1. Kreisklasse: Wiepenkathen geht die Puste aus

"So ist Fußball. Wir machen den Sack nicht zu. Das haben wir uns selbst zuzuschreiben", sagte Franz Olenberger ziemlich gefasst wenige Minuten nach dem Abpfiff. Das Hinspiel hatte Wiepenkathen nach schwacher erster Halbzeit und einem 0:1-Rückstand mit 4:1 gewonnen. Diesmal gelang der Start. Bereits nach neun Minuten kann es 0:1 stehen. Eintracht-Schlussmann Filip Larionesi warf einen Ball Ramazan Delik direkt vor die Füße. Der versuchte das Spielgerät aus 20 Metern direkt im Tor unterzubringen, doch er verzog. Da hätte mehr Ruhe am Ball hilfreich sein können. Die Gastgeber hatten Probleme, ins Spiel zu finden. Es ging zwar hin und her, doch Wiepenkathen machte den besseren Eindruck, obwohl Top-Torjäger Mazlum Delik angeschlagen nur auf der Bank saß. Nach 15 Minuten leisteten sich die Immenbecker den nächsten Bock. Der emsige 17-jährige Bjarne-Levi Kayser köpfte unbedrängt an der Mittellinie den Ball direkt zu Ramazan Delik, der es wieder nicht abwarten konnte und aus etwa 35 Metern einfach mal auf den Kasten der Eintracht schoss. Larionesi stand weit vor seinem Kasten, konnte dem Ball nur noch hinterhersehen. Das 0:1 war absolut verdient.

Wenige Minuten später hätte Marcel Marbes beinahe auf 0:2 erhöht, als er eine scharfe Flanke von Ramazan Delik nur knapp über das eigene Gehäuse schoss. Auf der anderen Seite traf er auch nicht besser. Sein Kopfball flog in aussichtsreicher Position knapp am Gästetor vorbei. Jetzt ließen beide Teams einige Möglichkeiten liegen. Bjarne Levi Kayser (27.) auf der einen und Tarek Bent Schmüser (36.) auf der anderen Seite hätten sich in die Torschützenliste eintragen können. Das tat wieder Ramazan Delik. Mehmet Deger hatte sich im Zweikampf mit Kevin Schulz behauptet, war auf der linken Seite durchmarschiert, passte in die Mitte, wo Delik nur noch vollstrecken brauchte.

Zwei Minuten später hätte Gianluca Prion auf 0:3 erhöhen müssen. Er tauchte völlig frei vor Larionesi auf, doch der 21-jährige Keeper rettete in höchster Not. Durchgang zwei sollte dann eine der denkwürdigsten Halbzeiten dieser Saison werden. Zunächst ließen beide Mannschaften wieder jeweils eine gute Gelegenheit durch Timo Weseloh (56.) und Gianluca Prien (57.) aus.

Zehn Minuten später hätte sich Ramazan Delik endgültig die Krone aufsetzen können. Zum wiederholten Male setzte er sich gegen seine Gegenspieler durch, stand allein vor Filip Larionesi, doch der starke, aber manchmal zu übereifrige Angreifer schoss am Tor vorbei. Das musste die Entscheidung sein. Die Strafe folgte prompt auf der Gegenseite. Hauke-Henning von Husen hob in einer bis dahin ungefährlichen Situation den Ball hoch vor das Tor von Lucas Nagel und da stand niemand bei Bjarne Levi Kayser, der zum 1:2 einnickte.

Die Eintracht witterte jetzt die Chance, legte allerdings vorerst nicht nach. Bis zur 81. Minute, als wieder Bjarne Levi Kayser zur Stelle war. Der 17-Jährige nahm einen verlängerten Kopfball volley, doch Lucas Nagel lenkte die Kugel mit einem Wahnsinnsreflex über die Latte. Wenig später trat der gute Schiedsrichter Ulrich Mayntz zum einzigen Male negativ in Erscheinung. Als vermutlich Einziger auf der Sportanlage Brune Naht sah er ein Handspiel eines Immenbeckers im Strafraum. "Ich habe da nichts gesehen", gab sogar Wiepenkathens Coach Franz Olenberger zu. Erneut hätte Ramazan Delik den berühmten Sack zumachen können, nein müssen, doch er hämmerte den Elfmeter humorlos an den Querbalken. Dass die Gäste diese Partie noch verlieren könnten, war auch jetzt noch nicht zu erahnen. Sie ließen sich zwar weitgehend hinten reindrängen, doch gefährlich wurde es nicht. Bis zur 89. Minute. Kevin Schulz kam an einen hohen Ball, köpfte aus kurzer Entfernung auf das Tor, doch wieder war Lucas Nagel da, lenkte das Runde ans Eckige, Marcel Marbes staubte zum 2:2 ab. Der Jubel war schon groß und alle dachten an eine Punkteteilung. Bis sich Marcel Marbes auf der linken Seite in der Nachspielzeit durchsetzte, halbhoch in die Mitte spielte und Timo Weseloh einfach mit der Fußspitze ins lange Eck spitzelte und den 3:2-Siegtreffer markierte.

Unglaublich, dass die Gäste mit völlig leeren Händen nach Hause fuhren und somit in der Tabelle die Immenbecker vorbeiziehen ließen. Die Böhling-Elf überwintert auf Rang zwei. "Uns zeichnete immer wieder aus, dass wir zurückkommen können. Heute war natürlich auch etwas Glück dabei", so der Eintracht-Trainer.

Schiedsrichter: Ulrich Mayntz (Buxtehude) - Zuschauer: 60
Tore: 0:1 Ramazan Delik (15.), 0:2 Ramazan Delik (41.), 1:2 Bjarne Levi Kayser (68.), 2:2 Marcel Marbes (89.), 3:2 Timo Weseloh (90.+2)
Besondere Vorkommnisse: Ramazan Delik (TSV Wiepenkathen II) schießt einen Handelfmeter an die Latte (84.).

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