2024-05-24T11:28:31.627Z

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Martin Kokrda führt immer noch Regie beim TSV Langquaid - seit 16 Jahren.
Martin Kokrda führt immer noch Regie beim TSV Langquaid - seit 16 Jahren. – Foto: Charly Becherer

10 Mal um die Welt für die große Liebe - ein Traum bleibt

Martin Kokrda (38) aus Pilsen in Tschechien kickt seit knapp 17 (!) Jahren für den TSV Langquaid: Warum?

2003 holte der FC Bayern München das Double und ein gewisser Giovane Elber wurde Bundesliga-Torschützenkönig. Der VFB Stuttgart wurde Vize-Meister und der Hamburger SV qualifizierte sich für den UEFA-Pokal. Und ein gewisser Martin Kokrda schlug beim TSV Langquaid auf. Während Elber sich längst in den wohlverdienten Fußball-Ruhestand verabschiedet hat und Europa-Pokalteilnahmen für Stüttgart und Hamburg wie Anekdoten aus längst vergangenen Zeiten anmuten, ist der 38-jährige Tscheche immer noch im Landkreis Kelheim aktiv. Zweimal in der Woche macht sich der gelernte Schwimmlehrer und Bademeister auf den Weg von seiner Heimatstadt Pilsen ins ca. 190 Kilometer entfernte Langquaid. Ein Wahnsinnspensum - was unweigerlich die Frage aufwirft: Warum um alles in der Welt tut er sich das an? Der sympathisch bescheidene und nimmermüde Spielmacher aus dem Nachbarland steht Rede und Antwort:
FuPa: Martin, wie geht es dir im Moment in der Corona-Krise und willst du anschließend überhaupt wieder nach Langquaid kommen?
Martin Kokrda (38): Mir und meiner Familie geht es gut. Wir bedfinden uns derzeit in Pilsen oder in einem Ferienhaus in der Nähe von Pilsen. Aktuell hat sich die Situation bei uns gebessert. Seit Montag, den 11. Mai können wir ohne Einschränkungen in Gruppen Sport treiben und alles kehrt langsam zum normale Betrieb zurück. Ab dem 25. Mai sollte alles wieder offen sein. Und Ich freue mich schon sehr darauf,wieder in Langquaid zu trainieren.

Seit unglaublichen 16 Jahren bist du nun schon beim TSV Langquaid. Wie hast du es so lange ausgehalten?
Für mich ist Langquaid ein zweites Zuhause geworden. Der Verein, die Menschen, der Ort, die Freunde, der Fußball - alles ist perfekt. Ich freue mich sehr über mittlerweile 16 Jahre, die ich beim TSV verbringen durfte.

Wie ist es 2003 überhaupt zum Wechsel nach Langquaid gekommen?
Mein guter Freund Lukáš Kasl spielte damals bereits beim TSV und als der Verein einem Mittelfeldspieler brauchte, haben sie mich kontaktiert. Gleich in der ersten Saison durften wir gemeinsam den Aufstieg feiern.
Fast genau zehn Jahre ist dieser Schnappschuss aus dem Jahre 2010. Martin Kokrda am Ball.
Fast genau zehn Jahre ist dieser Schnappschuss aus dem Jahre 2010. Martin Kokrda am Ball. – Foto: Gärtner


Warum nimmst du diesen Aufwand auf dich? Ist der TSV sozusagen deine große fußballerische Liebe?
Ich liebe Fußball und ich liebe einfach dieses Adrenalin bei Spielen. Und ja, das mit der großen fußballerischen Liebe kommt schon hin. Der TSV Langquaid ist der Verein meines Herzens. (schmunzelt)

Hast du dir nie gedacht, das wird mir alles zu viel, ich mag nicht mehr?
Ja klar, direkt nach der allerersten Trainingseinheit. (lacht) Ich sage dir, 200 Kilometer ins Training und dann wieder 200 Kilometer zurück, das ist einfach zu viel. Es ist unmöglich - dachte ich mir. (lacht)


Hast du dir schon mal überlegt, ganz nach Deutschland zu ziehen?
Zu einem früheren Zeitpunkt ja, als ich noch nicht verheiratet war und keine Kinder hatte. Jetzt mit der Familie ist es schwierig, aber sag niemals nie.

Was denkt eigentlich deine Frau über dein zeitraubendes Hobby?
Es ist nicht einfach für sie. Ich ordne dem Fußball schon viel unter, bin immer unterwegs. Sie macht sich meistens Sorgen, wenn ich nachts nach dem Training zurückfahre. Aber sie versteht mich auch und unterstützt mich.

450.000 bis 500.000 Kilometer hat er in all den Jahren nach eigener Einschätzung abgerissen.

Du hast mit Sicherheit schon einige Autos gehabt: Was würdest du sagen, wie viele Kilometer bist du in der deiner langen Zeit in Langquaid schon gefahren?
Wir fahren zweimal pro Woche nach Langquaid, das sind insgesamt 800 Kilometer. Von Februar bis November, unterbrochen von drei Wochen Sommerpause. In den 17 Jahren müsste ich schätzungsweise so zwischen 450.000 und 500.000 Kilometern zurückgelegt haben.

Wie lange willst du noch in Langquaid spielen?
Ich möchte bis 2023 spielen in Langquaid bleiben. Das würde bedeuten, dass ich dann 20 Jahre für den TSV gespielt hätte. (lacht) Ich hoffe, das klappt. Aber Priorität hat natürlich die Gesundheit.

Machst du viel Ausdauertraining, weil du mit 38 immer noch so fit bist?
Ich muss, ohne Fitness kann man nicht Fußball spielen. Ich laufe viele Kilometer alleine durch den Wald und mache nebenbei noch andere Sportarten wie Schwimmen, Tennis, und Radfahren.
In der Spielzeit 14/15 durften Martin Kokrda (li., im Duell mit Josef Krieg) in der Landesliga mitmischen - am Ende reichte es aber nicht zum Klassenerhalt.
In der Spielzeit 14/15 durften Martin Kokrda (li., im Duell mit Josef Krieg) in der Landesliga mitmischen - am Ende reichte es aber nicht zum Klassenerhalt. – Foto: Geisler


Eines fernen Tages wird es aber soweit sein: Was hast du nach deiner aktiven Karriere geplant?
Ich bin seit zehn Jahren verheiratet und habe zwei Kinder. Meine Tochter ist neun Jahre alt, mein Sohn vier. Ihnen werde ich dann viel Zeit widmen und ich möchte natürlich auch weiterhin Sport treiben.

Ziehst du eine Trainerkarriere in Erwägung?
Wohl eher nicht. Das gefällt mir ehrlich gesagt nicht so gut. Ich könnte mir allerdings vorstellen, zuhause in Tschechien kleine Kinder zu trainieren. Das würde mir durchaus Spaß machen.

Aufrufe: 014.5.2020, 13:13 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor