2024-05-02T16:12:49.858Z

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Alle Neune - oder warum nur 18 Spieler auf dem Feld stehen

Fußball-Kreisliga C Herford: In dieser Saison dürfen Mannschaften erstmals nur mit neun Spielern antreten. Welche Erfahrungen haben sie gemacht? Und was sagen die Gegner dazu?

Ein Blick an die Mittellinie: Fehlen da nicht ein paar Leute? Bei der Begrüßung vor dem Spiel des SC Herford III gegen den SV Enger-Westerenger II stehen auf beiden Seiten jeweils nur acht Feldspieler und ein Torwart bereit. Doch das hat alles seine Richtigkeit.

Der SC Herford III und der TuS Bardüttingdorf II spielen in dieser Saison in der Herforder Fußball-Kreisliga C im so genannten Norweger Modell. „Das bedeutet: In der C-Liga dürfen Mannschaften mit nur neun anstatt elf Spielern gemeldet werden“, sagt Kai Rieke, der Vorsitzende des Kreisfußballausschusses im Fußballkreis Herford und begründet dies mit der „Flexibilisierung des Spielbetriebs“.

„Für uns ist das genau das Richtige“, sagt Karl Bubrowski und lacht. Herfords Trainer ist vor der Saison mit seinen Kickern vom FC Radewig zum SC Herford gewechselt. „Für zwei Mannschaften hatten wir zu wenig Leute, für eine Mannschaft waren es aber zu viele“, macht er eine einfache Rechnung auf. Also wurde ein 11er-Mannschaft in der Kreisliga B und ein 9er-Team in der Kreisliga C gemeldet. „So haben alle Spielpraxis“, sagt er. „Für zwei Mannschaften wären die 30 Spieler tatsächlich zu wenig gewesen“, betont auch SC-Geschäftsführerin Carola Kühling.

Außer der Anzahl der Spieler bleibt beim Norweger Modell alles wie gehabt: Die Größe des Spielfeldes, die Spieldauer und auch das Aufstiegsrecht. „In der Kreisliga B müssten diese Mannschaften dann aber als 11er-Team antreten“, erklärt Rieke die Durchführungsbestimmungen. Umgekehrt müssen der SC Herford III und der TuS Bardüttingdorf II in der aktuellen Saison immer als 9er-Mannschaft spielen – auch wenn an den Spieltagen mal mehr Personal vor Ort ist. „Das ist kein Problem“, sagt Bubrowski, „wir sind so eingespielt, jeder kennt seine Laufwege.“ Taktisch hat der Trainer hinter der Dreierkette noch einen Ausputzer gestellt. Ein Art Libero quasi. Dann gibt es drei Spieler im Mittelfeld und einen Stürmer. „Man hat mehr Platz, muss aber auch mehr laufen“, nennt SC-Spieler Roman Leis Vor- und Nachteile, „gerade jetzt, wenn es warm wird, kann das auch unangenehm sein. Da ist Aufmerksamkeit gefordert und halt Kondition.“ Immerhin: Trainer Bubrowski kann seine Ersatzspieler beliebig oft ein- und auswechseln. „Es geht doch darum, dass die Jungs Spaß haben und Spielpraxis bekommen“, sagt er, „schließlich wollen alle spielen. Unser jüngster Spieler ist 18 Jahre alt, der älteste ist unser Torwart mit 43 Jahren.“

Die Gegner sind indes von den 9er-Mannschaften nicht wirklich begeistert. „Das ist schon ein bisschen Wettbewerbsverzerrung. Ich muss ja zwei meiner Spieler draußen lassen“, sagt Dominic Kläsener, der Trainer des SV Enger-Westerenger II. „Für uns ist es anfangs echt ungewohnt und der Gegner ist schon eingespielt“, findet er, „ich hätte sogar noch einen Spieler aus der ersten Mannschaft einsetzten können, der hatte aber keinen Bock auf 9er-Mannschaft.“ Der SVEW-Coach hatte eine Dreier-Abwehrreihe aufgeboten, davor einen Sechser, drei Mittelfeldspieler und einen Stürmer. „Es ist aber so viel Platz“, so Kläsener, „die Spieler können fast überall rumlaufen, müssen aber auch viel verschieben und den Raum nutzen.“ Genau das hat sein Team beim 9:1 (2:0)-Sieg gegen den SC III gut umgesetzt, weil vor allem über die Außenbahnen immer wieder viel Druck gemacht wurde.

„Zu Saisonbeginn lief es für uns viel besser. Jetzt haben wir personelle Probleme, auch weil wir einige Jungs an die zweite Mannschaft abgegeben haben“, sagt Karl Bubrowski und betont noch einmal: „Der Spaß ist wichtig.“

Kleiner Trost für die 11er-Mannschaften in der Kreisliga C: Jedes Team hat in der Staffel 1 und Staffel 2 während der Saison genau zwei Spiele gegen 9er-Mannschaften.

Aufrufe: 020.4.2017, 13:43 Uhr
Yvonne GottschlichAutor