2024-05-17T14:19:24.476Z

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„Brennende Schmerzen im Brustbereich“ hatte Florian Wilka nach einem Probetraining beim TSV Murnau.
„Brennende Schmerzen im Brustbereich“ hatte Florian Wilka nach einem Probetraining beim TSV Murnau. – Foto: Rudi Stallein

13-Jähriger nach Corona-Infektion: Atemnot auf dem Fußballplatz - „nicht mehr so gut Luft bekommen“

Kinderarzt klärt auf

Florian Wilka (13) aus Bad Tölz steckte sich im Herbst vergangenen Jahres mit Covid-19 an. Noch heute kämpft er mit den Folgen der Corona-Infektion.

Bad Tölz – Kinder stecken eine Infektion mit dem Coronavirus locker weg: So ist die landläufige Meinung. Doch die Realität sieht manchmal anders aus. Diese Erfahrung hat ein junger Fußballer aus Bad Tölz gemacht, der nach zweiwöchiger Quarantäne plötzlich feststellte, dass ihm, bis dato „ein fitter Turnschuh“ – wie seine Mutter ihren Sohn beschreibt –, die Luft wegblieb. Mitte Oktober vorigen Jahres erhielt er den Befund. Wie sich das Virus bei ihm eingeschlichen hat, glaubt Florian Wilka (13), zu wissen: Eine Baustelle auf dem Weg zur Realschule in Tegernsee. Schienenersatzverkehr. „In dem Bus für 50 Leute waren in der Zeit 100 Leute, die meisten standen“, erinnert sich der junge Tölzer.

Tölzer Bub mit Corona infiziert: Normal „fit wie ein Turnschuh“

Zwei, drei Tage später fiel der Corona-Test am Morgen in der Schule positiv aus. Florian zeigte die üblichen Symptome. „Ein bisschen Schnupfen und Husten, wie man es mal hat in dieser Jahreszeit“, sagt die Mama – die es, trotz Impfung, am Tag darauf auch erwischte. Der Papa und der ältere Bruder blieben verschont. Zwei Wochen verbrachte der 13-Jährige daheim, genoss es, dass er in der Früh eine Stunde länger schlafen konnte. Nach dem Online-Unterricht stand statt Training auf dem Fußballplatz Zocken an der Playstation auf dem Programm. Das sei mit der Zeit jedoch langweilig gewesen, sagt Florian.

Zwei Wochen und ein negatives Testergebnis später freute er sich, dass er wieder raus konnte. Doch die Ernüchterung folgte prompt. Der Spaziergang hinauf zum Kalvarienberg strengte ihn plötzlich an. „Das war neu“, berichtet Papa Thomas Wilka, der den sportbegeisterten Filius nur als topfitten, konditionsstarken Fußballer und Skifahrer kannte. „Er war bei allen Leistungstests ganz vorne mit dabei. Und plötzlich bringt ihn ein kleiner Anstieg zum Schnaufen“, sagt der Vater. „Da sind wir doch verunsichert gewesen.“

Nach Corona-Infektion: „Brennender Schmerz im Brustbereich“

Deshalb ließen sie ein paar Wochen verstreichen, ehe sie Florian wieder zum Vereinstraining beim SV Bad Tölz gehen ließen. Doch als das Training etwas intensiver wurde, stieg Florian aus. Atembeschwerden. „Ich habe nicht mehr so gut Luft bekommen“, erzählt er. Besonders heftig war es im Probetraining beim höherklassigen TSV Murnau, zu dem er im Winter wechseln wollte. Danach habe er über „brennenden Schmerz im Brustbereich“ geklagt, erklärt Mama Katrin Wilka.

Florian ist kein Einzelfall. „Das erleben wir auch. Vor allem bei Kindern, die sehr ehrgeizig sind, die auch im Training an ihre Leistungsgrenze gehen, haben wir sowas immer wieder mal“, bestätigt Dr. Tobias Reploh. „Das Virus scheint die Lunge doch ganz schön anzugreifen.“ Hinzu komme eine psychische Belastung, wenn man erkenne, dass man seine Leistungsreserven nicht mobilisieren könne, wenn der Motor „nur auf drei Zylindern“ laufe. „Wenn die Leistung nicht mehr stimmt, das geht an die Nieren“, sagt der Tölzer Kinderarzt, der auch eine Vermutung von Florians Mama Katrin Wilka bestätigen kann: „Wenn einer keinen Sport macht, dem fällt das womöglich gar nicht groß auf, dass er ein bisschen mehr schnauft.“

Glück im Unglück: Bub (13) hat wohl kein Long-Covid

Die besorgten Eltern ließen ihren Sohn auf Herz und Lunge prüfen. Der Befund der Kardiologin: Alles in Ordnung. So nahm Florian bei seinem neuen Verein – den Wechsel konnte Corona nicht verhindern – das Training auf. Und musste kurz darauf wieder pausieren: Zur Atemnot gesellte sich ein Magen-Darm-Virus. Auch dies sei, so der Kinderarzt, nicht ungewöhnlich. Allerdings betont Dr. Reploh auch: „Das wird nicht Long Covid.“ Diese Gefahr bestehe eher bei älteren Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Er empfehle dem fußballbegeisterten Jungen unbedingt, ins Training, aber nicht an die Leistungsgrenze zu gehen. Es sei ganz wichtig, im Sport dabei zu bleiben, sonst bestehe die Gefahr, dass ein Kind die Lust verliere, so Reploh. „Es kann sein, dass er den Winter über down ist. Aber er muss sich keine Sorgen machen. Er hat eine super Prognose.“

Diese Woche hat Florians neue Mannschaft das Training nach der Winterpause wieder aufgenommen. „Ich habe so lange nicht Fußball spielen können – ich freue mich richtig drauf“, sagt der 13-Jährige. Sein Fazit nach den ersten zwei Trainingseinheiten: „Es ist anstrengend, aber es hat Spaß gemacht.“ Auch Mama Katrin Wilka ist erleichtert: „Er hat noch etwas gebremst, was nach der langen Pause wohl normal ist, aber es geht in die richtige Richtung.“

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Aufrufe: 022.1.2022, 10:16 Uhr
Rudi StalleinAutor