2024-05-16T07:18:09.875Z

Allgemeines
Augen zu und durch: Markus Schleich und der TSV Schongau müssen nach dem Abstieg in der A-Klasse ran. / Er fängt die Bälle künftig in Polling: Torhüter Florian Pfaff verlässt Weilheim und wechselt zum Nachbarn. F: Fuhrmann/Gronau
Augen zu und durch: Markus Schleich und der TSV Schongau müssen nach dem Abstieg in der A-Klasse ran. / Er fängt die Bälle künftig in Polling: Torhüter Florian Pfaff verlässt Weilheim und wechselt zum Nachbarn. F: Fuhrmann/Gronau

Absturz zweier Traditionsvereine im Kreis Weilheim

Weilheim und Schongau auf dem absteigenden Ast

Sie sind die Größten. Gemessen an der Einwohnerzahl. Sportlich gehören die Fußball-Vereine aus den Kreisstädten Weilheim und Schongau mittlerweile zu den Kleinen. Beide sind in die A-Klasse abgestürzt. Eine Spurensuche.

Verschwundener Frohsinn, seltsame Stille, gesenkte Köpfe – über der sonst so heiteren Fußball-Abteilung des TSV Schongau lag an den letzten Spieltagen der Kreisklasse 4 eine bleierne Schwere. Obwohl sich der Abstieg schon seit Monaten abgezeichnet hatte und das Eintreten des sportlichen Tiefpunkts niemanden mehr überraschte, lähmte die Gewissheit über den Absturz in die A-Klasse 8 den Verein aus der Kreisstadt. Allerdings nur kurz – dann machte sich schnell Aufbruchstimmung breit! Sagt zumindest Hannes Waldmann. „Klar, es hat weh getan. Und tut es immer noch“, sagt der Chef der Schongauer Fußballer. „Aber die Stimmung im Verein ist positiv. Alle wollen anpacken und helfen, die Situation wieder zu verbessern. Es ist klar, dass unser Klub nicht in die A-Klasse gehört.“

Über die Gründe des Niedergangs – binnen vier Spielzeiten ging es von der Kreisliga bis in die A-Klasse (siehe Kasten) – ist bereits einiges bekannt. Die Konkurrenz in der Stadt ist mit zwei weiteren Fußball-Klubs (Türk Gücu und Kosova) sowie den ansässigen Eishockey- und Handball-Vereinen groß. Da hilft es auch nichts, dass die Schongauer eine durchaus erfolgreiche Jugendarbeit betreiben, über 200 Kinder betreuen. Nur die Wenigsten davon kommen aber bei der Ersten Mannschaft an. Erschwerend kam heuer hinzu, dass mit Abwehrchef Bastian Klein und Torjäger Marius Klein zwei langjährige Säulen die FAS vor der Saison verlassen hatten. „Diese Abgänge konnten wir nicht kompensieren“, sagt Waldmann.

Dennoch soll es in Zukunft wieder nach oben gehen. Der direkte Wiederaufstieg ist das Ziel. Und irgendwann soll die FAS auch wieder weiter oben angesiedelt sein. Waldmanns Ziel: Die Bezirksliga! „Ich werde für diese Zielsetzung immer belächelt. Ich bin auch Realist, weiß, dass das nicht von heute auf morgen passieren wird. Aber in meinen Augen, muss ein Verein wie unserer dieses Ziel haben. Zumindest langfristig.“

Zunächst soll es aber zurück in die Kreisklasse gehen. Möglich machen sollen das die, die den Schongauern den Abstieg eingebrockt haben. Kein Spieler wird den Verein verlassen. „Ein gutes Signal“, sagt Waldmann. „Aber ich habe den Männern gesagt, dass sie in Zukunft noch enger zusammenstehen, sich alle zur FAS bekennen müssen.“ Neuverpflichtungen gibt es, Stand jetzt, keine. Lediglich ein paar Spieler aus dem Nachwuchs sollen zum Kader stoßen.

Keine Veränderungen wird es auch im Trainerteam geben. Wolfgang Salzmann und Michael Junger (coacht die zweite Mannschaft in der B-Klasse) bleiben an Bord. Junger sagte bereits im Winter zu. Salzmann wollte erst die Entwicklung im Frühjahr abwarten, hat mittlerweile aber auch zugesagt. „Wir haben vollstes Vertrauen in beide Trainer, freuen uns, dass sie bei uns bleiben.“

Der TSV Weilheim arbeitet derweil mit Nachdruck an seinem Image als Fahrstuhl-Mannschaft. Vor zwei Jahren stieg das Team aus der Kreisstadt erstmals in seiner Vereinsgeschichte in die A-Klasse ab. Zwar schaffte es umgehend die Rückkehr in die Kreisklasse, doch dann folgte der zweite Sturz in die A-Klasse. Bereits nach wenigen Spieltagen zeichnete sich ab, dass es für die Weilheimer eine schwere Saison werden würde. Der damalige Trainer Matthias Lumma fehlte kurzfristig aus beruflichen Gründen während der Vorbereitung, an einen geregelten Trainingsbetrieb war somit nicht zu denken. Bereits zur Winterpause war der TSV Tabellenletzter.

Auch ein Trainerwechsel – auf Lumma folgte Thomas Grumbach – brachte nicht mehr die erhoffte Wende. Dabei ging der Lumma-Nachfolger optimistisch an seine neue Aufgabe heran: „Ich habe wirklich geglaubt, dass wir es schaffen können.“ Die Leistungen seiner Mannschaft seien gar nicht so schlecht gewesen, so Grumbach, „nur die Ergebnisse haben nicht gepasst“. Die alte und neue Spartenleiterin Claudia Auner stellt dem neuen Coach ein gutes Zeugnis aus: „Er ist sehr bemüht, er hat die Spieler immer motiviert.“ Die Schuld will sie den Spielern nur bedingt zuschieben: „Ein Abstieg ist nie nur das Versagen der Mannschaft, sondern des Vereins“, so Auner. Und da liegt ihrer Ansicht nach Einiges im Argen. Im Umfeld gebe es immer welche, die alles besser wüssten. „Hilfe kam von diesen Leuten dann aber nicht viel“, so die TSV-Fußballerchefin, „das macht mich schon traurig“.

Nach dem zweiten Abstieg binnen zwei Jahren steht bei den TSV-Fußballern ein großer Umbruch bevor. Ferhat Gündogdu und Ben Rabel etwa hören auf, Andreas Färber und Florian Krichenbauer kehren zu ihrem Heimatverein nach Wielenbach zurück. Torhüter Florian Pfaff, vergangene Saison ein großer Rückhalt in einem sehr verunsicherten Team, schließt sich dem Kreisliga-Aufsteiger SV Polling an. Die Lücken sollen ein halbes Dutzend an Spielern aus der eigenen A-Jugend füllen, die Coach Grumbach zum Teil schon in der vergangenen Saison eingesetzt hat.

Aufgrund dieser radikalen Verjüngungskur gehen die Weilheimer mit vergleichsweise bescheidenen Zielen in die neue Saison in der A-Klasse 5. „Wir wollen den Umbruch meistern und nichts mit dem Abstieg zu tun haben“, so Grumbach. Ein solches Vorhaben hat er bei seinem Heimatverein, dem TuS Alztal Garching, schon erfolgreich umgesetzt. Daher geht Grumbach zuversichtlich in die kommende Spielzeit. Am kommenden Montag, 2. Juli, starten die rundumerneuerten TSV-Fußballer in die Vorbereitung.

Auch für Spartenleiterin Auner steht der sportliche Erfolg zunächst einmal nicht so sehr im Fokus: Wichtiger sei es, das Miteinander zu fördern. „Wir wollen Spieler, Trainer, Betreuer und Eltern wieder näher zusammenbringen.“ Ein weiteres Ziel sei es auch, Spieler aus der A-Jugend in die Vorstandsarbeit zu integrieren. Die Nachwuchsarbeit soll weiter intensiviert werden. Der Sturz in die A-Klasse ist für Auner kein Grund zum Wehklagen: „So ein Abstieg ist für den Verein auch eine Chance.“

Aufrufe: 026.6.2018, 09:58 Uhr
Weilheimer Tagblatt / Stefan SchnürerAutor