2024-06-04T08:56:08.599Z

Vereinsnachrichten
Vorzeitiger Abschied: Vollblutfußballer Ludwig Anspach zieht aus zahllosen Disziplinlosigkeiten Konsequenzen. 	Archivfoto: hbz
Vorzeitiger Abschied: Vollblutfußballer Ludwig Anspach zieht aus zahllosen Disziplinlosigkeiten Konsequenzen. Archivfoto: hbz

Anspach hat Egotrips satt

Coach der SG Amöneburg/Kostheim 12 hört schweren Herzens nach Runde auf

Amöneburg/Kostheim . Es ist eine Entscheidung, die ihm extrem aufs Gemüt drückt. Doch sie ist aus seiner Sicht unumgänglich. Trainer Ludwig Anspach hat seine im Januar beim Fußball-Kreisoberligisten SG Amöneburg/Kostheim 12 gegebene Zusage für die nächste Runde zurückgezogen – für den Fußball-Enthusiasten, der als Spieler beim SV Wehen Sternstunden erlebt hatte, die vielleicht schwierigste Entscheidung seiner langen Sportlerlaufbahn, quasi eine eigene innere Höchststrafe.

Der 58-Jährige gibt mit der ihm eigenen Offenheit unumwunden zu: „Ich komme einfach nicht mehr mit der heutigen Spieler-Generation zurecht. Man ärgert sich und ist nur noch schlecht drauf – das geht auch an die Gesundheit. Die Werte, die ich als Spieler und Trainer kennengelernt habe und vertrete, sind nicht mehr zu vermitteln. Wir haben alles versucht, sind es weich und hart angegangen. Doch bei über 50 Prozent der Spieler liegt die Trainingsbeteiligung bei unter 50 Prozent. Nach 21 Jahren in Folge als Trainer werde ich in der nächsten Saison keine Mannschaft übernehmen.“ Er werde allenfalls bei der SG als Helfer zur Verfügung stehen“, lässt Anspach durchblicken.

Ein Einschnitt für ihn, nachdem er in der Winterpause mit einer personellen Frischzellenkur dem Negativtrend hatte entgegenwirken sollen. Doch seine Zuversicht, mit sieben Neuen eine Trendwende zu erwirken, bekam spätestens vor dem ersten Testspiel Risse, als insgesamt acht Mann aus unterschiedlichen Gründen fehlten. Die Wintervorbereitung geriet zur Farce, es setzte auch eine 2:7-Pleite gegen ein B-Liga-Team. „Als Typen sind das ja alles klare Kerle. Aber was sie als Fußballer machen, muss ich heftig kritisieren. Sie machen, was sie wollen und denken, dass sie recht haben. Ich habe ihnen gesagt: ‚Ihr seid beratungsresistent, wollt mit dem kleinsten Aufwand das Größtmögliche erreichen.‘ Wir haben einen Teamabend gemacht. Vier sind relativ schnell weg, um woanders weiterzufeiern. Und nach einer Krisensitzung, die vom Tenor reinigenden Charakter hatte, erschienen am nächsten Tag zum Training nur vier Mann“, hat Anspach die Egotrips mancher Spieler einfach satt. Letztlich gab die 0:8-Pleite im Derby beim Nachbarn Kastel 46 zum Kreisoberliga-Auftakt 2019 den Ausschlag, die Reißleine zu ziehen.

Anspach kann das Verhalten Einzelner auch deshalb nicht nachvollziehen, weil „der Verein top aufgestellt ist und es viele Menschen gibt, die etwas für die Mannschaft machen“. Clubchef Marcus Stotz, der Sportliche Leiter Michael Zöbel sowie seine Co-Trainer Ahmad Siddig und David Diels wie auch Organisator Holger Zebich zählen zum Kreis derer, die für gute Rahmenbedingungen sorgen. Was offenkundig von etlichen Spielern nicht honoriert wird. „Aber ich werde die Saison mit Haut und Haaren, mit tausend Prozent zu Ende bringen“, verspricht Anspach, der als Fußballer auf allen Bühnen stets mit höchstem Einsatz agiert hat.



Aufrufe: 07.3.2019, 13:30 Uhr
Stephan NeumannAutor