2024-05-17T14:19:24.476Z

Interview
Für Kadir Alkan ist klar: Die Stadt München muss Vereine seiner Meinung nach mehr unterstützen. F: Baris Ersungur
Für Kadir Alkan ist klar: Die Stadt München muss Vereine seiner Meinung nach mehr unterstützen. F: Baris Ersungur

Alkan: „Uns wurde indirekt das Grünwalder versprochen"

Türkgücü-Ataspor-Manager wettert gegen die Stadt

Im Interview kritisiert SV Türkgücü-Ataspor-Manager Kadir Alkan die Stadt München hart und fordert mehr Unterstützung für die Vereine, speziell in puncto Platzpflege.

Der SV Türkgücü-Ataspor ist vergangene Saison in die Bayernliga aufgestiegen und damit nach dem FC Bayern und dem TSV 1860 die dritte Fußball-Kraft in München. Bis vor wenigen Wochen kickte die Elf von Trainer Andi Pummer auf der Bezirkssportanlage an der Heinrich-Wieland-Straße. Die Bedingungen dort sind aber nach Ansicht von Teammanger Kadir Alkan untragbar. Deshalb musste der Aufsteiger jetzt nach Heimstetten ausweichen. Alkan erhebt im Interview schwere Vorwürfe gegen die Stadt.

Was waren die Gründe dafür, dass der SV Türkgücü-Ataspor München entschieden hat, die Heimspiele nach Heimstetten zu verlegen? Immerhin ist dein Verein bereits seit Jahrzehnten an verschiedenen städtischen Bezirkssportanlagen beheimatet.

Wir haben einfach von den Trainingsbedingungen her massive Probleme gehabt. Wenn es in die Winterzeit geht, so ab September, gibt es kein Flutlicht auf der Anlage. Wegen des Lichtes müssen wir dann früh auf den Kunstrasen ausweichen. Wir spielen aber am Wochenende trotzdem auf Rasen weiter, was für uns mit den Ambitionen einfach kontraproduktiv ist. Letztes Jahr haben wir auf eigene Kosten eine Lösung gefunden, damit wir zumindest zweimal die Woche auf Rasen trainieren können.

Aber nicht nur dort habt ihr investiert.

Wir haben in der Heinrich-Wieland-Straße auf eigene Kosten die ganzen Ersatzbänke vergrößert, die elektrische Videotafel gekauft und sehr viel Eigeninitiative betrieben, weil von der Stadt die Zusammenarbeit beziehungsweise die Zuschüsse einfach sehr, sehr rar bis gar nicht vorhanden sind.

So haben wir letztes Jahr immer wieder mit den Plätzen zu kämpfen gehabt. Hier wird teilweise einmal die Woche gemäht. Manchmal donnerstags, aber auch nicht sehr kurz. Bis Sonntag ist der Rasen dann natürlich viel höher. Wir haben oft darum gebeten, dass sie zumindest freitags mähen sollen, damit wir am Sonntag einen einigermaßen kurzen Rasen haben, auf dem man Fußball spielen kann. Allerdings ist uns die Stadt auch hier nicht entgegengekommen. Das war dann eher Zufall und wir mussten selbst Hand anlegen.

Wie sah die ganze Situation im Winter aus? Wurde sich dort ausreichend um die Plätze und mögliche Alternativen gekümmert?

Im Winter dürfen die Kunstrasenplätze nicht geräumt werden. Deswegen mussten wir immer auf eigene Kosten in die Sporthochschule Unterhaching gehen, um auf einem vernünftig geräumten Kunstrasenplatz spielen zu können. Ab März haben wir auf stumpfem Kunstrasen gespielt, da die Rohrleitungen aufgrund der Kälte nicht freigegeben wurden. So konnten wir nicht einmal die Plätze wässern, obwohl diese staubtrocken waren. Das hat uns auch bereits einen Spieler gekostet, der wegen der Platzverhältnisse einen Kreuzbandriss erlitten hat. Außerdem mussten wir deswegen oft bis Mitte April die Heimspiele auf Kunstrasen austragen, weil die Stadt erst dann im Zufallsprinzip für Ordnung an den Anlagen sorgt. Jetzt, wo wir in der Bayernliga sind, ist das nicht mehr zumutbar.

Und was ist mit Unterstützung seitens der Stadt München?

Mit der Stadt kommen wir einfach nicht weiter. Unser Präsident Hasan Kivran hat im letzten Jahr mit den Verantwortlichen des Sportamts gesprochen. Uns wurde bei einem Aufstieg in die Bayerliga indirekt zugesichert, dass wir im Grünwalder Stadion spielen dürfen.

Danach sieht es aktuell ja nicht aus. Was ist aus dem Traum von der neuen Spielstätte geworden?

Als wir aufgestiegen sind, wurde das im Juni 2018 kurzerhand abgelehnt, obwohl der BFV gesagt hat, dass unsere Anlage die Auflagen für die Bayernliga nicht erfüllt. Dies hat der Verband auch der Stadt selbst mitgeteilt. Die Stadt wollte sich daraufhin nicht an Umbaukosten beteiligen, lehnte gleichzeitig aber auch das Grünwalder Stadion ab. So waren wir gezwungen zu handeln. Ich verstehe einfach nicht, dass früher vier Vereine dort gespielt haben. Nun dürfen wir als vierter Verein, der es verdient hätte, nicht dort spielen. Das verstehen wir nicht. Für mich verwahrt die Stadt uns die nötige Unterstützung.

Um noch einmal näher auf die Thematik mit dem Grünwalder Stadion einzugehen: Warum genau dürft ihr nun dort nicht spielen?

Es wurde gesagt, dass man ab der Regionalliga dort spielen könne. Für uns ist das kein Problem, allerdings muss die Stadt dann unsere Spielstätte an der Heinrich-Wieland Straße Bayernliga-tauglich machen. Entweder, oder. Das ist paradox. Wir haben eine tollte Perspektive, aber um erfolgreich zu sein, braucht man einfach bessere Trainingsbedingungen.

Nun spielt ihr in Heimstetten. Erhaltet ihr Unterstützung?

Nein. Wir bezahlen dafür, um dort spielen zu dürfen. Es gibt keine Unterstützung. Wenn es nach der Stadt geht, würden wir in der Bezirkssportanlage spielen. Doch nach dem Mähen wird teilweise nicht einmal das Gras mitgenommen. Das ist unterste Schublade. Es muss wirklich mal ein Umdenken stattfinden. Die Stadt muss die Vereine unterstützen.

Für euch ist der Anreiseweg natürlich auch sehr lange. Aber in der Bezirkssportanlage bleiben konntet ihr nicht.

Die Stadt schafft es nicht einmal, irgendwo Flutlichter auf Rasenplätze zu bauen. Ich habe gehört, dass sie das bewusst machen, da die Mannschaften sonst länger auf Rasen trainieren würden. Das führt natürlich auch zu höhren Kosten bei der Instandhaltung der Plätze. Die haben halt eines gelernt: Alles auf Kunstrasen. Aber dass er stumpf ist und man sich darauf verletzen kann, interessiert keinen. Sie sitzen rum und die Sportler und Kinder müssen es ertragen.

Aufrufe: 01.8.2018, 14:57 Uhr
Jan AhrensAutor