Saison oder schon die neue? Auch die Vereine im Fußball-Altkreis Monschau sind geteilter Meinung.
Frühestens im September soll auch auf den Plätzen in der Nordeifel endlich wieder das runde Leder fliegen. Die Frage ist nur: Ist das dann noch die alte Saison oder schon die neue? Auch die Vereine im Fußball-Altkreis Monschau sind geteilter Meinung. – Foto: Heiner Schepp
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Auch die Eifelclubs sind geteilter Meinung

Bei der Abstimmung des Fußballverbandes Mittelrhein zur Fortsetzung der Saison haben mehr Vereine für einen Abbruch plädiert

Im Fußballaltkreis Monschau haben zwei Drittel der Vereine, die sich an der Abstimmung über die Fortführung der laufenden Fußball-Saison beteiligt haben, gegen den Vorschlag des Fußballverbandes Mittelrhein gestimmt. Damit ergibt sich in der Nordeifel ein anderes Meinungsbild als im gesamten Verbandsgebiet. Dort hatte sich laut FVM mit 50,14 Prozent eine knappe Mehrheit der Vereine für eine Fortsetzung der Saison 2019/20 frühestens ab Herbst 2020 ausgesprochen.

Insgesamt nahmen 696 (82,56Prozent) der am Spielbetrieb teilnehmenden Vereine an der Online-Abstimmung zur Erstellung eines Meinungsbildes innerhalb des FVM teil, darunter mit drei Ausnahmen auch sämtliche Vereine des früheren Kreises Monschau.

Sechs Videokonferenzen

Der Fußball-Verband Mittelrhein hatte von Freitag bis Sonntag vergangener Woche in insgesamt sechs Videokonferenzen seinen Vereinen ein Modell für den aufgrund der Corona-Pandemie ausgesetzten Spielbetrieb vorgestellt. Dabei warben FVM-Präsident Bernd Neuendorf und Vertreter des Präsidiums für eine Unterbrechung der aktuellen Spielzeit und eine Fortsetzung der Saison ab frühestens September. Bis vorletzten Mittwochabend konnten die Vereine über den Vorschlag, den Präsidium, Beirat und Jugend-Beirat einstimmig unterbreitet hatten, abstimmen. Jeder Verein hatte eine Stimme. „Die finale Entscheidung des FVM-Beirates wird sich an diesem Meinungsbild orientieren“, hatte der Verband angekündigt, ehe er das unter notarieller Aufsicht festgestellte, für viele aber überraschende Ergebnis verkündet hatte.

Die Lokalredaktion Nordeifel hörte sich unter den Fußballvereinen der Nordeifel um, ob sie sich an der Abstimmung beteiligt haben, wie sie abgestimmt haben und warum sie so entschieden haben. Dabei kamen viele interessante Aussagen und Argumente für beide Lösungen zur Sprache. Es wurde aber auch Kritik am Verfahren und an der Haltung der übergeordneten Verbände geübt. So meinte Ralf David, Teammanager des TuS Mützenich: „Die Bundesliga fängt jetzt im Mai wieder an, um dann im Sommer mit der jetzigen Saison fertig zu sein. Auch die wollen im Herbst mit der neuen Saison anfangen und nicht dann die jetzige Saison zu Ende spielen. Was macht dann eine andere Zeitachse eines untergeordneten Regionalverbandes für einen Sinn?“, fragt David und vermisst auch eine klare Stellungnahme oder Positionierung des DFB.

Interessant auch die Meinung von Bernhard Theißen, dem Vorsitzenden des Jugendfördervereins Monschau, der die kontroverse Debatte nicht ganz nachvollziehen kann: „Ich glaube, dass nur dort wirkliche Probleme auftauchen können, wo Geld für bezahlten Amateurfußball fließt. Über dessen Sinnhaftigkeit dürfen sich die Beteiligten angesichts wichtigerer Probleme gerne Gedanken machen.“

Nachfolgend die Stellungnahmen der Eifeler Vereine.

SV Rott: Wir haben für die Weiterführung gestimmt. Es waren zwar nicht alle Argumente des FVM für uns stichhaltig, aber die Gefahr von Klagen im Falle eines Abbruchs ist sicher nicht von der Hand zu weisen. Abgesehen davon haben wir unseren Kader schon fest, egal ob abgebrochen worden wäre und im September (oder später) neu gestartet worden wäre oder ob die Saison zu Ende gespielt wird. (Andreas Schindler, Vorsitzender)

FC Roetgen: Der FC 13 hat bei der Abstimmung gegen den Vorschlag des Präsidiums des FVM gestimmt. Wir sind für einen Abbruch der Saison und sprechen uns für ein Szenario aus , das den betroffenen Vereinen ein Höchstmaß an Toleranz bietet. Das heißt: 1. keine Absteiger, 2. Aufsteiger entsprechend der maximalen Anwendung der Auf- und Abstiegsregelung 2019/2020, in berechtigten Notfällen eher mehr, 3. Die möglicherweise aufzustockenden Ligen werden in einer mindestens über drei Spielzeiten festgelegten Abstiegsregelung wieder auf das Ursprungsmaß reduziert. Folgende Gründe haben unsere Entscheidung für einen Abbruch bestimmt: 1. Es gibt keine verlässliche zeitliche Angabe zu einem Fortsetzungstermin. 2. Viele Vereine, auch wir, haben die Saisonplanungen 20/21 bereits abgeschlossen, incl. Personalplanungen. 3. Das Präsidium des FVM konnte nicht überzeugend darstellen, wie die notwendigen Änderungen der Spielordnung (Wechselperiode 1 etc.), welche zur Fortsetzung der Saison unter unveränderten Bedingungen absolut notwendig sind, garantiert werden. Die Änderung der Spielordnung kann nicht von Gremien des FVM vorgenommen werden, sondern unterliegt der Beschlussgewalt des Verbandstages des Westdeutschen Fußballverbandes. Der FV Niederrhein und FLV Westfalen haben ebenfalls für einen Abbruch plädiert, insofern würden in wichtigen Teilen zwei unterschiedliche Spielordnungen im Regionalverband WDFV gelten. (Norbert Feder, Sportliche Leitung)

Germania Eicherscheid: Die Fußballabteilung des SV Germania hat für eine Weiterführung der Saison gestimmt, um Auf- und Abstieg sowie Meisterfragen noch sportlich lösen zu können. Die Entscheidung fällt aber äußerst schwer, weil sich die Gegebenheiten und die Faktenlage praktisch wöchentlich ändern. Wenn sicher wäre, dass die neue Saison tatsächlich am 1.9. beginnt, hätten wir vermutlich für einen Abbruch gestimmt, da dann nur eine Saison „kaputt“ gewesen wäre. (Klaus Arnolds, Geschäftsführer)

TuS Lammersdorf: Das denkbar knappe Ergebnis der Abstimmung mit nur neun Stimmen über den erforderlichen 50 Prozent spiegelt die Entscheidungssituation mit guten Argumenten für beide Alternativen – Fortsetzung oder Abbruch – wider. Nach reiflicher Überlegung hat der TuS Lammersdorf für die Fortsetzung der laufenden Saison gestimmt. Ausschlaggebend war aber nicht die Argumentation des FVM, dadurch mögliche Klagen zu vermeiden. Dies ist in den Kreisligen sicher nicht von so großer Bedeutung, Vielmehr kann zum derzeitigen Zeitpunkt niemand sagen, ob am 1. September der Spielbetrieb wirklich wieder aufgenommen werden kann. Einer abgebrochenen Saison würde dann eine weitere verkürzte Saison folgen, unter Umständen mit größeren Staffeln und mehr Spieltagen. Damit wäre nichts gewonnen. Daher bietet eine Fortsetzung größtmögliche Flexibilität, so dass die Saison 2019/20 vielleicht auch erst im Juni 2021 beendet wird.

Der TuS Lammersdorf hätte von einem Abbruch ohne Absteiger als Tabellenletzter sicherlich profitiert. Allerdings bin ich sicher, dass unsere Mannschaft den Klassenerhalt auch sportlich schafft. Wie die Entscheidung sich auf mögliche Spielerwechsel auswirkt oder wie die unterschiedlichen Vorgehensweisen der übrigen Verbände in Einklang zu bringen sind, steht auf einem ganz anderen Blatt. (Axel Tings, Vorsitzender)

TV Konzen: Der Altkreis-Verein mit den meisten Mannschaften im Spielbetrieb – drei Herrenteams in den Kreisligen A, B und C sowie zwei Frauenmannschaften in der Landesliga und der Kreisliga – hat für einen Abbruch der Saison gestimmt, vor allem im Sinne der Jugendabteilung. Wie die Saison dann letztlich bewertet wird, ist uns egal, weil voraussichtlich keine unserer Mannschaften von Auf- oder Abstieg betroffen ist. Wir haben im Seniorenbereich unsere Planungen für die nächste Saison bereits abgeschlossen, aber manche Vereine können nicht über den Sommer hinaus mit ihren Trainern planen. Wichtig ist jetzt, dass die Vereine möglichst unbeschadet aus der Sache herauskommen. Die laufende Saison ist nach einem halben Jahr Pause ohnehin kaputt und kann auch nicht mit einer Fortsetzung im September repariert werden. Wir freuen uns sehr, wenn es wieder losgeht, aber es gibt auch im Moment noch wichtigere Dinge, die jetzt zu regeln sind. (Guido Retz, Fußballobmann)

SG Vossenack/Hürtgen: Ob die Saison fortgesetzt oder abgebrochen werden soll, und wenn sie abgebrochen wird, ob und wie sie dann gewertet werden kann, ist eine schwierige Frage. Auch bei uns in der Spielgemeinschaft sind die Meinungen dazu unterschiedlich. Es wird in dieser Situation keine Entscheidung geben, die für alle Vereine, Spieler und Verantwortlichen perfekt passt. Wir werden auf jeden Fall jede Entscheidung mit sportlicher Fairness akzeptieren. Da wir nicht unmittelbar von einem möglichen Aufstieg oder Abstieg betroffen sind, können wir die Entscheidung aber auch in Ruhe auf uns zukommen lassen. (Nils Degenhardt, Abteilungsleiter Fußball)

TuS Schmidt: Wir haben aus diversen Gründen für Abbruch gestimmt. Wir wären beispielsweise dafür gewesen, die Saison anhand des bisher erspielten Punkteschnitts zu Ende zu rechnen. Wir fügen uns aber der Entscheidung. Die größten Probleme kommen da für unseren Verein auf die Jugendabteilung zu – wegen der ungeklärten Jahrgangszugehörigkeit und der Zusammenstellung eventueller Spielgemeinschaften nach dem Sommer. (Andi Lennartz, Abteilungsleiter Fußballsenioren)

TuS Mützenich: Das äußerst knappe Ergebnis der Abstimmung hat uns doch ziemlich überrascht. Bei der Videokonferenz am Montag, an der ich teilgenommen habe, klang die Tendenz der etwa 70 bis 80 teilnehmenden Vereine aus dem Fußballkreis Aachen eindeutig ganz anders. Der TuS Mützenich hat sich gegen eine Fortsetzung der Saison ab dem 1.9. ausgesprochen. Die vom FVM prognostizierte Planungssicherheit wird nicht eintreten, weil keiner weiß, wie lange uns Corona noch beschäftigt. Außerdem liegt die letzte Entscheidung bei der Landes- bzw. Bundesregierung. Außerdem ist zu befürchten, dass es viele Wochenspiele geben wird, an denen wir nicht immer auf unser volles Potential an Spielern zurückgreifen können. Die späten Spiele im Jahr benachteiligen uns auch als Naturrasenverein. Man weiß nicht, wie das Wetter mitspielt, ob noch weitere Spiele ausfallen, und ob dann überhaupt noch Zeit für Nachholspiele ist. Ein sauberer Abbruch mit Auf- und Abstiegsregelung (Quotient) wäre in unseren Augen besser gewesen. (Erwin Sauer, Vorsitzender)

SG Höfen/Rohren/Kalterherberg: Die drei Mitgliedsvereine der SG (TV Höfen, Bergwacht Rohren und SV Kaltherherberg) haben nach interner Diskussion geschlossen gegen die Fortführung der aktuellen Saison gestimmt. Die im FVM-Vorschlag aufgezeigten Punkte pro Fortführung/contra Abbruch sind für uns nicht schlüssig gewesen und nur sehr einseitig betrachtet worden. Vom Ergebnis sind wir äußerst überrascht. (Sebastian Jakobs, Fußball-Obmann)

SG Monschau/Imgenbroich: In unserer SG war man auch geteilter Meinung, wie man verfahren sollte. Während der FC 21 glaubt, mit der Fortsetzung der Saison die richtige Lösung gewählt zu haben, war man beim TuRa Monschau der Meinung, der Abbruch wäre die richtige Lösung. Ein Spiegelbild des Ergebnisses der großen FVM-Umfrage. (Josef Jordans, Fußballobmann FC Imgenbroich, auch für TuRa Monschau)

FC Viktoria Huppenbroich: Wir haben uns nach intensiven Diskussionen mit dem Trainer gegen die Fortführung der Saison entschieden. Da es keine Sicherheit über die Fortführung der Saison im September gibt und dadurch große Ungewissheit herrscht, sollte man unserer Meinung nach in den unbedeutenden unteren Kreisklassen die Saison annullieren. Sollten die Maßnahmen zur Krisenüberwindung gelockert werden, so kann man rechtzeitig über die Aufnahme einer neuen Saison nachdenken. Jedoch weiß zum jetzigen Zeitpunkt niemand, ob dies im September diesen Jahres oder gar erst im nächsten Jahr möglich ist. (Pedro Faymonville, Geschäftsführer)

SV Einruhr/Erkensruhr: An der Abstimmung zur Fortführung der Saison 2019/2020 ab September haben wir nicht teilgenommen. Da vom SV lediglich eine Seniorenmannschaft aktiv am Fußballgeschehen teilnimmt – und dies in der tiefsten deutschen Spielklasse – sehen wir der Entscheidung des FVM relativ gelassen entgegen. Natürlich sind die Bedenken der Mannschaften, seien sie nun pro oder contra einer Fortführung, für uns verständlich und nachvollziehbar. Und im Sinne der Fairness hoffen wir, dass der Verband eine Entscheidung fällen wird, die nicht nur gut 50 Prozent der Vereine zufriedenstellen wird. Als Mannschaft ohne konkrete Ambitionen, um den Aufstieg mitzuspielen, geschweige denn absteigen zu müssen, zählt für uns vor allem, dass es endlich wieder losgehen kann. Die Kicker vom SV E/E hoffen, möglichst bald wieder viele Fans in der heimischen Wildschweinarena begrüßen zu können, unabhängig davon, ob es eine Fortsetzung ist oder der Start einer neuen Saison. (Andreas Mertens, Spieler)

Jugendsportvereine

JFV Roeten/Rott: Vor der Konferenz war unsere Einstellung eher auf Abbruch gerichtet, jedoch hat sich diese Entscheidung nach der Konferenz geändert. Bei der aktuellen Situation gibt es ein Pro und Contra für beide Entscheidungen. Was richtig gewesen ist bzw. wäre, dass weiß man erst, wenn die Pandemie überwunden wurde. Wir als JFV glauben jedoch, dass eine Fortführung der Saison mit weniger Risiken verbunden ist, weil Stand heute: a) keiner sagen kann, ob wirklich die Saison am 1.9. starten kann, auch wenn der Termin verlockend klingt, und b) gegebenenfalls eine erneute Unterbrechung durch eine zweite Welle wieder zu einer Pause führt und somit zwei Saisons betroffen wären.

Natürlich hat dies für den Jugendbereich eine besondere Auswirkung, was den Übergang in die nächste Juniorenklasse bedeutet. Auch bringt es bezüglich der Wechelperioden noch große Themen mit sich, aber da sind wir uns sicher, dass wir mit dem Kreis und dem FVM auch richtige Lösungen finden werden. (Marco Recchioni, Vorsitzender)

Jugendförderverein FC Eifel: Wir haben als reiner Jugendfußballverein gegen eine Fortführung der Saison gestimmt, vor allem, weil es sonst im Sommer ein heilloses Durcheinander mit den Jahrgangswechseln gegeben hätte. In der Schule rücken alle Kinder im Sommer ein Jahr höher oder wechseln sogar die Schule. Welchen Sinn macht es da, im Fußball in der alten Altersklasse zu bleiben? Der Abbruch ist unter diesen Umständen der sauberere Schnitt und Abschluss. (Lothar Lutterbach, Vorsitzender)

JFV Monschau: Beide Alternativen hätten für den JFV keinen bedeutenden Nachteil gehabt. Die ein oder andere Mannschaft und auch der ein oder andere Spieler sehen für sich einen Abbruch vermutlich als bessere Variante. Wir vom Vorstand halten die Fortführung der Saison später im Jahr für die Möglichkeit, mit der größeren Wahrscheinlichkeit wenigstens eine Saison komplett zu Ende zu spielen und dann mit der übernächsten Saison zur Normalität zurückzukehren. (Bernhard Theißen, Vorsitzender)

Meinungsbild statt Ergebnis

„Es ist jetzt unsere Aufgabe, das Ergebnis der Umfrage gründlich zu analysieren. Das ist ein völlig normales Verfahren. Zu diesem knappen Meinungsbild werden sich die Gremien in den nächsten Tagen intensiv austauschen“, meinte FVM-Präsident Neuendorf am 30. April zu der Frage, wie es nun weitergeht. Und auf der Homepage des Verbandes hieß es diese Woche noch: Zum jetzigen Zeitpunkt ist keine Entscheidung für oder gegen eine Fortsetzung der Saison getroffen.

Aufrufe: 09.5.2020, 14:00 Uhr
Heiner Schepp | AZ/NAutor