Als Flörsheim und Unterliederbach im Aufstiegsfinale standen

"Ein besseres Drehbuch hätte man sich für den letzten Spieltag nicht ausdenken können", erinnert sich Unterliederbachs damaliger Trainer Michael Drogi an die brisante Ausgangslage vor dem entscheidenden Main-Taunus-Derby zurück. Im Vorfeld der Partie hatten sich beide Vereine wochenlang ein Fernduell um den zweiten Tabellenplatz, der zu den Aufstiegsspielen gegen den Dritten der Gruppenliga Gießen/Marburg berechtigte, geliefert. Dabei war die Begegnung vor allem auch ein Aufeinandertreffen zweier Klubs mit gänzlich unterschiedlichen Saisonverläufen: Während Aufsteiger Flörsheim eine überragende erste Gruppenligaspielzeit hingelegt und seit dem Ende der Hinrunde mit einer Ausnahme immer auf Rang zwei hinter dem unangefochtenen Ligaprimus Zeilsheim gestanden hatte, glich die Saison von Verbandsliga-Absteiger Unterliederbach einer Achterbahnfahrt.

Die Mannschaft um VfB-Kapitän Celal Yesil startete mit drei Punkten aus den ersten fünf Begegnungen denkbar schlecht in die Misson direkter Wiederaufstieg und fand sich auch nach einem Drittel der Spielzeit nur auf einem enttäuschenden neunten Tabellenplatz wieder. "Das war der erwartet schwere Start nach dem Abstieg", sah sich Michael Drogi damals in seinen Befürchtungen bestätigt. Noch zu Jahresbeginn betrug der Abstand der Unterliederbacher zu Flörsheim satte zehn Zähler. Doch die Frankfurter kamen in blendender Verfassung aus der Winterpause und warenn nach fünf aufeinanderfolgenden Siegen auf Platz drei der Tabelle angekommen. "Im März wird die Runde entschieden", erklärt Drogi seinen Fokus auf den Beginn des zweiten Saisonhalbjahres, "da kann man anderen Teams mit einer guten Vorbereitung einige Schritte voraus sein." Unterliederbach dominierte den März 2016 und hatte sich vor dem 34. Spieltag schließlich bis auf drei Punkte an die Mannschaft von DJK-Trainer Hans Richter herangearbeitet.

Das finale Aufeinandertreffen der beiden Teams am 29. Mai entwickelte sich zunächst wie vielerorts erwartet. Gastgeber Flörsheim, dem bereits ein Unentschieden für die Verteidigung des Aufstiegsranges genügte, zog sich in den Anfangsminuten in die eigene Hälfte zurück und überließ den Gästen weitgehend den Ball. Die Drogi-Elf kontrollierte das Spiel und kombinierte sich bis Mitte der ersten Hälfte einige Male gefährlich vor den Kasten von Flörsheim-Keeper Nicolas Westbeld - ohne jedoch zum Torerfolg zu gelangen. "Die Partie lief tatsächlich genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte", blickt der damalige Unterliederbach-Coach auf die ersten 35 Minuten des Showdowns zurück. Dann allerdings verlor der Frankfurter Stadtteilklub die Kugel im Mittelfeld überraschend an die Hausherren, die die Konter-Einladung dankend annahmen und Adrien Antinac (37.) in Schussposition brachten. Der Mittelfeldspieler versenkte die Kopfallvorlage von Angreifer Florian Neumann sehenswert unter der Latte. Gleich im Anschluss an den Führungstreffer nutzte Neumann (38.) eine Unachtsamtkeit in der Abwehr der Gäste und netzte zum vorentscheidenden 2:0 für Flörsheim ein.

Von diesem doppelten Tiefschlag erholte sich Unterliederbach auch nach dem Seitenwechsel nicht mehr. Zu groß war der Abstand (vier Tore) zu Tabellenplatz zwei und dem damit verbundenen Aufstieg durch die beiden Flörsheimer Treffer geworden. "Die Moral war danach gebrochen", gibt auch Michael Drogi den Einbruch seiner Elf in der zweiten Halbzeit ohne Umschweife zu. "Dazu kam, dass es an dem Tag extrem heiß war. Das machte es noch einmal schwerer dem Rückstand hinterherzulaufen." Flörsheim entschied das Saisonfinale letztlich souverän für sich und stieg einige Wochen später gemeinsam mit Aufstiegsspiel-Gegner VfB Wetter in die Verbandsliga Hessen Mitte auf. In Unterliederbach wich die Enttäuschung über das verlorene "Endspiel" bald dem Stolz auf eine grandiose Aufholjagd und den dritten Tabellenplatz. Für Michael Drogi waren die drei Spielzeiten als Trainer beim VfB Unterliederbach "trotz so mancher Hektik, die es bei jedem Verein gibt, eine tolle Zeit, in der viele Freundschaften entstanden sind, die bis heute bestehen."

DJK Flörsheim: Westbeld - Keller, Bendriss, Güven (46. Wind), Bernhardt - El-Allali, Sefa (53. Balguartit), Sariano - Antinac (67. Capan), Neumann, Hartings - Trainer: Richter

VfB Unterliederbach: Knapschinski - Bilski, Cosar, Kabbouz (88. Walter), Reljic (76. Caliskan), Araychi - Naimi, Yalcin, Yesil - Troll (79. Keban), Yesil - Trainer: Drogi

Tore: 1:0 Antinac (37.), 2:0 Neumann (38.)