2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Feine Technik, großer Kampfgeist: Löwen-Spielmacher Eroll Zejnullahu (Nr. 5).
Feine Technik, großer Kampfgeist: Löwen-Spielmacher Eroll Zejnullahu (Nr. 5). – Foto: IMAGO/Bernd Feil/M.i.S.

1860-Spielmacher Eroll Zejnullahu: „Ich bin einer, der nie aufgibt“

Berliner Fußballkäfige haben ihn geprägt

Eroll Zejnullahu hat sich als Spielmacher der Löwen etabliert. Im Interview spricht er über seine feine Technik, die er sich in Berlin angeeigent hat.

München – Wenn die Löwen den Vorwärtsgang einlegen, geht der Blick der Kollegen meistens zu ihm: als kämpfender und vor allem Bälle verteilender Spielmacher hat sich Eroll Zejnullahu beim TSV 1860 mittlerweile festgespielt. Wohl kein Spieler im aktuellen Kader ist technisch so versiert wie der 29-Jährige, der vor der Saison aus Bayreuth nach München gewechselt ist. Im Interview mit unserer Zeitung spricht Zejnullahu über seine Kindheit in Berliner Fußballkäfigen und verrät, was er auf dem Bolzplatz gelernt hat.

Herr Zejnullahu, Sie bezeichnen sich selbst als Schnicker. Was genau ist das?

Das ist jemand, der mit dem Ball gut umgehen kann. Ein Straßenkicker.

„Früher gab es noch keine Handys und keine Sozialen Netzwerke. Mein Leben hat sich nur um Fußball gedreht.“

Eroll Zejnullahu.

Erzählen Sie mal. Sie sind Berlin aufgewachsen. Wie wurden Sie zum Straßenkicker?

Ich war jeden Tag draußen. Egal ob bei Sonne oder bei Regen. Ich habe in Käfigen gekickt, auf Spielplätzen, wo wir Tore zusammengebastelt haben. Das war meine Welt. Früher gab es noch keine Handys und keine Sozialen Netzwerke. Mein Leben hat sich nur um Fußball gedreht.

Die Berliner Fußball-Käfige sind berühmt-berüchtigt. Oft steigen dort auch Turniere.

Genau, die wurden teilweise sogar professionell organisiert. Ich war ja als Kind in einem Flüchtlingsheim, da wurde ein Käfig auf dem Parkplatz aufgestellt. Da habe ich dann gekickt.

„Ich bin einer, der nie aufgibt. Das ist eine große Stärke von mir.“

Eroll Zejnullahu.

Haben Sie dort auch Ihre feine Technik entwickelt?

Das hat schon viel dazu beigetragen. Ich liebe den Ball, habe immer gerne gedribbelt. Das hat eine große Rolle gespielt in meinem Leben. So ist das dann wahrscheinlich entstanden.

Was haben Sie im Käfig noch gelernt?

Die Durchsetzungsfähigkeit. Ich bin einer, der nie aufgibt. Das ist eine große Stärke von mir. Manchmal gibt es eben Phasen, in denen es nicht läuft. Aber dann muss man halt Gas geben und sich durchkämpfen.

„Ich versuche immer, mich zu zerreißen.“

Eroll Zejnullahu.

Wie in Ihrer Anfangszeit bei 1860, als Sie nur auf der Bank saßen.

Man will immer spielen, das ist doch klar. Ich bin fokussiert geblieben und habe meine Chance genutzt, als ich sie bekam. Es ist nicht meine Art, den Stinkstiefel zu spielen. In solchen Phasen ist mein Ziel, den Trainer durch Leistung umzustimmen.

Das hat geklappt. Der Trainer lobte Sie zuletzt für Ihr hohes Laufpensum.

Ich bin zwar ein offensiver Fußballer, aber ich war schon immer auch einer, der viel läuft. Der Trainer lässt aggressives Pressing spielen, dafür musst du fit sein. Ich versuche immer, mich zu zerreißen.

„Wie er das Spiel gelesen hat – wow!“

Eroll Zejnullahu über sein Vorbild Zinedine Zidane.

Als Spielmacher sind Sie mittlerweile gesetzt. Was zeichnet einen guten Zehner aus?

Eine gute Übersicht und gutes Spielverständnis. Dass man sich in freie Räume bewegt und den ein oder anderen Schnittstellenpass spielt. Vorlagen liefern und Tore schießen gehört natürlich auch dazu.

Zu welchem Spieler haben Sie als Kind immer aufgeschaut?

Einer meiner Lieblingsspieler und Vorbilder ist Zinedine Zidane. Er hatte eine brutale Spieltechnik und wie er das Spiel gelesen hat – wow! Ich schaue mir noch heute gerne Videos von ihm an.

„Aktuell entwickeln wir uns in die richtige Richtung.“

Eroll Zejnullahu über die laufende Saison in der 3. Liga.

Gut ein Drittel der Saison ist gespielt. Was ist für 1860 dieses Jahr drin?

Man hat natürlich immer Zielvorstellungen. Sei es jeder persönlich oder wir alle als Mannschaft. Aktuell entwickeln wir uns in die richtige Richtung. Wir tun aber gut daran, weiter von Spiel zu Spiel zu schauen.

Nach dem Spiel gegen Freiburg II sprachen Sie davon, dass die Mannschaft spielerisch noch mehr Potenzial hätte …

Das war keine Kritik am Trainer – auch wenn das in einem Artikel so interpretiert wurde. Das möchte ich hier noch mal klarstellen.

„Ich bin selbstbewusst genug, um zu sagen, dass es nicht mein letztes gewesen sein wird.“

Eroll Zejnullahu will nach seinem Treffer gegen den SC Freiburg nachlegen.

Maurizio Jacobacci nahm Sie in der 85. Minute vom Feld. Haben Sie den Applaus der Fans genossen?

Das hat mich natürlich gefreut. Zu einem Sieg gehört aber die ganze Mannschaft dazu. Ich bin happy, dass ich mein erstes Pflichtspiel-Tor für Sechzig geschossen habe. Und ich bin selbstbewusst genug, um zu sagen, dass es nicht mein letztes gewesen sein wird.

Haben Sie zur Tor-Premiere für Ihre Kollegen schon etwas springen lassen?

Noch nicht, aber da wird etwas kommen. Vielleicht stelle ich einen Kuchen in die Kabine. Ich hatte vor kurzem Geburtstag, das kann ich dann ganz gut kombinieren (grinst). (Interview: Johannes Ohr)

Aufrufe: 031.10.2023, 09:38 Uhr
Johannes OhrAutor