2024-05-10T08:19:16.237Z

Halle
Die Jahn-Futsaler erhalten sich die Chance auf die Titelverteidigung am Leben.
Die Jahn-Futsaler erhalten sich die Chance auf die Titelverteidigung am Leben. – Foto: Christian Herbst

0,4 Sekunden vor Schluss: Dem Jahn glückt ein Husarenstück

Die Regensburger Futsaler biegen ein verloren geglaubtes Spiel noch um und erzwingen das alles entscheidende dritte Halbfinale

„Meine Stimme ist weg“, sagt Oliver Vogel, Abteilungsleiter der Futsal vom SSV Jahn 1889 Regensburg, am Sonntagabend. Und muss selbst ein wenig lachen. „Wenn du 0,4 Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit das 4:4 machst und dann in der zweiten Halbzeit das Verlängerung das 5:4 nachlegst, dann zeigt das, was die Jungs haben wollen – trotz Verletzungen und Krämpfen“, versuchte Vogel mit einem Tag Abstand Worte für das zu finden, für das es eigentlich keine Worte gibt.

Das Heimspiel der Regensburger Hallencracks gegen Hohenstein-Ernstthal im Halbfinale der Deutschen Futsalmeisterschaft war ein geschichtsträchtiges an diesem Samstagabend. In vielerlei Hinsicht. Als alles mit der Sommerpause für den Jahn gerechnet hatte, schlugen die Mannen um Spielertrainer Lucas Kruel wenige Zehntelsekunden vor der Schlusssirene doch noch zu. Ein schnell ausgeführter und abgefälschter Eckball von Alcides landete irgendwie im Netz. 4:4, es ging in die Verlängerung. Dort hatte der SSV Jahn 1889 den längeren Atem und es war Gabriel, der den gegnerischen Torhüter mit einem Schuss aus der Distanz auf dem falschen Fuß erwischte (47.). Wenige Minuten später brachen bei Spielern und Fans alle Dämme.



Zuvor war es lange hin und her gegangen, es war ein Spiel auf Augenhöhe, das auf beide Seiten hätte kippen könnten. Am Ende wollten die Regensburger den Sieg um ein Quäntchen mehr. „Ich habe so etwas in neun Jahren Futsal noch nicht erlebt. Ich glaube, dass es noch kein Spiel in Deutschland gab, dass 0,4 Sekunden vor Ablauf der regulären Spielzeit so entschieden worden ist. Und das in einem Halbfinale“, war SSV-Abteilungsleiter Oliver Vogel Tags darauf immer noch geflasht vom Geschehenen. „Das ist einzigartig in Deutschland, das gab es noch nie.“ Kampf, Wille, Leidenschaft – das alles brachten die Regensburger Futsaler vor 300 Zuschauern in der Clermont-Ferrand-Halle schulbuchmäßig aufs Parkett. Selbst mehrere Krämpfe zum Schluss raus waren egal, der Jahn biss auf die Zähne.

Das erste Halbfinale zwischen dem amtierenden deutschen Meister und dem Vizemeister war noch mit 3:0 an die Sachsen gegangen. Diesmal drehten die Domstädter den Spieß um. Das wiederum bedeutet: Am kommenden Samstag (16.15 Uhr) steigt in Hohenstein das dritte und alles entscheidende Duell um den Finaleinzug um die deutsche Meisterschaft. Im Endspiel würde der TSV Weilimdorf warten. „Wir fahren dahin und wollen das Spiel gewinnen“, macht Vogel unmissverständlich klar und ist „wahnsinnig stolz“ auf seine Spieler. „Wir sind amtierender deutscher Meister, jeder will uns jetzt schlagen.“ Der Kampf und auch die beiden Torhüter dürften nach Ansicht Vogels am Samstag entscheiden.

Übrigens: Den deutschen Meistertitel im Futsal konnten bislang nur die Hamburg Panthers verteidigen. Jetzt hat Jahn Regensburg als Titelträger von 2017 und 2023 selbst die Chance, in die Geschichtsbücher einzugehen.

Aufrufe: 029.4.2024, 10:28 Uhr
Florian WürtheleAutor