2024-05-24T11:28:31.627Z

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André Trienenjost spielt in Essen ohne jeden Druck.
André Trienenjost spielt in Essen ohne jeden Druck. – Foto: Thies Meyer

Andre Trienenjost ist wieder auf dem Platz

Der 32-jährige Angreifer, der im Sommer 2021 seine Laufbahn beim Oberligisten 1. FC Kleve beendet hatte, spielt nun für den Essener Klub SuS Haarzopf in der Kreisliga B. Doch das lädierte Knie steht ihm weiter im Weg.

Andre Trienenjost kann es einfach nicht lassen. Im Sommer 2021 hatte der Angreifer beim Oberligisten 1. FC Kleve im Alter von 31 Jahren seine Laufbahn für beendet erklärt. Immer wieder war der Duisburger von Knie-Blessuren zurückgeworfen worden.

„Der Arzt sagte mir, dass es wohl nicht besser wird. Dann habe ich mir die Frage gestellt: Wie hoch ist der Preis, um vielleicht noch einmal ein Jahr zu spielen? Das Verhältnis passte einfach nicht mehr“, sagte Andre Trienenjost damals. Doch nun ist der Stürmer zurück auf dem Platz. Er läuft jetzt für den SuS Haarzopf in Essen auf.

Für die zweite Mannschaft der Grün-Weißen ist Andre Trienenjost unterwegs. Das Team kämpft in der Kreisliga B um den Aufstieg. „Ich werde dort sicher nicht jedes Spiel machen. Es ist ganz klar abgesprochen worden, dass man nur dabei ist, wenn man Zeit hat und will“, sagt der 32-Jährige. Er habe sich nicht mehr verpflichten wollen, sportlicher Druck dürfe nun keine Rolle mehr spielen.

Hat den Fußball vermisst

„Es war aber in den vergangenen Monaten so, dass ich es vermisst habe, Teil einer Mannschaft zu sein und mit den Jungs in der Kabine zu sitzen“, sagt Trienenjost. Außerdem habe ihn das Konzept des SuS Haarzopf überzeugt: Alle Gelder, die das Team erspielt, werden für einen guten Zweck gespendet.

So hat der Klub aus dem Essener Süden etwa eine Patenschaft für die Errichtung eines Trinkwasser-Brunnens in Äthiopien von der Stiftung des früheren Bundesliga-Akteurs Neven Subotic sowie für die Reittherapie eines beeinträchtigten Kindes vom Carolinenhof in Essen übernommen. Marc Enger, der früher für die Spielvereinigung Essen-Schonnebeck in der fünfthöchsten deutschen Spielklasse auf Torejagd ging, hat sich als Verantwortlicher des Klubs um Andre Trienenjost bemüht. Mehrfach winkte der Stürmer ab, nun konnte er den Lockrufen allerdings nicht mehr widerstehen.

„Es läuft hier alles ein wenig anders als bei anderen Klubs. Dienstags und donnerstags ist Training. Über eine App trägt man ein, wann man dabei sein kann. Es fragt aber auch niemand nach, wenn man es mal drei Wochen lang nicht schafft“, sagt Trienenjost. Man sei auch nicht verpflichtet, bei den Liga-Partien dabei zu sein. Stattdessen stünde der Spaß am Sport und an der Gemeinschaft im Vordergrund. „Wenn ich unter der Woche Lust habe, mit meiner Frau essen zu gehen, dann mache ich das. Als Oberliga-Spieler hätte ich dem Klever Trainer Umut Akpinar natürlich nicht sagen können, dass ich einfach mal eine Einheit aussetze. Aber diese Freiheit möchte ich nun unbedingt haben“, sagt Trienenjost.

Der 1. FC Kleve hätte den Angreifer im vergangenen Sommer gerne gehalten. Und das nicht nur wegen seiner Torgefahr. Andre Trienenjost gilt auch als ein äußerst mannschaftsdienlicher Spieler, der stets voran geht und für jüngere Akteure ein echtes Vorbild ist. Zwei Jahre stand der Angreifer in der Kreisstadt unter Vertrag, in zehn Partien traf er sechs Mal. Sein Nachfolger am Bresserberg wurde Danny Rankl, der vom Regionalligisten VfB Homberg zum 1. FC Kleve wechselte.

Vor zwei Wochen stand Neuzugang Trienenjost erstmals für den SuS Haarzopf II auf dem Platz. Mit 5:0 setzte sich der Spitzenreiter gegen den Tabellenzweiten SV Borbeck durch. Eine Viertelstunde vor Schluss wurde Trienenjost eingewechselt. „Ich kann nicht behaupten, dass es rund gelaufen ist. Schon nach zehn Minuten hatte ich wieder ein dickes Knie. Zwei Jahre habe ich nun keinen Sport gemacht. Und ich kann nicht wirklich behaupten, dass es besser geworden ist. Daher werde ich auch nicht mehr an meine Leistungen von früher anknüpfen können“, sagt Andre Trienenjost, die Nummer drei der ewigen Torjägerliste der Oberliga. „Ich werde auch vorerst nicht 90 Minuten auf dem Platz stehen.“ Dennoch wolle der Familienvater in dieser Saison weitere Minuten sammeln und womöglich alle zwei Wochen zum Training erscheinen. Ein höheres Pensum sei aktuell mit Blick auf den Beruf, die Familie und auch die eigene körperliche Verfassung einfach unmöglich, so Trienenjost.

Für die B-Liga-Mannschaft stehen neben Andre Trienenjost gleich mehrere Akteure auf dem Rasen, die früher höherklassig gekickt haben. Darunter sind auch Ex-Kollegen des 32-Jährigen. „Es ist ein Team, das aus Spielern besteht, die lange verletzt waren, wegen des Jobs nicht mehr allzu viel Zeit oder mittlerweile Familie haben“, sagt Trienenjost. So spielte der 36-jährige Mittelfeldakteur Markus Heppke von 2014 bis 2016 für die SV Hönnepel-Niedermörmter in der Oberliga. Abwehrspieler Dominik Borutzki, 31 Jahre alt, stand wiederum von 2015 bis 2017 in Kalkar unter Vertrag. Nun kicken die beiden ebenfalls in der Kreisliga B, ein kleines Abenteuer. Viele weitere Protagonisten des SuS Haarzopf II spielten vor Jahren mindestens auf Landesliga-Niveau.

"Nur kleiner Rücktritt vom Rücktritt"

„Spielerisch ist das eine sehr gute Truppe. Wir führen die Tabelle an und würden gerne in die A-Liga aufsteigen. Auch wenn ich vorerst nicht über 90 Minuten mitspielen kann, dürfte ich vielleicht bei der einen oder anderen Ecke gefährlich mitmischen können“, sagt Trienenjost. Auf die Saison in der Essener Kreisliga A würde er sich sehr freuen, eine ganz neue Erfahrung. „Ich habe noch nie in der Kreisliga A gespielt. Es ist klar, dass es da schwieriger wird. Doch wie hoch das Level ist, kann ich noch ganz schwer einschätzen. Ich bin ganz entspannt und lasse es auf mich zukommen“, sagt Andre Trienenjost.

Der SuS Haarzopf II führt die Tabelle der Kreisliga B aktuell mit zwei Punkten Vorsprung vor dem SV Borbeck an. Man ist auf bestem Wege in Richtung Aufstieg. „Ich habe in den vergangenen Monaten immer wieder Anfragen von Klubs bekommen, warum ich nicht zu ihnen wechsele. Aber ich kann nicht mehr für ein Team spielen, bei dem nur 13 oder 14 Akteure unterwegs sind. Dann würde ich mich verpflichtet fühlen, zum Training und zu den Spielen immer zu kommen. Genau das will und kann ich aber nicht mehr“, sagt Andre Trienenjost. So ist es nur ein kleiner Rücktritt vom Rücktritt.

Aufrufe: 028.4.2022, 12:00 Uhr
Maarten OversteegenAutor